Fabriksruine mit Zukunft

Zwei Wiener haben das ehemalige Semperit-Werk in Traiskirchen gekauft. Auf dem Areal entsteht ein Gewerbepark.

Georg Beckel und Leopold Wieselthaler, zwei gestandene Wiener mit finanziellem Rückhalt sind seit einiger Zeit Eigentümer der einstigen Semperit Werke in Traiskirchen. Die beiden "Glücksritter" haben nach drei Jahren Verhandlungspoker dem deutschen Conti-Konzern das 17 Hektar große Areal relativ günstig abgekauft und wollen es nun wieder zum Leben erwecken. Gewerbebetriebe, Lagerhallen ein Veranstaltungszentrum und Büros sollen aus der Semperit-Ruine wachsen.

Die einstige Musterfabrik ist nach der Übernahme durch Conti regelrecht filetiert worden. Die Produktion wurde samt Maschinenpark in Billiglohnländer verlagert und 5500 Mitarbeiter verloren ihre Jobs. Zuletzt wurden nur noch einige Hallen als Großlager verwendet.

Im Vorjahr begann dann ein Verhandlungspoker mit Kaufinteressenten, darunter Banken, Fonds und ein bekannter Spekulant. Beckel und Wieselthaler waren nur Außenseiter und wollten auch nur einen Teil der Flächen kaufen. Ihr Glück: Sie hatten etwas zu bieten, das Conti dringend benötigte: Ein Grundstück in Deutschland. Und weil sie dann auch noch das ganze Areal übernommen haben, erzielten sie auch noch einen respektablen Preisnachlass. Georg Beckel: "Ich hab zwar jetzt kein Geld mehr, aber dafür ist mir die Euro-Krise nun völlig egal."

Zinsflaute

Fabriksruine mit Zukunft

Geschäftspartner Wieselthaler aus Oberlaa erklärt seine Investition angesichts der niedrigen Zinsen für Bankguthaben so: "Wir haben den Kauf ohne Kredit finanziert und können nun die Verwertung ohne tickenden Taxometer in aller Ruhe in Angriff nehmen."

Was man zu bieten hat, zeigt Georg Beckel – vermutlich derzeit der größte Hausherr Österreich – gerne vom gewaltigen Fabrikdach aus: "Bei uns können sie 30.000 m² Produktionsfläche genauso mieten wie 300 m² Bürofläche. Und das zu Preisen wie nirgendwo sonst."

Was Conti in Traiskirchen nämlich immer übersehen hatte, ist der Leitspruch der Semperit AG, der da lautet: "Qualität ohne Kompromisse". Der Spruch galt offenbar auch für den grundsoliden Hallenbau.

Fabriksruine mit Zukunft

Die beiden Geschäftsführer der "Gewerbepark Traiskirchen GmbH" haben daher mit der Verwertung bereits begonnen. Eine Gießerei hat sich bereits eine Halle gesichert und ein Handelsbetrieb will hier sein Zentrallager errichten. Bleiben immer noch 14 bis 15 Hektar zur Verwertung übrig.

Auch der Traiskirchner Bürgermeister Fritz Knotzer ist mit der Übernahme zufrieden: "Die beiden Wiener wollen das Areal mit Gewerbebetrieben beleben. Sie bekommen daher auch unsere Unterstützung. Nichts wäre für Traiskirchen schlechter als eine Fabriksruine."

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