Jobverlust: Ab in die Stiftung

Arbeitsstiftungen bieten den sanften Job-Ausstieg über Weiterbildung
Nach dem Stellenabbau bieten Arbeitsstiftungen den ehemaligen Mitarbeitern einen beruflichen Neubeginn. Was erwartet sie?

Als das Handelsunternehmen Zielpunkt Ende 2015 in die Pleite schlitterte, standen zahlreiche Beschäftigte von einem Tag auf den anderen ohne Job da. Viele von ihnen nahmen das Angebot an und ließen sich in Arbeitsstiftungen weiterbilden oder umschulen. "Bis zu 8400 Euro pro Kopf stehen grundsätzlich für Insolvenzstiftungen zur Verfügung, in Wien finanziert das Land die Ausbildung", sagt Gabriele Philipp, Sprecherin des Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds (waff). Vor allem Frauen mit kleinen Kindern hätten die Chance ergriffen, sich beruflich neu zu orientieren so Philipp: " Sie sind mit den Arbeitszeiten im Handel nicht zurechtgekommen und haben sich unter anderem in Richtung Kinderbetreuung oder zur Heimhilfe umschulen lassen."

Personalabbaumaßnahmen können ebenso über eine Arbeitsstiftung abgewickelt werden, Unternehmen mit sozialer Verantwortung machen davon Gebrauch. Mitarbeiter, die von einer Kündigung betroffen sind, haben dann die Möglichkeit, sich im Rahmen der Stiftung beruflich weiterzubilden. Bis zu vier Jahre darf die Ausbildung dauern. Während dieser Zeit beziehen die Teilnehmer Arbeitslosengeld vom AMS und einen monatlichen Zuschuss über die Stiftung. Auch die Ausbildung selbst wird finanziert, der Arbeitgeber beteiligt sich an den Kosten. Spezielle Unterstützung gibt es für ältere Teilnehmer ab 50 Jahren.

Weiterbildung, wohin?

Zunächst werden im Zuge von Infoveranstaltungen Weiterbildungsmöglichkeiten aufgezeigt. Gemeinsam mit einem Coach wird anschließend ein Bildungsplan erstellt. "Es geht darum, gemeinsam zu überlegen, welche Ausbildungsschritte für den Arbeitsmarkt realistisch sind", betont Philipp. Ob eine neue Buchhaltungssoftware, der Abschluss eines neben der Berufstätigkeit zu kurz gekommenen Studiums oder der Erwerb von Zusatzkenntnissen über ein Postgraduate- oder Master-Studium: Für die Weiterbildung stehen viele Möglichkeiten offen. Die meisten Stiftungsteilnehmer entscheiden sich laut waff für kaufmännische und betriebswirtschaftliche Ausbildungen, gefolgt von Ausbildungen in Informations- und Kommunikationstechnologien, Gesundheitsberufen und in den Bereichen Metall, Elektro und Chemie.

Der waff unterstützt die Stiftungs-Teilnehmer auch aktiv bei der Jobsuche. Die Bewerbungsunterlagen werden aktualisiert, Strategien zur Arbeitssuche entwickelt und die Teilnehmer auf die Bewerbungsgespräche vorbereitet. Aktuell werden rund 850 Wiener in Stiftungen betreut. Davon kommen 51 aus insolventen Unternehmen wie Dayli (Schlecker), Alpine Bau, Niedermeyer, Paperbox, Holland Blumen und DiTech. Die Ergebnisse zeigen, dass das Konzept aufgeht: 60 Prozent der Teilnehmer finden während der Ausbildung oder kurz danach einen Job.

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