EU für schärfere Kennzeichnung

APA11404794 - 11022013 - WIEN - ÖSTERREICH: THEMENBILD - Blick in die Auslage eines Pferdefleischhauers in Wien; fotografiert am Montag, 11. Februar 2013. APA-FOTO: GEORG HOCHMUTH
Herkunftsbezeichnung auf Lebensmitteln soll verpflichtend und lückenlos sein.

Der Pferdefleisch-Skandal hat die EU-Agrarminister offenbar aufgerüttelt: Beim am Montag startenden Gipfeltreffen beraten sie über eine deutliche Verschärfung der Herkunftsbezeichnung für verarbeitete Lebensmittel. Dem österreichischen Agrarminister Nikolaus Berlakovich (ÖVP) schwebt dabei eine Art „Reisepass für Lebensmittel“ vor. Konkret soll für alle wesentlichen Bestandteile eines Fertigprodukts die Herkunft lückenlos nachgewiesen werden müssen. Und auf der Verpackung ausgewiesen sein.

Außerdem fordert Berlakovich eine EU-weite Datenbank zur Rückverfolgung von Lebensmittel-Zutaten. Unterstützung dafür will er sich in einem von Deutschland organisierten Treffen mit den Ministern aus Deutschland, Frankreich und Großbritannien holen. Diese drei Länder sind am stärksten betroffen. In Frankreich haben sich Hersteller und Handel bereits auf eine Herkunftsbezeichnung für verarbeitete Lebensmittel geeinigt.

Widerstand

Bisher freilich sind ähnliche Vorhaben auf EU-Ebene regelmäßig gescheitert. Vor allem seitens der Lebensmittelindustrie gab es massiven Widerstand dagegen, weil diese – so zumindest die offizielle Begründung – eine Verteuerung der Produktion durch zusätzliche Bürokratie befürchtete. Bisher musste daher nur bei frischem Rindfleisch das Herkunftsland angegeben werden. Bei Fertigprodukten reichte die Angabe, welche Fleischart verarbeitet wurde. Für die Verschärfung der Kennzeichnung ist auch die deutsche Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner. Daran müssten sich aber alle EU-Länder ohne Ausnahme beteiligen.

Die Affäre selbst zieht immer größere Kreise. Mittlerweile wurden in 23 der 27 EU-Staaten Fertigprodukte gefunden, die entgegen den Angaben zumindest zum Teil Pferde- statt Rindfleisch enthielten. Und auch die Lieferanten des falsch deklarierten Rindfleisches kamen offenbar nicht wie bisher vermutet ausschließlich aus Rumänen. In mindestens drei Fällen könnte, so das Magazin Spiegel laut Untersuchungen des Europäischen Lebensmittelschnellwarnsystems Fleisch aus polnischen Schlachtereien verarbeitet worden sein. So soll der Hersteller von Dosengulasch für den Diskont-Riesen Aldi etwa bei einem polnischen Rohwaren-Lieferanten eingekauft haben. Und die Rohwaren-Lieferanten für die vom Nestlé-Konzern zurückgerufenen Lebensmittel sitzen laut Spiegel in Oberitalien.

Falsch deklarierte Rohware gibt auch der steirische Hersteller Landena als Grund für Pferde- statt Rindfleisch in seiner Pasta-Sauce an. In Deutschland wurde die Sauce aus dem Verkehr gezogen, in Österreich ist sie dagegen noch erhältlich, weil sie nach eigenen Prüfungen des Unternehmens „nach jetzigem Stand nicht betroffen“ sei.

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