Eine sichere Bank für hohen Profit

Neos-Finanzsprecher Hable (links) grillte schon Tilo Berlin (Mitte) im Hypo-Ausschuss. Demnächst ist Karl-Heinz Moser dran.
Während die Steuerzahler Milliarden brennen müssen, machten einige Investoren 50 Prozent Rendite.

Wirtschaftsprüfer stehen nicht gerne in der Öffentlichkeit. Verschwiegenheit ist oberstes Gebot. Am 27. Oktober muss der Kärntner Karl-Heinz Moser im Hypo-U-Ausschuss antreten. Den langjährigen Chef der Kanzlei Confida erwarten unangenehme Fragen. Nach seinem Netzwerk, der Vereinbarkeit von Funktionen – und nach einem Millionen-Geschäft. Er wird erklären müssen, wie man innerhalb weniger Monate eine Rendite von geschätzten 50 Prozent schafft.

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So viel vorweg: Voraussetzung ist, man kennt die richtigen Leute und gehört zum ganz inneren Cercle. Dann lässt man die zahlreichen Promis, die bei der Kapitalerhöhung der Hypo vor dem Einstieg der BayernLB immerhin zweistellig verdienten, unter ihnen der damals amtierende Finanzminister Karl-Heinz Grasser, fast schon arm aussehen. Dass die Hypo für die Steuerzahler zum Milliardengrab wurde, ist eine andere Geschichte.

Rückblick ins Jahr 2006. Tilo Berlin, deutscher Investor und späterer Hypo-Chef von Gnaden der Bayern, sammelt Geld für eine dringend notwendige Kapitalerhöhung ein. Es ist die Zeit vor dem Einstieg der Bayern. Die Münchner ritterten noch um die Bawag.

Berlin holte für die Kapitalerhöhung bekanntlich das Who’s who der heimischen Wirtschaft an Bord. Als aber der Waffenproduzent Gaston Glock im letzten Moment abspringt, wird’s eng. Sodass Berlin bei Moser anfragt, ob dieser nicht bei seinen Klienten anklopfen könnte.

Die Confida ist schließlich eine renommierte Kanzlei, prüfte Großunternehmen wie die ÖBB und den Flughafen Wien. Auch Mosers persönliche Expertise ist gefragt, etwa bei der VW-Eigentümerfamilie Piëch. Seit etlichen Jahren sitzt der Kärntner im Vorstand der Louise Piëch Privatstiftung.

Apropos Netzwerk: Moser-Schwiegersohn Konrad Gröller wiederum ist im Vorstand der Flick-Privatstiftung.

Mehr als zehn Jahre stand die Hypo auf der Prüfliste der Confida. Konkret die Holding und einzelne Kreditnehmer auf dem Balkan.

Auf Wunsch des Landes Kärnten geht Moser am 15. April 2005 in den Aufsichtsrat der Bank. Mit demselben Datum steigt er bei der Confida Klagenfurt aus, die Kanzlei hat mehrere Standorte. Moser bleibt zwei Jahre im Aufsichtsrat der Hypo, davon ein Jahr als Vorsitzender.

Zurück zur Kapitalerhöhung. Berlin sammelt die Investorengelder über das in Luxemburg domizilierte Investment-Vehikel Berlin & Co Capital S.a.r.l. In Summe 635 Millionen Euro. Damit hat Berlins Gruppe die Sperrminorität. Selbst hat Berlin auch investiert, wie er vergangene Woche im U-Ausschuss nach anfänglicher Verneinung dann doch zugab.

Die Kapitalerhöhung erfolgt in drei Tranchen. Zeitlich und nach Risiko gestaffelt.

Die Promis sind bei der ersten Tranche im Dezember 2006 mit dabei. Da war das Risiko, einen Käufer für die Bank zu finden, noch relativ hoch. Vier Tage zuvor war erst einmal die Entscheidung gefallen, dass die Bayern bei der Bawag nicht zum Zug kamen.

