Bei AUA liegt Streik in der Luft

Bei AUA liegt Streik in der Luft
Kampfmaßnahmen sind nicht mehr auszuschließen, so Betriebsratschef Karl Minhard.

Bei der Lufthansa-Tochter AUA haben sich die Fronten zwischen dem Vorstand und den Betriebsräten wieder verhärtet. Rund 1200 Mitarbeiter kamen am Freitag zur ersten gemeinsamen Betriebsversammlung von Bord- und Boden-Belegschaft. Die Stimmung war gereizt. „Wir wollen eine Lösung am Verhandlungstisch, aber wir schließen Kampfmaßnahmen nicht mehr aus“, tönten die beiden Betriebsratschefs Karl Minhard (Bord) und Alfred Junghans (Boden) Richtung Vorstand.

Die Mitarbeiter seien „nicht mehr bereit, sich alles gefallen zu lassen“. Die Liste der Vorwürfe ans Management ist lang. Den Belegschaftsvertretern stößt besonders auf, dass AUA-Chef Jaan Albrecht vor Weihnachten am Rande einer Star-Alliance-Tagung in China den Abbau von 150 Mitarbeitern aus dem kaufmännisch-technischen Bereich ankündigte, ohne vorher den Betriebsrat zu informieren und ohne Begleitmaßnahmen.

Bord-Betriebsrat Minhard urgiert die Aufnahme von Verhandlungen für einen neuen Kollektivvertrag (KV). Der Vorstand habe nach der Aufkündigung des AUA-KV und dem Betriebsübergang auf die kostengünstigere Tochter Tyrolean einen neuen KV bis Ende 2012 zugesagt. Bis heute habe es aber keinen Verhandlungstermin gegeben. Man sei sehr wohl verhandlungsbereit, kontert AUA-Sprecher Peter Thier. Er verweist allerdings auf das laufende Verfahren vor dem Obersten Gerichtshof, dessen Ausgang für Ende März erwartet wird.

„Die Stimmung ist im Keller. Es herrschen Angst, Verunsicherung und Resignation“, beschreibt Betriebsrätin und Flugbegleiterin Doris Hauser die Stimmung im Unternehmen. Albrecht dagegen erklärt, die Mitarbeiter seien motiviert. Sie würden langsam an eine bessere Zukunft in der AUA glauben.

Sollte die Belegschaft tatsächlich nicht motiviert sein, merkten die Kunden jedenfalls nichts davon. Da 200 Flugbegleiter und 100 Piloten freiwillig von Bord gingen, gab es im Dezember gravierende Kapazitätsprobleme. Derzeit noch werden rund 30 neue Flugbegleiter, auch aus den Reihen der Lufthansa, gesucht. Vor Weihnachten habe es „beinahe einen Kollaps gegeben. Mitarbeiter kamen vorzeitig aus dem Urlaub zurück oder ließen sich freie Tage abkaufen. Bürokollegen sprangen kurzfristig beim Check-in ein“, kritisieren die Betriebsräte. Das Unternehmen bestätigt die Kapazitätsengpässe.

Die Aufrüstung aller zehn Langstrecken-Flugzeuge auf komfortablere Sitze, die im April abgeschlossen sein sollte, verzögert sich noch weiter. Was von den Belegschaftsvertretern ebenfalls heftig kritisiert wird. Derzeit sind erst zwei Maschinen neu bestuhlt, über den Sommer sollen sieben Flieger umgerüstet sein. Noch ist offen, ob die restlichen drei Flugzeuge im Herbst adaptiert oder ob Lufthansa-Maschinen eingesetzt werden.

Vorwürfe, im Management habe es trotz des Sanierungskurses kräftige Gagenerhöhungen gegeben, werden vom Vorstand dementiert. Die Mannschaft fordert jetzt in einer Petition die Offenlegung der Top-Gehälter.

Die Airline steht zwar besser da als vor einem Jahr, aber von einer nachhaltigen Sanierung kann noch keine Rede sein. Der Konflikt, der jetzt zwischen Vorstand und Betriebsräten aufbricht, darf allerdings nicht als Machtdemonstration der Belegschaftsvertreter verharmlost werden. Stimmt schon, in der Vergangenheit hatten Testosteron-gesteuerte Alphatiere die Mannschaft zu Streiks aufgestachelt und die AUA schwer geschädigt. Die heutigen Belegschaftsvertreter jedoch haben im Gegensatz zu ihren Vorgängern Verantwortungsgefühl bewiesen.

Wenn etliche Mitarbeiter über ein Klima der Angst klagen, kann sich der Vorstand nicht einfach abputzen. Dann läuft in der Unternehmenskultur etwas schief. Wenn der Fokus nur auf Kostensenken ausgerichtet ist und sich dringend notwendige Investitionen wie die qualitative Aufrüstung der Langstreckenflotte peinlich lange verzögern, muss der Vorstand seine Sanierungsstrategie überdenken. Denn Kunden, die das Gefühl haben, dass auf ihre Kosen gespart wird, sind ganz schnell bei der Konkurrenz.

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