Inflation: "Der große Preisdruck ist weg"

Inflation: "Der große Preisdruck ist weg"
Teurer Sprit sorgt weiter für eine hohe Inflation. Doch die negativen Konjunkturaussichten bringen die Trendwende.

Einmal mehr sind es vor allem die Spritpreise, die die Teuerungsrate im August auf ein relativ hohes Niveau von 3,4 Prozent getrieben haben. Binnen Jahresfrist ist Sprit um 17 Prozent teurer geworden, Diesel sogar um 19 Prozent. Gegenüber dem Vormonat hat die Inflation aber leicht abgenommen (Juli: 3,5 Prozent). Grund für den leichten Rückgang sind die moderaten Preisentwicklungen bei Nahrungsmitteln.

"Ich denke, mit 3,5 Prozent haben wir aber den Zenit erreicht", ortet Wirtschaftsforscher Marcus Scheiblecker vom WIFO nun eine Trendwende. "Man kann definitiv eine Entwarnung geben, der große Preisdruck ist weg." Im Monatsabstand sähe man bereits seit Mai eine Entspannung. Grund dafür sind die sich abkühlenden Konjunkturaussichten: "Beim Erdölpreis geht es jetzt schon wieder nach unten." Auch die Angst, dass die großen Geldmengen der Nationalbank zu einem Konsumboom führen würden, seien unbegründet gewesen.

Heizen wird teurer

Zumindest für die Geldbörsen der Autofahrer ortet Scheiblecker in den nächsten Monaten eine Entspannung: "An der Tankstelle werden wir die sinkenden Rohstoffpreise auf alle Fälle sehen. Im Regal wird das etwas schwieriger." Weiter steigende Preise erwartet er hingegen bei Mieten und beim Heizen: "Bei den Gaspreisen ist noch mit großen Preissprüngen zu rechnen."

Schon per Oktober haben Gasversorger in Oberösterreich, Wien, Niederösterreich und dem Burgenland eine Erhöhung der Preise angekündigt. "Die Preissenkungen bei Erdöl schlagen sich erst nach etwa sechs Monaten in den Gas-Importpreisen nieder", erklärt Johannes Mayer, Leiter der Abteilung Volkswirtschaft in der E-Control. Er geht davon aus, dass die Gaspreise mit Verzögerung sinken werden.

Im August sorgten die Energiepreise noch für Preissprünge: Neben der Ausgabengruppe Verkehr (+5,7 Prozent) mussten die Österreicher vor allem im Bereich Haushaltsenergie tiefer in die Tasche greifen (+5,5 Prozent). Die Heizölpreise sind um 18, jene für Gas um zehn Prozent gestiegen.

Konjunktursorgen

Die Erdölpreise geben währenddessen aufgrund der Konjunktursorgen nach. "Die wirtschaftliche Erholung kommt mit Ende des Sommers stark ins Schleudern", schätzt die Bank Austria. Ihr Konjunkturindikator erlebte im August den stärksten Rückgang seit Herbst 2008. Aufgrund negativer Vorgaben aus dem Ausland und rückläufiger Auftragslage erwartet die Bank für die heimische Wirtschaft im zweiten Halbjahr "zurückhaltende Konjunkturaussichten am Rande der Stagnation". Für 2011 sieht man noch ein Wirtschaftswachstum von 3,3, 2012 nur noch von 1,4 Prozent.

Einkauf um 3,3 Prozent teurer

Der sogenannte Mikrowarenkorb, der vor allem Lebensmittel enthält und den täglichen Einkauf widerspiegelt, ist im August um "nur" 3,3 Prozent teurer gewesen, da die Nahrungsmittelpreise vergleichsweise moderat gestiegen sind. So war Gemüse sogar um vier Prozent billiger als im August des Vorjahres. "Weil es derzeit in Europa eine irre Überproduktion gibt", sagt Gerald König, Vorstand von LGV-Frischgemüse. Das liege an der guten Witterung und damit guten Ernten, aber auch daran, dass Russland nach dem EHEC-Skandal gut zwei Monate ein Importverbot für Gemüse aus der EU verhängt hatte.
Dagegen verteuerten sich Getreideerzeugnisse, Fleisch, Molkereiprodukte und Eier um vier Prozent, Kaffe um 30 Prozent. "Die Rohstoffpreise sind nach wie vor ein großes Thema in der Produktion", betont Reinhard Kainz, Sprecher des Lebensmittelgewerbes in der Wirtschaftskammer. Neben der aktuellen Preissteigerung von Zucker würden auch die Preise für Kaffee, Kakao, Milch oder Haselnüsse weiterhin auf hohem Niveau sein. "Nur bei Getreide gibt es eine Entspannung."

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