Moser beteiligte sich zuerst an Tranche I. Gemeinsam mit dem Klagenfurter Ex-SPÖ-Politiker Siegbert Metelko und dem Wiener Immobilien-Unternehmer Martin Schwanzer (bei dem Moser ebenfalls investiert ist). Als Treuhänder für das Hypo-Engagement des Trios fungierte eine Dr.Weiss Beteiligungs GmbH.

Für die erste Tranche investieren die drei zusammen fünf Millionen Euro, etwa die Hälfte ist Moser zuzurechnen. Finanziert wird vorerst über die damals an der Hypo beteiligte Grawe(Grazer Wechselseitige), deren Chef Othmar Ederer später auch keine glückliche Figur abgeben sollte.

Noch interessanter wird Tranche III. Moser & Co. sind wieder mit dabei, diesmal mit zehn Millionen Euro. Wieder Moser zu etwa 50 Prozent, Metelko zu 30 Prozent, der Rest ist für Schwanzer.

Am 17. Mai 2007 verkündet Landeshauptmann Jörg Haider auf einer eilig einberufenen Pressekonferenz ein "sehr gutes Angebot" der BayernLB für die Mehrheit an der Hypo. Sein Sager "Kärnten wird ein reiches Land", sollte in die Geschichte eingehen.

Am 22. Mai 2007 erfolgte das Signing. Die Kärntner Landesholding, die Hypo-Mitarbeiterstiftung MAPS und die Berlin-Gruppe unterschrieben die Kaufverträge mit der Bayerischen Landesbank.

Allerdings erst am 25. Juni 2007 wurde Tranche III durchgezogen. "Fremdfinanziert und nahezu risikolos", kritisiert Neos-Finanzsprecher Rainer Hable. Berlin, Moser & Co. konnten zu diesem Zeitpunkt so gut wie sicher sein, ihre Hypo-Anteile an die Bayern weiterzuverkaufen.

"Stimmt nicht. Signing ist das eine, das Closing ist das andere",widerspricht Moser. Das Closing, also die endgültige Fixierung des Verkaufs an die Bayern, "erfolgte erst im Oktober 2007".

Was aber soll in dieser Phase noch so riskant gewesen sein, dass eine Rendite von rund 50 Prozent argumentierbar wäre?

Da war ein Problem in Kroatien. Zeljko Rohatinski, Chef der Nationalbank, verweigerte seine Zustimmung. Man habe mit der BayernLB schlechte Erfahrungen gemacht. Stimmt schon, das Balkan-Business war wesentlich für die expansionshungrigen Deutschen. Im September 2007 winkten die Kroaten den Deal dann doch durch.

Die Kärntner SPÖ wiederum tobte, die Anteile des Landes seien zu billig verhökert worden und sprach von einem "Notverkauf". Die Folge war ein U-Ausschuss in Kärnten. Stichwort Risiko. Dass deswegen der von allen Gremien längst abgesegnete Verkauf hätte gestoppt werden können, war wenig wahrscheinlich.

Hable will die Mehrfach-Funktionen Mosers im U-Ausschuss thematisieren. Da wird wohl auch der Aufsichtsratsjob des Wirtschaftsprüfers bei der ASP Holding von Alon Shklarek zur Sprache kommen. Der Investor und Dealmaker kam über Moser ins Hypo-Netzwerk. Shklarek verdiente beim Verkauf der Hypo-Consultants, in der die miesen Immo-Projekte am Balkan gebunkert waren, 4,8 Millionen Euro. Ein branchenübliches Honorar, erklärte er dem U-Ausschuss im Sommer. Inzwischen ist Shklarek mit Ex-Kanzler Alfred Gusenbauer bei der Investment-Gruppe Cudos Advisers an Bord.

Der Rechnungshof kritisierte heuer übrigens Mosers Engagement beim ORF. Chef Alexander Wrabetz (SPÖ) lagerte die interne Revision großteils an die Confida aus, Auftragsvolumen insgesamt mehr als 1,7 Millionen Euro. Ohne Ausschreibung.

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