Industrieländer predigen "Öko" und finanzieren Kohle weltweit

Viele Funkmasten und dicker weißer Rauch, der aus einem Kohle-Kraftwerk aufsteigt
Japan und Deutschland investieren in Entwicklungsländern Milliarden in den Ausbau von Kohlekraftwerken.

Energiewende ist das große Ziel der Deutschen: Strom aus Wind und Sonne soll Kohle- und Gaskraftwerke in Zukunft ersetzen. Der Verkehr wird "elektrisch", die Heizung "solar". Doch das Energiewende-Land Nummer eins ist Großfinancier von Kohlekraftwerken und Kohlebergbau in Entwicklungsländern.

Neun Milliarden Dollar (acht Milliarden Euro) hat das Land 2007 bis 2015 in Kohleprojekte weltweit gesteckt. Ein guter Teil davon kommt aus öffentlichen Mitteln über die staatliche Förderbank KfW. Insgesamt haben die sieben großen Industrienation (G7), die derzeit in Japan tagen, seit 2007 Kohle weltweit mit 42 Milliarden Dollar finanziert, haben sechs Umweltorganisationen, darunter der WWF, recherchiert. Der größte Financier ist Japan, auf das Land entfällt fast die Hälfte der G-7-Kohlefinanzierungen.

"Der Widerspruch zwischen den Zusagen dieser Länder beim Klimagipfel in Paris im Dezember des Vorjahres und deren Unterstützung für fossile Energien ist himmelschreiend", kritisieren die Autoren der Analyse.

Besonders ärgerlich finden die Umweltschützer, dass der Großteil der Gelder in Kohleprojekte der Entwicklungsländer fließt. Denn während die Industrieländer die Anlagen lieferten, würden die Entwicklungsländer mit den fossilen Energien auf Jahrzehnte in hohe Folgekosten wegen Umwelt- und Gesundheitsschäden gefangen. Unternehmen der Industriestaaten seien also die Gewinner der – zum Teil aus Steuergeldern der Bürger finanzierten – Kohle-Investments. Die Entwicklungsländer blieben auf den Kosten sitzen, lautet die Schlussfolgerung der Umweltgruppen aus der Analyse von mehr als 600 Kohle-Projekten weltweit.

Verdeckt

Die Autoren der Untersuchung empört besonders, dass die reichen Länder die Kohle-Milliarden, die sie über Exportfinanzierungs-Institute vergeben, unter den Teppich kehren. Denn diese gewähren nur wenig Einblick in ihre Geschäfte.

Ab 2017 könnten zumindest diese Finanzierungen etwas weniger werden. Exportkredite für Kohlekraftwerke sind von der Organisation für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (OECD) dann nämlich nur noch eingeschränkt möglich. Die Oesterreichische Kontrollbank (OeKB) versucht diese Leitlinie schon seit Längerem umzusetzen. "Wir haben etwa den Umbau eines Kohlekraftwerks in Rumänien zu einem Biomassekrakftwerk finanziert", sagt OeKB-Sprecher Peter Gumpinger.

Japan geht da einen anderen Weg. 1,4 Milliarden Dollar hat das Land allein 2015 in Kohlekraft im Ausland gesteckt. Zehn Milliarden Dollar sind für die nächsten Jahre geplant. Der größte Empfänger der G-7-Kohlemilliarden ist übrigens Südafrika vor Indien und den Philippinen. Es folgen Australien und Indonesien.

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