Kroatien: Wenig Licht beim neuen EU-Partner

Kroatien: Wenig Licht beim neuen EU-Partner
Am Freitag wird der EU-Vertrag mit Kroatien unterschrieben. Die Investoren aus Österreich bleiben dennoch skeptisch.

Eigentlich ist es ja ein Prestigeprojekt: Österreicher, genauer gesagt die EVN, sollen für die dalmatinische Küstenregion zwischen den Städten Zadar, Šibenik und Split ein Netz von Leitungen legen, das auch den Dalmatinern das Erdgas näherbringen soll.

Das klingt gut, wird wohl auch einmal gut werden. Im Jänner soll nun endlich der erste Kunde in Zadar ans Netz angeschlossen werden. Doch bis ganz Dalmatien mit Erdgas kochen kann, werden Evelyn Panis, der agilen Geschäftsführerin der EVN Croatia Plin, wohl noch einige graue Haare wachsen.

Kroatien soll am 1. Juli 2013 der EU beitreten. Der Beitrittsvertrag wird heute in Brüssel unterschrieben.

Doch ist die Kritik der Geschäftsführer der österreichischen Tochterunternehmen in Kroatien nicht ganz an den Haaren beigezogen, dann ist das Land von einem EU-reifen Wirtschaftsleben noch viele Jahre entfernt.

Die Stimmung unter den Österreichern bleibt auch nach der Abwahl der jahrelang regierendenden HDZ am vergangenen Wochenende frostig. Gleich neun von zehn Managern bewerten die Wirtschaftslage als mangelhaft bis schlecht. Nur jeder dritte Befragte sieht in einer Umfrage des österreichischen AußenwirtschaftsCenters in Zagreb die eigenen Chancen besser als im Vorjahr. Zum Vergleich: Vor fünf Jahren waren es noch fast doppelt so viele.

Hinter Gittern Weiterhin kritisiert werden korrupte Machenschaften, vor allem von lokalen Behörden, dazu Probleme beim Grundstückskauf (speziell in den Ballungsräumen Zagreb und Split) sowie unzählige schleppende Verfahren vor den kroatischen Gerichten.

Andererseits wurden der alten Regierung unter Jadranka Kosor auch Reformbemühungen attestiert. Immerhin sitzt ihr Vorgänger Ivo Sanader hinter Gittern, während man sich in Zagreb übrigens auch wundert, wie wenig bei den Korruptionsaffären der Österreicher weitergeht.

„Die Stimmung ist seit dem Sommer leider noch schlechter geworden“, muss Irene Lack-Hageneder, die stellvertretende Wirtschaftsdelegierte in Zagreb, zugeben. Dabei sollte der EU-Beitritt Erleichterungen speziell für die Administration der Exporteure bringen.

Das sieht auch Martin Essl so. Seine bauMax-Gruppe ist seit 2000 in Kroatien aktiv. Im März wurde in Karlovac der siebente Baumarkt eröffnet. Essl nicht unzufrieden: „Wir sind Branchenführer.“ Weniger glücklich stimmt ihn da die Kaufkraft: „Viele Kroaten haben Fremdwährungskredite laufen. Durch die Kursschwankungen sind diese heuer um bis zu dreißig Prozent teurer geworden.“

Mit der Kaufkraft hadert auch Peter Hasslacher, der von der Wiener Focus Invest GmbH angeheuert wurde, um das Grundstück rund um das nicht famos gestartete Zagreber Shoppingcenter „Westgate“ (größtes Immobilienprojekt im Land) gewinnbringend zu entwickeln. Hasslacher war von 2001 bis 2007 Wirtschaftsdelegierter in Kroatien. Sein Befund: „Korruption ist weiterhin ein Thema. Im großen Stil wie auch im Kleinen.“

Jedoch schlägt das Pendel auch in die andere Richtung: Bisher redliche Geschäftsleute und Beamte hätten Angst, der Korruption bezichtigt zu werden. Wichtige Entscheidungen stünden daher seit Monaten aus.

Kroatien in der EU, das ist für Hasslacher dennoch ein Schritt in die richtige Richtung. Viele staatliche Stellen hätten zuletzt ihre Hausaufgaben gemacht. Was die Leute derzeit jedoch

mehr beschäftigt, sind die Folgen der anhaltenden Wirtschaftskrise. Der künftige EU-Partner ist seit 2009 aus der Talsohle nie herausgekommen.

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