Milchproduktion steigt deutlich: Alles Käse für den Export

Milchproduktion steigt deutlich: Alles Käse für den Export
Wenn 2015 die EU-Milchquote fällt, müssen neue Exportmärkte gefunden werden. Sonst wird der Bauern-Milchpreis massiv sinken.

Die Liberalisierung des EU-Milchmarktes im kommenden Jahr bringt eine deutliche Steigerung der Milchproduktion. Bis 2020 wird die Menge, die in Österreich gemolken wird, um 15 Prozent steigen, lautet die Prognose des Präsidenten der Österreichischen Milchverarbeiter, Helmut Petschar.

Da der Milchkonsum im Inland seit Jahren ziemlich konstant ist, müssen neue Exportmärkte gefunden werden. Doch das ist nicht so einfach. Denn in der gesamten EU wird ab 2015 deutlich mehr Milch produziert werden. Derzeit beträgt der Exportanteil bei heimischen Milchprodukten knapp über 48 Prozent.

Der mit Abstand wichtigste Absatzmarkt ist Deutschland. Die deutschen Molkereien verkaufen verstärkt Milchpulver nach Asien. Dort steigt wegen des Bevölkerungswachstums die Nachfrage nach Milchprodukten mit hoher Qualität. Petschar hofft, dass wegen der Lieferungen deutscher Molkereien nach Asien mehr Exporte heimischer Produkte nach Deutschland möglich sind.

Hoffnungsmarkt

Milchproduktion steigt deutlich: Alles Käse für den Export
Neben China wird auch Russland als möglicher Hoffnungsmarkt für heimische Milchprodukte genannt. Allerdings gibt es derzeit ziemliche Irritationen. Vier österreichische Molkereien wurden von russischen Kontrolleuren für Exporte nach Russland gesperrt. Faktum ist, dass die heimischen Qualitätsstandards weltweit zu den höchsten gehören. Es gebe daher bei den Stichproben ausländischer Experten in heimischen Molkereien auch keinerlei Beanstandungen, betont Petschar. "Nur die russischen Veterinäre sehen das anders." Ob das Einfuhrverbot eine Reaktion auf die Sanktionen der EU ist, lässt sich derzeit nicht klären. Petschar versprühte Optimismus: Er gehe davon aus, dass die Probleme in den nächsten Wochen ausgeräumt werden können.

2013 gab es mit fast 174 Prozent eine massive Steigerung der Käseexporte nach Russland. Die heimischen Milchverarbeiter wollen ohnehin einen Großteil der in den nächsten Jahren zusätzlich im Inland produzierten Milch als Käse exportieren. Mit verarbeiteten Produkten lässt sich mehr Geld verdienen. Die Exportchancen sind auch deshalb besser, weil der Transport von Trinkmilch nach Asien schon allein wegen der Entfernung nicht so einfach ist.

Preisdruck

Ohne eine deutliche Steigerung der Exporte wird die steigende Milchproduktion einen massiven Verfall der Milch-Erzeugerpreise verursachen. Das würde zwar Milchprodukte für die Konsumenten billiger machen, aber ungewollte Nebenwirkungen verursachen. Fast 80 Prozent der heimischen Milch wird in schwierigen Gebieten wie Bergbauernhöfen produziert. Mit einem deutlich niedrigeren Milchpreis rentiert sich die Produktion in solchen Lagen aber nicht mehr. Viele Betriebe würden schließen. Ob bei den dann notwendigen Milchimporten auch die bisherige Qualität sichergestellt werden kann, ist mehr als fraglich.

Spezialprodukte

Neben Bio-Milchprodukten und laktosefreier Milch findet vor allem länger haltbare Milch, sogenannte ESL-Milch, immer mehr Käufer. Der Marktanteil betrug 2013 bereits 45 Prozent. Während der Anteil von Haltbarmilch mit rund 20 Prozent konstant bleibt, wird nur mehr 35 Prozent Frischmilch verkauft. Bei den Milchprodukten wird geschnittener Käse verstärkt nachgefragt. Bei Butter ist die Nachfrage stabil.

Preisvergleich

Derzeit sind Milch und auch Milchprodukte in etwa so teuer wie beim EU-Beitritt 1994. Die Milchpreise unterliegen hohen Schwankungen. Öffentliche Debatten über den Milchpreis gibt es allerdings nur, wenn der Preis wieder einmal steigt.

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