EURO 2016: Österreich im Wettfieber

Außenseitersiege sind in der Regel gut für die Kunden und schlecht für die Buchmacher.
Wettanbieter rechnen durch die Teilnahme des österreichischen Nationalteams mit noch mehr Umsätzen.

Am Freitag erfolgt in Paris der Anpfiff zur Fußball-EM. Das alle vier Jahre stattfindende Spektakel ist neben den sportlichen Aspekten mittlerweile auch ein großes Geschäft. Dieses Mal noch mehr als früher, denn erstmals treten 24 Mannschaften an, das Turnier dauert um eine Woche länger und damit einen ganzen Monat. Für die heimische Gastronomie mit Fanzonen und Gastgärten mit Liveübertragungen, den Elektrohandel (neue Flat-TVs müssen her) und Snackhersteller bedeutet dies ein beträchtliches Umsatzplus. Aber auch Wettanbieter werden wieder unter den Gewinnern zu finden sein. Heuer rechnen sie mit zusätzlichen Erlösen, da auch die heimische Nationalmannschaft mit dabei ist. Und das ist ein weiterer Motivator, den einen oder anderen Euro zu setzen.

Größter Hype

tipp3-Chef Philip Newald spricht vom "größten Fußball-Hype, den Österreich je erlebt hat" – so groß, dass er wegen der vielen Wetten auf Österreich ein "Klumpenrisiko" befürchtet. "Weil so viele Kunden auf Österreich wetten, müssen wir durchaus die Spitzen abhedgen", erklärt Newald. Das heißt, tipp3 wettet selbst. "Wir setzen bei zwei großen englischen Buchmachern auf Österreich. Bei denen wetten wenige auf Österreich, die nehmen unsere Wetten gerne an." Diese Art von Absicherungsgeschäften sei in der Branche üblich. "Andere Länder haben das auch schon bei uns gemacht."

"Die Österreicher wetten sehr patriotisch"

Bei einem EM-Sieg Österreichs würde tipp3 bei 1 Euro Einsatz 30 Euro auszahlen. "Das Nationalteam und der Trainer Marcel Koller waren noch nie so beliebt. Viele Kunden trauen den Österreichern auch den Aufstieg ins Viertelfinale zu", so Newald. Die Zuversicht der Fans merkt auch Anbieter bet-at-home. "Die Österreicher wetten sehr patriotisch", sagt Sprecher Claus Retschitzegger. "Es wird auch sehr viel auf den Gesamtsieg von Österreich gesetzt." Bei bet-at-home wird man deswegen aber nicht nervös. "Österreich ist ein wichtiger Markt. Wir bieten aber auch im Ausland an, da gleicht sich das aus", sagt Retschitzegger.

"Die Buchmacher spüren schon jetzt ein sehr hohes Wettaufkommen. Normalerweise springt das erst mit den ersten Spielen an", sagt Newald. Ein Jahr mit einer Fußball-EM beschert Wettfirmen üblicherweise ein 13. Umsatzmonat, eine Weltmeisterschaft sogar ein 14. Bei Tipp3 kommt die heurige EM sogar an eine WM heran. Zudem sei sie wichtig, um neue Kunden zu akquirieren.

Außenseiter

Wie viel den Wettkonzernen unterm Strich bleibt, hängt von den Spielausgängen ab. Außenseitersiege sind in der Regel gut für die Kunden und schlecht für die Buchmacher, bei Favoritensiegen verhält es sich umgekehrt.

Laut der Beratungsfirma Kreutzer Fischer & Partner, die jährlich einen Bericht zum Glücksspielmarkt erstellt, werden bei Sportwetten weit mehr als 80 Prozent der Einsätze wieder an die Spieler ausgezahlt.

In Jahren mit Fußballgroßereignissen seien die durchschnittlichen Einsätze geringer. "Da wetten mehr Leute, die sonst nicht wetten", sagt Andreas Kreutzer. Mit Vielzockern würden die Anbieter in der Regel besser verdienen. Bei Tipp3 beträgt der durchschnittliche Einsatz während einer EM laut Newald rund 10 bis 15 Euro. Er will während der EM 700.000 Wetten absetzen.

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