Heißes Rennen um 300 neue Regionalzüge für die ÖBB

Nach 101 Cityjets ist einmal SChluss für Siemens.
ÖBB-"Hoflieferant" Siemens dürfte massive Konkurrenz aus der Schweiz bekommen.

Der Schweizer Zughersteller Stadler rüstet offenbar für die Chance auf einen Großauftrag aus Österreich personell auf: Der Lieferant der Doppelstockzüge für den ÖBB-Konkurrenten Westbahn AG holte sich laut dem Magazin "trend" Ex-Kanzler Alfred Gusenbauer (SPÖ) als Berater an Bord. Die Weichen dafür gestellt haben dürfte Strabag-Gründer Hans Peter Haselsteiner, der auch Westbahn-Hauptaktionär ist und der Gusenbauer an die Spitze des Strabag-Aufsichtsrats geholt hatte.

300 neue Züge

Gusenbauers Engagement dürfte sich für Stadler durchaus auszahlen. Denn es geht um nicht weniger als einen Rahmenauftrag für 300 Regionalzüge. Die ÖBB schrieben im heurigen Frühjahr bis zu 150 Triebwagenzüge mit einer Länge von 100 Metern und ebenfalls bis zu 150 Garnituren mit 75 Metern aus. Die Anbotsfrist endet im Herbst, der Auftrag wird noch heuer vergeben. Denn die ersten Züge sollen bereits 2019 im Vorarlberger Regionalverkehr fahren.

Zwist mit Siemens

Hintergrund der Ausschreibung ist ein veritabler Zwist der ÖBB mit ihrem "Hoflieferanten" Siemens. 2013 hatte die Bahn auf Basis eines aufrechten Rahmenvertrages aus 2008 über 200 Regionalzüge die ersten 101 Garnituren des Siemens-Nahverkehrstriebwagens der Marke "Desiro" fix bestellt. Zu einem auch für die Bundesbahnen attraktiven Preis von 5,9 Millionen Euro pro Zug.

Zum Streit kam es erst später. Siemens habe sich – wissen Bahn-Insider – jede Änderung der Bestellung "in Gold aufwiegen lassen". Etwa den nachträglichen Einbau des neuen, europaweit gültigen Sicherheitssystems ETCS oder eine Abänderung der ursprünglichen Zuglänge.

Was den damaligen ÖBB-Chef und jetzigen SPÖ-Bundeskanzler Christian Kern dermaßen verärgert haben soll, dass er den Rahmenvertrag aufkündigte und den Auftrag neu ausschrieb. Die Lieferung der 101 Desiro-Züge bleibt freilich aufrecht. Ein zusätzlicher Anlass war der Wunsch des Landes Vorarlberg auf Stadler-Garnituren bei den im Ländle eingesetzten Zügen. Einer der Gründe dafür: Beim Schweizer Unternehmen arbeiten zahlreiche Vorarlberger.

Mehr Nachtzüge

Die ÖBB selbst steigen – wie der KURIER bereits berichtete – stärker ins Nachtzug-Geschäft ein. Die heimische Bahn übernimmt vom Nachbarn Deutsche Bahn den Großteil der Nachtzüge zwischen Österreich und Deutschland bzw. Deutschland und der Schweiz. Die ÖBB kaufen dafür bis zu 60 gebrauchte Schlaf- und Liegewagen, unter anderem von der DB. Außerdem sollen 20 Intercity-Wagen zu Liegewagen umgebaut werden.

Kommentare