Alpine-Anleihen waren "Schrott-Papiere"

Alpine-Anleihen waren "Schrott-Papiere"
Der vom Gericht bestellte Sachverständige belastet Bank schwer, die Anleihen verkaufte

Können Sie sich noch an den zweitgrößten österreichischen Baukonzern Alpine erinnern? An dessen Drei-Milliarden-Euro-Pleite im Juni 2013, die 4900 Mitarbeiter betroffen hat? Nein? Offenbar wächst selbst über einen Mega-Crash wie den der Alpine sehr schnell Gras.

Doch bei rund 7600 Österreichern löst der Name Alpine nach wie vor Albträume aus. Sie haben in den Jahren 2010 bis 2012 von heimischen Banken um insgesamt 290 Millionen Euro drei Anleihen der Alpine Holding gekauft und das gesamte Investment durch die Pleite verloren. Zahlreiche Betroffene zogen gegen die Banken vor Gericht. Diese dürften nun ordentlich ins Schwitzen kommen. In einem Musterprozess um die Alpine-Anleihe 2012, in dem ein Anleger von seiner Bank 168.000 Euro Schadenersatz fordert, liegt das brisante Gutachten samt Ergänzungsgutachten des vom Gericht bestellten Sachverständigen vor. Am nächsten Mittwoch wird der Zivilprozess am Handelsgericht Wien fortgesetzt.

Falsche Risiko-Klasse

Im Zuge der Anlageberatung wurde die Risikoklasse der Anleihen und die Risikobereitschaft des Klägers jeweils mit "hoch" angegeben, das ist die dritte Stufe der vierstufigen Risiko-Skala für private Anleger. Doch diese Bewertung ist laut Gutachter falsch. "Aufgrund der Verschlechterung der Finanzkennzahlen und der Auftragslage der Alpine musste man im Mai 2012 davon ausgehen, dass sich die Ausfallwahrscheinlichkeit der Alpine wesentlich erhöht hat und deren Bonität nun nicht mehr der Risikoklasse ’hoch’ zuzuordnen ist", heißt es im Gutachten. "Und nicht mehr der Risikobereitschaft des Klägers."

Tatsächlich seien die Alpine-Anleihen 2012 sogenannte Junk Bonds, sprich Schrott- oder Ramsch-Papiere. Sie hätten in die vierte und höchste Risikoklasse "spekulatives Risiko" eingestuft werden müssen. Noch dazu, da im bankinternen Rating diese Herabstufung der Alpine-Anleihen auf "spekulatives Risiko" sehr wohl erfolgt sei.

Vorwürfe verdichtet

"Die beklagte Bank hat die Alpine-Anleihen 2012 offenbar selbst als Junk Bonds eingestuft, aber hat das ihrem Kunden nicht mitgeteilt", sagt Anlegeranwalt Michael Poduschka, der etwa 200 Alpine-Opfer vertritt. "Bei keinem einzigen meiner Klienten war das der Fall." Nachsatz: "Ein Urteil in diesem Musterverfahren wird für alle weiteren Verfahren richtungsweisend sein."

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