Grenzüberschreitende Riesen-Lkw: Brüssel dafür, Wien dagegen

Gigaliner Riesen-LKW in Stuttgart
Sie sollen bald über Grenzen fahren dürfen. Österreich fürchtet dadurch Druck auf Zulassung.

Sie sind 25 Meter lang, bis zu 60 Tonnen schwer und damit derart massiv, dass sie auf Autobahnen nicht überholen dürfen: Die sogenannten Gigaliner, riesige Lastzüge, die bisher nur in drei EU-Staaten zugelassen sind (siehe Grafik unten). Nicht restlos geklärt war bisher, ob die Riesen-Trucks auch über Grenzen fahren dürfen, wenn beide betroffenen Länder ihren Einsatz erlauben.

In einem Gesetzespaket, das EU-Verkehrskommissar Siim Kallas am Montag in Brüssel vorgelegt hat, wird dies nun klargestellt: Ja, sie dürfen. „Wenn die Lkw in den Ländern fahren dürfen, dann dürfen sie auch die Grenze überschreiten“, sagt Kallas. Nach derzeitigem Stand betreffe dies aber ohnehin nur die Grenze zwischen Schweden und Finnland, so Kallas. Sollten Deutschland und Dänemark jedoch nach dem Probebetrieb die Kolosse dauerhaft zulassen, gäbe es schon eine „Gigaliner-Zone“, die immerhin von Finnland bis in die Niederlande reichen würde.

Zulassung Ländersache

Für jene Mitgliedsstaaten, die den Einsatz der Gigaliner bisher nicht erlauben, ändere sich nichts, sagt Kallas: „Es bleibt weiterhin in den Händen der Länder, größere Trucks zuzulassen.“

Trotzdem hat die Kommission mit ihren Plänen heftige Kritik aus Österreich ausgelöst: „Lkw, die schwerer sind als Flugzeuge, gehören nicht auf Europas Straßen“, sagt Hubert Pirker, Verkehrssprecher der ÖVP im EU-Parlament. „Wenn einzelne Länder das erlauben, ist das ihre Sache. Aber mit grenzüberschreitendem Verkehr steigt der Wettbewerbsdruck – und damit der Druck auf die anderen Länder.“

Das ist auch die Sorge von Verkehrsministerin Doris Bures. „Gigaliner gefährden die Verkehrssicherheit und torpedieren die Verlagerung des Güterverkehrs von der Straße auf die Schiene“, sagt Bures. Würde Österreich den Einsatz erlauben, dann müssten laut Verkehrsministerium 5,4 Milliarden Euro in die Aufrüstung der heimischen Straßen investiert werden. Auch Brücken und Tunnel müssten verstärkt bzw. adaptiert werden. Das Ministerium verweist auch auf eine Studie, wonach die EU-weite Zulassung von Gigalinern den kombinierten Verkehr (Straße + Bahn) um 75 Prozent schrumpfen ließe. Das, so Bures, „wäre eine existenzielle Gefährdung für die Güterbahnen in ganz Europa.“

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