Millionen-Pleite eines Vermögensberaters

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Grazer Ertrag & Sicherheit Vermögensberatung ist pleite. Ursache sind Anlegerklagen in Millionen-Höhe.

Der KURIER hat bereits in der Vorwoche berichtet, dass dem Grazer Vermögensberatungsunternehmen Ertrag & Sicherheit (E & S) das Wasser bis zum Hals steht und die Insolvenz droht. Jetzt ist es fix: Am Dienstagvormittag hat das Unternehmen um Manfred Zettl und Leopold Krauthammer am Landesgericht Graz einen Insolvenzantrag eingebracht. Insolvenz-Ursache sind Klagen von Anlegern in Millionen-Höhe und ein gerichtlicher Streit mit der Haftpflichtversicherung, die die Anlegerschäden nicht decken will. Rund 10,2 Millionen Euro betragen die Verbindlichkeiten. Die insolvente Ertrag & Sicherheit Vermögensberatung GmbH beschäftigt derzeit 19 Mitarbeiter.

Gescheiterte Vision?

"Die Ertrag & Sicherheit Vermögensberatung GmbH war bis dato eines der führenden österreichischen Unternehmen im Bereich Vermögensberatung und spezialisiert auf den langfristigen Vermögensaufbau und innovative Finanzierungskonzepte", heißt es im Konkursantrag aus der Feder der renommierten Grazer Anwaltskanzlei Held Berdnik, Astener & Partner (hba). "Die Vision der Geschäftsführer war, Privatanlegern ähnliche Möglichkeiten wie institutionellen Anlegern zu bieten, ihr Vermögen aufzubauen, zu erhalten und zu vermehren. E & S zählt zu den Pionieren im Vertrieb von Investmentfonds in Österreich." Nachsatz: "Die Beratung von (potentiellen) Anlegern erfolgte jeweils durch selbstständige Vermögensberater, welche die entsprechenden Beratungsleistungen im Rahmen ihrer eigenen Gewerbeberechtigung erbracht haben." Detail am Rande: Für E & S sollen insgesamt 3000 Berater in Österreich, Tschechien und der Slowakei arbeiten.

Umsätze und Gewinne

Im Jahr 2013 betrug der Umsatz noch 22,391 Millionen Euro und der Jahresgewinn 2,594 Millionen. Im Folgejahr sank der Umsatz bereits auf 13,639 Millionen Euro, der Gewinn war auf 42.000 Euro zerbröselt. Im Vorjahr wurden gar nur noch 12,308 Millionen Euro umgesetzt, der Jahresverlust betrug schon 1,079 Millionen Euro. "Das dadurch entstandene negative Eigenkapital hat ihre Ursache ausschließlich in der Notwendigkeit zur Bildung entsprechender Rückstellungen, für die unter Umständen schlagend werdenden Haftungen im Zusammenhang mit zahlreichen Klagen von diversen Anlegern wegen behaupteter Ansprüche aus Anlegerberatungshaftung", heißt es darin weiter. "E & S ist freilich nicht in der Lage, alle Vermögensnachteile ihrer Kunden auszugleichen. Dies gilt umso mehr als die Vermögensschadenhaftpflichtversicherung der Antragstellerin nach langer Überlegungsfrist jegliche Leistungsverpflichtung abgelehnt hat." Drei sogenannte Deckungsklagen sind gegen die Versicherung nach wie vor anhängig.

Welle an Anlagerklagen

Wie der KURIER berichtete, sind Ertrag & Sicherheit bzw. ihre Kunden bei der Verlangung in Gold bei der deutschen Firma EVVE Opfer eines groß angelegten Betruges geworden. Insgesamt 300 Anlegerklagen sind laut Anwaltskanzlei hba gegen E & S derzeit anhängig, darunter 106 im Fall EVVE mit einem Streitwert in Höhe von 1,027 Millionen Euro, 75 Klagen stehen im Zusammenhang mit dem Fall Halebridge ("Verkauf bereits bestehender Lebensversicherungen"). Hier geht es um einen Streitwert in Höhe von 1,616 Millionen Euro und 112 Klagen betreffen Veranlagungen in Fonds der deutschen Shedlin AG. In letzerem Fall beträgt der Gesamt-Streitwert bisher 2,437 Millionen Euro. Weitere Forderungen in Höhe von 4,314 Millionen Euro haben Anlegeranwälte für ihre Klienten gegenüber Ertrag & Sicherheit in Form von Anspruchsschreiben bereits geltend gemacht. Klagen wurden aber noch nicht eingebracht. Siehe KURIER-Artikel: Finanzberater steht das Wasser bis zum Hals.

Schulden und Vermögen

Die Passiva werden mit 10.246 Millionen Euro beziffert, davon entfallen 9,394 Millionen Euro auf Ansprüche von Anlegern, 751.000 Euro auf Darlehen, 90.000 Euro auf offene Zinszahlungen gegenüber der E & S IT Service GmbH und 11.000 Euro auf Lieferungen und Leistungen. Die Aktiva werden mit 2,2 Millionen Euro beziffert, davon entfallen 1,6 Millionen Euro auf die Vermögensschaden-Haftplichtversicherung. Weitere 250.000 Euro sind offene Forderungen aus Provisionsabrechnungen gegenüber der Firma JDC und 299.000 Euro sind offene Forderungen aus dem Verkauf der Zweigniederlassung E & S Investments in Tschechien. Das Unternehmen verfügt über kein Liegenschaftsvermögen.

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