Gut geschützt durch guten Pilz

Kwizda hat deutlich mehr Geld in die Entwicklung von biologischen Produkten investiert.
Kwizda Agro nutzt Pilze und Bakterien für Produkte zur Schädlingsbekämpfung.

Nichts gegen Bacillus thuringiensis. Denn dieses Bakterium produziert eine chemische Substanz, die den Darm von hungrigen Raupen schädigt und sie rasch tötet. Egal, ob Obstbaumwickler, Pfirsichmotte, Baumwollwurm oder Maiszünsler die Nutzpflanze befallen haben.

"Nicht schädlich für Nützlinge, Menschen und Wirbeltiere", heißt es im Prospekt des Herstellers von biologischen Pflanzenschutzmitteln, Kwizda Agro Bio. Das Produkt mit dem Markennamen Lepinox plus ist auch für Biobetriebe geeignet.

Klingt nicht schlecht, aber warum bitte soll die Substanz für Menschen nicht schädlich sein? Das deutsche Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit kennt die Antwort: "Das Verdauungssystem der Säuger unterscheidet sich grundsätzlich von dem der Insekten", heißt es in einer Stellungnahme vom Februar 2014. "Eine große Zahl von Studien" sei zum Schluss gekommen, dass "eine Wirkung auf Säugetiere nicht zu erwarten ist".

Nachfrage

Bakterien sind nur ein Beispiel für biologischen Pflanzenschutz. Der Markt für derartige Produkte wächst. Ein Grund dafür sind die intensiven Debatten über herkömmliche Pflanzenschutzmittel.

Josef Schlagenhaufen, Manager Marketing Technik bei Kwzida Agro, ist Pragmatiker. "Wir bieten beide Schienen an. Die Kunden sollen selbst entscheiden." Derzeit sind noch 95 Prozent der Produktion von Kwizda Agro konventionelle Produkte und fünf Prozent biologisch. Der Jahresumsatz im gesamten Agrarbereich beträgt 120 Millionen Euro. Schlagenhaufen geht davon aus, dass es in Zukunft vermehrt eine gemischte Nutzung geben wird – am Anfang, während der Wachstumsphase, konventioneller Pflanzenschutz und vor der Ernte nur noch biologischer.

Gut geschützt durch guten Pilz
Kwizda
Die Bio-Schiene wird laufend ausgebaut. Mit im Angebot ist etwa auch ein Pilz mit dem Namen Gliocladium catenulatum. Dieser Pilz ist der Feind eines anderen Pilzes, der als Botrytis bekannt ist. Pilz tötet Pilz, lautet das Konzept hinter dem Produkt mit dem Namen Prestop.

Winzer, die Prestop im Weingarten anwenden, müssen nicht befürchten, das sich dadurch der Geschmack des Weines verändert. Der Pilz habe "keinen Einfluss auf den Gärverlauf und den Geschmack", betont Harald Schmidt, Product Manager bei Kwizda Agro bio.

Ob im Weinbau, Obst- oder Gemüseanbau, mittlerweile gibt es ein breites Angebot an biologischem Pflanzenschutz. Bei Sojabohnen kann der Einsatz des Pilzes Coniothyrium minitans zur Bekämpfung von Weißstängeligkeit (Sclerotinia) den Ertrag um 24 Prozent steigern. Lediglich bei den Mitteln zur Unkrautvernichtung gibt es kaum Alternativen zu konventionellen Chemikalien.

Preisfrage

"Biologisch ist nicht notwendigerweise teurer als konventionell", lautet die Botschaft von Schlagenhaufen. Wenn es um den Einsatz von Mikroorganismen geht, müssen die Kunden allerdings etwas mehr ausgeben. Der Aufwand für die Produktion ist höher.

Bei der Anwendung von biologischen Pflanzenschutzmitteln ist der Zeitpunkt der Aufbringung entscheidend für die Wirkung. Bei konventionellen Mitteln ist das Zeitfenster größer. Außerdem müssen einige Produkte kühl gelagert werden.

Wasserresistenz sowie UV-Verträglichkeit der Wirkstoffe sind ebenfalls ein Thema. Es werden auch spezielle Netzmittel angeboten, die für gute Haftung der Pflanzenschutzmittel sorgen. Trotzdem müssen alle, die sich für biologischen statt konventionellen Pflanzenschutz entscheiden, wohl etwas öfter aufs Feld fahren.

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