Länger arbeiten für gleich viel Pension

Länger arbeiten für gleich viel Pension
Jeder Arbeitnehmer soll künftig selbst bestimmen, wann er in Pension geht. Je früher, desto höher sind die Abschläge.

Die letzten Pensionsreformen sind noch nicht einmal alle umgesetzt, schon prescht eine Expertengruppe mit einem radikalen Vorschlag vor. Demnach soll künftig jeder Arbeitnehmer über ein persönliches Pensionskonto verfügen. Hat er darauf genügend Beiträge angesammelt, um sich aus seiner Sicht den Abschied aus der Arbeitswelt leisten zu können, so tritt er die Pension an. Vorbild für dieses System ist Schweden.

"Dort wurde es schon 1996 eingeführt und die Gewerkschaften und fast alle Parteien stehen dahinter", sagt Robert Holzmann. Der frühere Direktor der Weltbank tritt gemeinsam mit Pensionsexperten Bernd Marin und Ulrich Schuh vom EcoAustria-Institut dafür ein, dass Österreich das schwedische System übernimmt. Auch in anderen Ländern wie Norwegen, Italien oder Polen sei es bereits eingeführt worden. Mehr als 50 weitere Unternehmer und Gelehrte – wie Hannes Androsch, WU-Rektor Christoph Badelt, Bank Austria-Chef Willi Cernko oder Franz Fischler – unterstützen das Vorhaben.

In Schweden kann jeder ab 61 in Pension gehen. Die monatliche Rente ergibt sich aus den angesparten Beiträgen dividiert durch die restliche Lebenserwartung. "Jeder soll sein Leben so leben, wie er will, aber nur auf eigene Kosten", sagt Marin und spielt damit auf die derzeit hohen Zuschüsse aus dem Budget für Pensionen an. "Von 45 Milliarden Euro ist rund ein Drittel nicht gedeckt." In Schweden hingegen gebe es nur noch Zuschüsse für neun Prozent aller Bezieher, etwa für Mindestrentner oder Ersatzzeiten (etwa Karenz).

Die schlechte Nachricht: Wer gleich viel Pension bekommen möchte wie im derzeitigen System, muss laut Holzmann künftig annähernd bis zum 70. Lebensjahr arbeiten. "Die Österreicher werden länger arbeiten, aber es wird alles getan, um es ihnen zu erleichtern." Der Experte meint damit mehr Chancen für ältere Arbeitnehmer am Jobmarkt. "Das System könnte von einem auf den anderen Tag umgestellt werden und 2014 in Kraft treten", sagt Holzmann.

Ablehnung

Dass es dazu kommt, ist aber so gut wie ausgeschlossen. Zu groß ist der Widerstand. "Die jüngsten Reformen sind noch nicht alle gegessen und schon wieder gibt es neue Ideen", sagt Wolfgang Katzian, Chef der Gewerkschaft der Privatangestellten, zum KURIER. "Das führt nur zur Verunsicherung." Die Umstellung auf Beitragskonten wäre aufgrund der Einrechnung der steigenden Lebenserwartung eine Anhebung des gesetzlichen Pensionsalters durch die Hintertür . "Wo sollen die Leute mit 67 arbeiten?", fragt sich Katzian. "Dieses Drüberfahren kommt mit uns sicher nicht." Schweden sei aufgrund der unterschiedlichen Sozialsysteme zudem nicht mit Österreich vergleichbar.

Auch aus dem SP-geführten Sozialministerium kommt eine Absage. "Wir haben schon an vielen Schrauben gedreht", sagt Sprecher Norbert Schnurrer. "Das jetzige System funktioniert, wir wollen keine um bis zu 40 Prozent niedrigeren Pensionen und damit die Gefahr von Altersarmut." Anhand des neuen Pensionskontos ab 2014 könne jeder laufend sehen, wie hoch die Rente ausfallen werde. "Das wird motivierend wirken, dass man länger arbeitet." Ziehe man jene 30 Prozent aller Pensionsantritte ab, die Invalidität betreffen, so liege der durchschnittliche Pensionsantritt deutlich höher (Frauen 59,6 Jahre, Männer 62,7 Jahre).

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