Geputzt wird fast immer schwarz

Fremd-Putzen: Die wöchentliche Reinigung bleibt ein Privileg weniger. Nur elf Prozent der Haushalte leisten sich diese externe Unterstützung.
Jeder zweite Haushalt leistet sich laut aktueller Studie zumindest ab und zu eine Putzhilfe. Gezahlt wird in 98 Prozent der Fälle schwarz.

Eine Zunft, die ihre Tätigkeiten zumeist diskret im Hintergrund erledigt, holt das Marktforschungsunternehmen Kreutzer, Fischer & Partner mit einer aktuellen Studie vor den Vorhang. Die Rede ist von Putzhilfen.

Das Ergebnis der umfangreichen Bevölkerungsbefragung (3000 Interviews): Jeder zweite Haushalt leistet sich eine Putzhilfe – wenn auch nur ab und zu. Denn die wöchentliche Reinigung ist nach wie vor ein Privileg weniger. Nur jeder zehnte Haushalt könne und wolle sich dies leisten, erläutert Studienautor Andreas Kreuzer. In jedem fünften Haushalt werde einmal pro Monat "fremd geputzt". In den meisten Fällen werden externe Haushaltsdienste nur fallweise, beispielsweise beim Frühjahrsputz, in Anspruch genommen.

Aufwärtstrend

Generell sei aber ein Trend nach mehr Hilfe von außen bemerkbar, sagt Kreutzer. Laut Studie gaben die Österreicher für ihre Putzhilfen im Vorjahr rund 1,9 Milliarden Euro aus, um fast sechs Prozent mehr als 2010. Dies sei einerseits auf Lohnerhöhungen zurückzuführen, konstatiert Kreutzer, aber auch der generell steigenden Frauenerwerbsquote und der wachsenden Kaufkraft geschuldet. Interessantes Detail: Im Krisenjahr 2008 saß der Euro nicht so locker. Aber gespart wurde weniger bei Putzdiensten, als bei der Gartenpflege und bei der Kinderbetreuung.

Im Durchschnitt bekamen die helfenden Kräfte im Vorjahr einen Stundenlohn von 9,20 Euro ausbezahlt – zu 98 Prozent im Pfusch. Warum der Markt praktisch zur Gänze in der Schattenwirtschaft stattfindet, liege einerseits am mangelnden Angebot. Gewerbliche Reinigungsdienste seien praktisch nur im Großkundengeschäft tätig. Private könnten sich diese Dienste kaum leisten, unter 20 Euro die Stunde käme man hier nicht davon, sagt Kreutzer. Zudem gebe es auch keinen offiziellen Jobmarkt für Reinigungskräfte.

Nebenerwerb

Für die meisten Frauen, und in der Regel ist es dem Klischee entsprechend immer noch die Putzfrau, sind diese Dienstleistungen nur eine Nebentätigkeit. Sie seien zumeist schon andernorts geringfügig angestellt. Deshalb ist laut Studie der 2006 eingeführte Dienstleistungsscheck (erhältlich über das Sozialministerium) auch ein Ladenhüter. Denn werden Haushaltsdienste offiziell als Nebenerwerb deklariert, unterliegt das Einkommen zur Gänze der Steuerpflicht. Der Nettostundenlohn reduziere sich dann schon mal um bis zu 40 Prozent.

Das Klischee der polnischen oder rumänischen Putzfrau sei ferner nur ein Teil der Wirklichkeit. Denn der Großteil, weit mehr als die Hälfte, der insgesamt 520.000 heimischen Putzhilfen seien Österreicher, erklärt Kreutzer. Die Zahl der Ausländer ohne Arbeitserlaubnis habe sich in den vergangenen drei Jahren um rund zehn Prozent auf 75.000 Personen reduziert.

Vermittelt wird hauptsächlich über private Empfehlung – Kriterien wie "Vertrauen" oder "Verlässlichkeit" seien noch wichtiger als "Sauberkeit".

Geputzt wird fast immer schwarz

Nachgefragt: "Unsere Gesellschaft würde zusammenbrechen"

Sibylle Hamann, die Journalistin und Autorin des Buches "Saubere Dienste", über...

...die steigende Frauenerwerbsquote:"Wenn es immer weniger hauptberufliche Hausfrauen gibt, logisch, dass dann mehr externe Haushaltshilfe benötigt wird. Ein Geschlechter-unabhängiges Problem ist in diesem Zusammenhang auch die zunehmende Allzeit-Verfügbarkeit im Beruf. Vor allem ein Problem in der Kinderbetreuung."

...Tabuisierung: "Zum Glück nimmt die Schamschwelle ab. Man geniert sich nicht mehr zuzugeben, dass man eine Haushaltshilfe braucht – weil es sich schlichtweg nicht mehr ausgeht, selber zu putzen."

...den Wirtschaftszweig Haushaltshilfe: "Das ist eine riesige Branche, ohne die unsere Gesellschaft ganz einfach zusammenbrechen würde."

...die "Klischee-Putzfrau": "Die gibt es nicht. Hauptsächlich sind es Inländerinnen, die sich etwas dazuverdienen wollen und deshalb kein Interesse an legaler Bezahlung haben. Dann gibt es die EU-Bürgerinnen, die nur temporär im Land sind. Und es gibt die Gruppe der Illegalen, klassischer Weise aus Moldawien. Die leben in ständiger Angst vorm Entdecktwerden und vor Abschiebung. So sind sie ihren Arbeitgebern ausgeliefert und werden vielfach ausgenutzt – eine unzumutbare Situation."

...ihren Selbstversuch als Putzfrau: "Ich wollte wissen, worüber ich schreibe. Der Rollenwechsel war sehr aufregend. Es gab auch sehr berührende Erfahrungen. So habe ich etwa für einen irakischen Taxifahrer geputzt, der in einer Substandardwohnung drei Kinder großziehen muss. Daran habe ich gemerkt, dass nicht nur, dem Klischee entsprechend, die großbürgerliche Hausfrau, die nur auf der Couch sitzt und ihre Nägel lackiert, Haushaltshilfen braucht. Ich selbst habe im Übrigen auch eine männliche Putzhilfe. Gezahlt wird immer mit Rechnung."

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