Millionen-Pleite eines Kurhotel-Betreibers

Wiener Gasthaus ist zum zweiten Mal pleite
50 Mitarbeiter sind betroffen, das Unternehmen soll an einen Investor verkauft werden.

Dieser Konkursantrag ist selbst für die Betreiberin eines Kurhotels auffällig nüchtern. Die TSS Medical & Hospitality GmbH sitzt zwar offiziell in Wien, aber in Edlbach bei Windischgarsten, Oberösterreich, betreibt sie ein Kurhotel. Nun braucht sie selbst in Sachen Schulden eine radikale Entschlackungs-Kur . Dazu hat das Unternehmen am Landesgericht Steyr einen Insolvenzantrag gestellt, der aus der Feder des Linzer Sanierungsanwalts Markus Weixlbaumer stammt. 50 Mitarbeiter sind von der Pleite betroffen, davon neun Lehrlinge. Das bestätigen die Gläubigerschutzverbände Creditreform und KSV1870 dem KURIER. Rund 80 Gläubiger sind laut AKV betroffen.

Das Unternehmen gehört mehrheitlich der S. Moritz Liegenschafts- und Beteiligungs GmbH und diese gehört wiederum Michael und Thomas Schwaiger. Letzterer ist auch der Geschäftsführer beider Gesellschaften. Das Kurhotel selbst gehört laut Weixlbaumer der Windischgarstner-Hof GmbH.

Zu hohe Kosten

Im Jahr 2013 setzte die TSS rund drei Millionen Euro mit dem Betrieb des Kurhotels um, im Folgejahr waren es sogar rund 3,56 Millionen Euro. Der Gewinn konnte sogar auf 125.000 Euro mehr als verdoppelt werden. „Die Buchhaltung für die Jahre 2015 und 2016 ist noch zu überarbeiten, weshalb zunächst keine aktuelleren Zahlen zur Verfügung stehen“, heißt es im Insolvenzantrag. „Für die Insolvenz ist aus Sicht der Geschäftsführung jedenfalls ein eklatanter Umsatzrückgang im Bereich Kuraufenthalte hauptursächlich. Der vorgeschriebene Personalaufwand im Bereich Therapie ist gemessen am erzielbaren Umsatz zu hoch.“ Nachsatz: „Aufgrund der Vorschriften im Bereich Kurbetrieb sind die damit im Zusammenhang stehenden Fixkosten so hoch, dass eine Kostendeckung erst ab 85 Kurgästen pro Tag gegeben ist.“ Eine Reduktion des Aufwands sei aufgrund der Vorschriften nicht möglich, in der Folge war der Rückgang der Nächtigungszahlen unter 85 Gäste pro Tag „zwangsläufig mit einem Verlust verbunden“. Vor allem die behördlichen Auflagen werden kritisiert.

Die Schulden

Die Passiva werden mit 1,768 Millionen Euro beziffert, davon entfallen 492.500 Euro auf offene Mieten, 368.000 Euro auf offene Lieferungen und Leistungen, 310.000 Euro auf die Gebietskrankenkasse, 179.600 Euro auf die Finanz und 163.500 Euro auf die Mitarbeiter sowie 142.700 Euro auf Kommunalabgaben. Dazu kommt noch eine sogenannte Eventualverbindlichkeit gegenüber einer finanzierenden Bank in Höhe von 3,756 Millionen Euro.

Das Vermögen

Die Aktiva haben einen Verkehrswert in Höhe von 185.500 Euro, das freie Vermögen beträgt nur 170.500 Euro.

Die Zukunft

„Es besteht bereits ein entsprechender Plan für die Fortführung und es können aufgrund der geplanten realistischen Umsätze Gewinne erwirtschaftet werden“, heißt es weiter. Doch die Sanierung sei nur in Form einer übertragenden Sanierung möglich, sprich einer Auffanglösung. Die Geschäftsleitung sei bereits seit längerem im Gespräch mit Investoren, ein Verkauf des Unternehmens sei geplant. „Die Suche nach Investoren läuft bereits“, bestätigt auch TSS-Anwalt Markus Weixlbaumer.

„Für diesem Zweck soll das Unternehmen jedenfalls fortgeführt werden“, heißt es im Antrag weiter. „Sollte eine Garantieerklärung erforderlich sein, kann eine solche beigebracht werden. Auch ein Fortbetrieb mittels der Hauptgesellschafterin, der S. Moritz Liegenschafts- und Beteiligungs GmbH, die in einem benachbarten Objekt einen Hotelbetrieb führt, wäre möglich.“ Diese Gesellschaft betreibt in Edlbach die S. Moritz Sportresidenz samt Seminarhotel.

Weder die S. Moritz Liegenschafts- und Beteiligungs GmbH noch die Windischgarstener-Hof GmbH sind von der Pleite betroffen.

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