Bitcoin: Virtuelle Währung wird amtlich

Die virtuelle Währung Bitcoin zieht nun auch in die Amtsstube der Schweizer Stadt Zug ein. In einem Pilotprojekt können damit Leistungen des Einwohneramts bezahlt werden.
Als erste Behörde weltweit ermöglicht die Schweizer Stadt Zug das Zahlen mit Cybercash.

Behörden sind nicht unbedingt als innovationsfreudig verschrien. Umso mehr erstaunt eine Meldung aus der Schweiz: Als weltweit erste Behörde akzeptiert die Verwaltung in der Stadt Zug die Digitalwährung Bitcoin. Ab 1. Juli werden im Rahmen eines Pilotprojekts Bitcoins für Leistungen des Einwohneramtes bis zu 200 Franken (180 Euro) als Zahlungsmittel angenommen. Das Projekt ist bis Jahresende befristet, dann wollen die Verantwortlichen Bilanz ziehen und entscheiden, ob Bitcoins dauerhaft als Zahlungsmittel (auch für andere Dienstleistungen) anerkannt werden.

Man wolle damit für Firmen der digitalen Finanzbranche ein Zeichen setzen, sagte Stadtpräsident Dolfi Müller der Neuen Zürcher Zeitung. Dass ausgerechnet Zug diesen Versuch ins Leben gerufen hat, ist kein Zufall. In den vergangenen zwei bis drei Jahren haben sich mehr als 15 Firmen aus dem Bereich der digitalen Finanzdienstleister in dem Kanton angesiedelt. Darunter befindet sich auch die Bitcoin Suisse AG. Die Region wird in Anlehnung an den Begriff Kryptowährung bereits auch als "Crypto Valley" bezeichnet, also eine Art europäisches Silicon Valley. Da passt das Projekt gut ins Bild der technikfreundlichen Stadt.

"Wir wollen unsere Offenheit für neue Technologien zum Ausdruck bringen und frühzeitig eigene Erfahrungen sammeln", sagt Müller. "Der Stadtrat wird Fin-Tech-Unternehmen der Region zu einem Gedankenaustausch einladen." Ziel sei es, deren Bedürfnisse genauer kennenzulernen. Müller kann sich etwa vorstellen, dass auch die Steuer mit Bitcoins bezahlt wird.

Kritik

Doch nicht alle teilen die Freude über die neue Zahlungsmöglichkeit. Die Schweizer Volkspartei (SVP) weist darauf hin, dass das Geld- und Währungswesen Sache des Bundes sei. Weiters sei per Gesetz in der Schweiz das gesetzliche Zahlungsmittel der Franken. Im Zahlungsverkehr spekulative Versuche durchzuführen, sei jedoch mit erheblichen Risiken für die Steuerzahler verbunden, schreibt SVP-Gemeinderat Gregor Bruhin in einer Anfrage an den Stadtrat. Er weist auf den instabilen Wechselkurs hin, der als Spielball von Spekulanten und Währungszockern bekannt sei. In der Tat gab es in der Vergangenheit bei Bitcoins größere Wertschwankungen.

Geldwäsche

Aber nicht nur Spekulanten bereiten Bitcoin Probleme. Auch für illegale Aktivitäten wie Geldwäsche oder Steuerhinterziehung eignet sich die virtuelle Währung. Denn das System lässt anonyme Zahlungen zu. In dem Zusammenhang wird auch das Aus für den 500-Euro-Schein nicht als effektiv betrachtet. Kriminelle könnten auf Cyberwährungen ausweichen.

Auch wenn Bitcoins in erster Linie für Zahlungen im Internet gedacht sind, gibt es vereinzelt auch Geschäfte und Dienstleister in der realen Welt, die die Währung akzeptieren. Seit Neuestem auch das Hotel Schani am Wiener Hauptbahnhof, laut eigenen Angaben das erste Hotel im deutschsprachigen Raum.

www.bitcoin.org

Bitcoins sind eine rein virtuelle Währung, die an speziellen Börsen in reales Geld getauscht wird. Es steht keine Regierung oder Zentralbank für das Cyber-Geld ein. Bitcoins werden von Nutzern kreiert, deren Computer die dafür extrem komplexen Algorithmen berechnen. Kürzlich gab sich der Australier Craig Wright als Erschaffer der seit 2009 existierenden Währung aus. Sie ist auf maximal 21 Millionen Einheiten beschränkt und vor allem für Zahlungen im Internet gedacht. Ein Bitcoin ist derzeit rund 405 Euro wert. Der Marktwert ergibt sich aus Angebot und Nachfrage.

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