Bei der Bank Austria beginnt der große "Mitarbeiter-Exodus"

Bank Austria verkürzt Öffnungszeiten in einigen Filialen.
Vier Jahresgehälter. So viel bietet die Bank Austria ihren 3300 unkündbaren Mitarbeitern an, wenn sie die Bank verlassen.

Heißer Sommer bei der Bank Austria: Seit Anfang Juli können sich die Mitarbeiter der österreichischen Tochter der italienischen UniCredit darüber informieren, wie viel Geld ihnen die Bank mitgibt, wenn sie gehen. Für die 3300 definitiv gestellten Beschäftigten, die quasi unkündbar sind, sind das bis zu vier Jahresgehälter, für die anderen 6000 bis zu zwei Jahresgehälter – abhängig von der Dauer ihrer Bank-Zugehörigkeit. Bis Ende September will die Bank Klarheit haben, wie viele Mitarbeiter sie auf diese Weise abbauen kann. "Sehr viele", heißt es in der Belegschaft. Diese Konditionen seien für einen Großteil der älteren Beschäftigten hoch attraktiv. Die Bank selbst will keine Zahlen nennen, um wie viel sie den Mitarbeiterstand reduzieren will.

Sicher ist nur: Die Bank Austria muss sparen – und zwar ordentlich viel. Denn sie wird demnächst ihr lukratives Ostgeschäft an die Mailänder Mutter abgeben müssen. 500 Mitarbeiter arbeiten in Wien für die Koordination der Geschäfte der 13 Tochterbanken in Mittel- und Osteuropa. Die Bank Austria will viele davon in Wien halten, 100 sollen an die UniCredit "entsendet" werden. Das heißt: Dienstvertrag mit der Bank Austria, Einsatzort ist aber Mailand.

Sparen muss die Bank auch bei den Filialen. Gut 80 der 200 Standorte sollen in den nächsten Jahren geschlossen werden. Die Devise lautet: online, eBanking, Video-Beratung.

Gas geben will die Bank Austria indes im Geschäft mit Klein- und Mittelbetrieben. Die große Kreditoffensive, mit der die EU Investitionen in Schwung bringen will (genannt: Juncker-Plan), hilft der Bank dabei. Sie wird in Österreich die ersten 200 Millionen Euro, garantiert vom Europäischen Investitionsfonds (EIF), an forschungsstarke, innovative heimischen Kleinbetrieben vergeben.

Der Vorteil gegenüber "normalen Krediten": Die EIF-Garantie für 50 Prozent des Kredits kann die Bank Austria als Besicherung der Finanzierung verbuchen. Viele Kleinstunternehmen, die mangels Sicherheiten keinen Kredit bekämen, kommen so zu Geld für die Umsetzung ihrer Forschungsaktivitäten. Zudem reduziert die Garantie des EIF, der Top-Bonität hat, die Finanzierungskosten. Die Bank Austria kooperiert für diese EIF-Kredite mit der Forschungsförderungsgesellschaft (FFG), die innovative Kleinbetrieben Förderungen zur Verfügung stellt.

Juncker, die Zweite

Europaweit laufe dieser Juncker-Plan bisher hervorragend. Rund ein Drittel der Gelder von insgesamt 21 Milliarden Euro seien bereits an lokale Finanzinstitute vergeben, sagte EIF-Chef Pier Luigi Gilibert. 16 Milliarden davon stellt die Europäische Investitionsbank (EIB) für große Infrastrukturbauten wie Brücken, Straßen oder Energieversorgung bereit, fünf Milliarden der EIF als Garantie für Kredite an forschungsfreudige Kleinbetriebe.

Wegen der hohen Nachfrage nach "Juncker-Finanzierungen" plane die EU einen "Juncker-Plan II", kündigte EU-Nachbarschafts-Kommissar Johannes Hahn an. Im Herbst soll darüber verhandelt werden.

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