Das langsame Sterben des Internet-Dinos Yahoo

Das langsame Sterben des Internet-Dinos Yahoo
US-Telekomriese Verizon kauft Suchmaschine samt Online-Werbung. Übrig bleibt eine Beteiligungsfirma.

Vor 21 Jahren als Wegweiser für das World Wide Web (www) gegründet, bleibt vom US-Web-Pionier Yahoo nur noch ein Mantel für Beteiligungen übrig. Das Kerngeschäft, die Suchmaschine samt Online-Werbung, wird nach monatelangem Verkaufsprozess vom US-Telekomriesen Verizon übernommen. Der Kaufpreis inklusive einiger Yahoo-Immobilien beträgt rund 4,8 Mrd. Dollar (4,4 Mrd. Euro). Verizon will Yahoo mit seiner Internet-Sparte AOL fusionieren und damit einen schlagkräftigeren Konkurrenten zu Google und Facebook im globalen Internet-Business aufbauen.

Nach Verkauf des Kerngeschäfts mit 8800 Mitarbeitern und mehr als 100 Millionen eMail-Nutzern weltweit bleibt Yahoo nur noch eine Art Dachgesellschaft für die Beteiligungen an der chinesischen Online-Plattform Alibaba sowie Yahoo Japan. Allein der Alibaba-Anteil wird auf 40 Mrd. Dollar geschätzt. Ein für die Aktionäre steuerfreier Verkauf der Beteiligung wurde im Vorjahr untersagt, sodass sich die Großaktionäre (Finanzinvestoren) für den Verkauf des Internet-Geschäfts entschieden. Ein Internet-Geschäft, das zum Höhepunkt der Dotcom-Ära im Jahr 2000 immerhin 125 Mrd. Dollar wert war.

Aufstieg und Fall

Der Aufstieg des 1995 von den beiden Stanford-Doktoranden Jerry Yang und David Filo gegründeten Unternehmens verläuft rasant. Börsegang und boomende Online-Werbung finanzieren eine weltweite Expansion – bis die Dotcom-Blase platzt und Google in den Ring steigt.Fehlentscheidungen 2002 hätte Yahoo Google noch billig aus dem Weg räumen können. Doch die Übernahme platzt, weil die Google-Gründer drei statt der gebotenen einen Milliarde Dollar wollen. Auch eine spätere Fusion mit dem Software-Riesen Microsoft scheitert am Geld, die strategische Partnerschaft bei der Internetsuche schadet Google kaum und nutzt Yahoo wenig.

Anschluss verpasst

Die Werbe-Erlöse brechen ein, soziale Netzwerke wie Facebook und Twitter machen Yahoo endgültig zum Internet-Dinosaurier. Mehrere Chefs versuchen zuletzt vergeblich, das Ruder noch einmal herumzureißen. 2012 wird die schillernde Google-Managerin Marissa Mayer (41) engagiert. Statt den Konzern zu sanieren und neue Einnahmequellen zu erschließen, setzt sie weiter Geld in den Sand. So erweist sich die Milliarden-Übernahme des Blog-Dienstes Tumblr als Mega-Flop. Der Ausbau der News-Portale mit eigenen TV-Inhalten wird aus Kostengründen wieder eingestellt.

Millionen-Abfindung

Für die erfolglose Yahoo-Chefin ist der Verkauf dennoch ein lohnendes Geschäft. Laut New York Times muss Mayer nach Abschluss des Deals zwar ihren Chefsessel räumen, erhält dafür aber eine Abgangsentschädigung in Höhe von 55 Mio. Dollar, den Großteil davon in Aktien. Vorerst will Mayer laut eigenem Blog-Eintrag aber im Unternehmen bleiben.

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