Der Autonarr steuert Daimler bis 2019

Nachfolge-Spekulationen sind beendet, Vertrag Zetsches wird verlängert.

Frontalcrash gegen eine Wand. Dieter Zetsche steigt aus, als wenn nichts gewesen wäre. Was der Deutsche mit dem prägnanten Schnauzbart 2006 für die US-Automarke Chrysler als "Dr. Z" filmen ließ, schaut rückwirkend wie Zukunftsvision aus. Der Daimler-Boss ist tatsächlich unverwüstlich.

Hier das Video mit Dr. Z:

In den vergangenen Monaten gab es wilde Spekulationen, wer Zetsche nachfolgen wird, wenn sein Vertrag nächstes Jahr ausläuft. Seit Mittwoch, den 1. April, ist klar - er wird sein eigener Nachfolger. Daimler-Aufsichtsratschef Manfred Bischoff beendete nach der Aufsichtsratssitzung Nachfolge-Spekulationen. Es sei die absolute Absicht des Aufsichtsrates, die Bestellung von "Dr. Zetsche zu gegebener Zeit um weitere drei Jahre zu verlängern". Das Kontrollgremium inklusive den Arbeitnehmervertretern steht geschlossen hinter dieser Entscheidung.

Dienstältester

Zetsche, der am 5. Mai seinen 62. Geburtstag feiert, steht seit Anfang 2006 an der Konzernspitze - so lange wie kein anderer Lenker unter den deutschen Autobauern. Bleibt er tatsächlich bis 2019, kann er seinen Plan, den Konzern bis zum Ende des Jahrzehnts an BMW und Auto vorbei an die Spitze der automobilen Oberklasse zu führen, selbst in die Tat umsetzen.

Der Daimler-Boss gilt als Autonarr. Der 1953 in Istanbul geborene, promovierte Diplomingenieur greift gern höchstpersönlich in die Fahrzeug-Entwicklung ein und lässt es sich selten nehmen, neue Modelle selber Probe zu fahren.

Nach der Jahrtausendwende wurde er nach Detroit geschickt, um die heftig schlingernde Chrysler-Gruppe wieder auf Kurs zu bringen. Anfang 2006 kehrte er dann als frisch gebackener Daimler-Chef nach Stuttgart zurück.

Mit einer runderneuerten Modellpalette fuhr Zetsche zuletzt wieder Erfolge ein. Der Konzern stellte im Vorjahr erneut einen Verkaufsrekord ein und kam auch bei Umsatz und Gewinn auf Bestwerte. Heuer soll die Aufholjagde zu BMW und Audi mit hohem Tempo weitergehen. Fast alle Werke arbeiten bereits im Dreischicht-Betrieb, bis zum Somer sollen vier neue Autos auf den Markt kommen. "Wir feuern weiter aus allen Rohren", so Zetsche selbstbewusst bei der diesjährigen Bilanz-Pressekonferenz.

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