ABB

Digitalisierung als neuer Job-Motor?

In 15 Sekunden genug Strom für des Erreichen der nächsten Station.
Konzernchef Ulrich Spiesshofer sieht in der steigenden Automatisierung mehr Chancen als Risiken.

"Alle reden vom Internet der Dinge, wir bei ABB reden über das Internet der Dinge, der Dienste und der Menschen. Wir müssen diese drei Dinge zusammenbringen." ABB-Konzernchef Ulrich Spiesshofer ist überzeugt, dass durch die zunehmende Digitalisierung und Automatisierung der Industrie trotz des Verlustes von Jobs die Zahl der Arbeitsplätze insgesamt nicht zurückgehen wird.

Die Anforderungen an die Arbeitskräfte hätten sich bisher schon oft geändert, auch das Arbeitstempo. Aber noch nie in der Geschichte sei das Arbeitsvolumen zurückgegangen. Und in den Ländern mit hoher Roboterdichte in der Industrie seien die Arbeitslosenraten besonders niedrig, untermauert Spiesshofer seine Meinung. Konkret nennt er Deutschland, Südkorea und Japan.

Digitalisierung als neuer Job-Motor?
ABB, Jandrasits
Das Wichtigste sei die Qualifizierung jener Mitarbeiter, die durch die Automatisierung ihren Job verlieren. In der Schweiz habe man, erläutert der ABB-Chef vor österreichischen Journalisten im Schweizer Skiort Lenzerheide, daher in einem runden Tisch zwischen Regierung, Industrie, Schulen und Unis einen Pakt für Bildung geschlossen.

Eigenverantwortung

Dass durch den Rückgang von klassischen Industrie-Arbeitsplätzen die Finanzierung der europäischen Sozialsysteme gefährdet ist, fürchtet Spiesshofer nicht. Einer Wertschöpfungsabgabe oder Maschinensteuer, wie sie der neue österreichische SPÖ-Chef Christian Kern fordert, steht er daher entsprechend skeptisch gegenüber. Die Schweiz – der Deutsche Spiesshofer strebt übrigens derzeit für sich und seine Familie die Einbürgerung in die Eidgenossenschaft an – habe ein Sozialsystem, das die Eigenverantwortung betone und die soziale Verantwortung des Staates auf ein Mindestmaß beschränke.

Ferndiagnose spart Geld

Beim Internet der Dinge setzt ABB unter anderem auf die Ferndiagnose von Motoren. Ein im Frühjahr vorgestellter Sensor sendet dessen "Befindlichkeit" an eine zentrale Stelle, die die Wartung oder die Reparatur veranlasst, bevor der Motor wegen eines Fehlers ausfällt. Dadurch kann die Lebensdauer erhöht und können Energieverbrauch und Kosten gesenkt werden. "Würden alle 300 Millionen Industriemotoren mit diesem Sensor ausgestattet, könnte man die Strommenge aller Atomkraftwerke weltweit einsparen", beschreibt Spiesshofer die Auswirkung des Sensors, der nur so groß wie eine Zigarettenschachtel ist.

Digitalisierung als neuer Job-Motor?
ABB Genf, E Bus, Elektrobus
Im Verkehrsbereich setzt der Bahnausrüster ABB auf den Bus. Konkret auf eine neue Generation von Elektrobussen. Derzeit "fährt" ein Versuch in der Schweizer Stadt Genf, in dessen Rahmen die städtischen Busse während des Halts an den Stationen aufgeladen werden und nicht mehr in der Endstation stundenlang am Ladegerät hängen müssen. Der vollautomatische Ladevorgang unterwegs soll auch dafür sorgen, dass die heute noch für die E-Busse notwendigen Stromleitungen aus dem Stadtbild verschwinden.

2018 soll die erste Linie in Betrieb gehen, in der Folge winkt ABB ein Großauftrag. Im Jahr 2024 müssen allein die Genfer Verkehrsbetriebe 150 Dieselbusse und 50 alte E-Busse ersetzen.

Konzern ABB entstand 1988 aus der Fusion der schweizerischen Brown Boveri und der schwedischen Asea. Der Konzern ist in den Sparten Verkehrstechnik, Industrieautomation und Energieübertragung tätig. Die Gruppe beschäftigt heute weltweit 135.000 Mitarbeiter und setzte 2015 rund 35,5 Milliarden Euro um. In Österreich hat ABB 400 Mitarbeiter.

Ulrich Spiesshofer, 52 Der promovierte Ökonom (Uni Stuttgart) kam als Chef der Konzernentwicklung 2005 zu ABB. Davor war er bei den Beratungsfirmen A.T.Kearney und Roland Berger in der Schweiz tätig. 2009 übernahm er die Leitung der Division Industrieautomation und Antriebe, 2013 wurde der zweifache Vater ABB-Konzernchef.

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