Die Reaktionen auf den Banken-Stresstest

Krisensimutaltion: Maximaler Stress für die europäischen Banken
Raiffeisen schneidet schlecht ab, für die Krisenbank Monte dei Paschi gibt es einen Rettungsplan.

Der Arbeitgeber ist pleite, einer neuer Job ist jetzt länger nicht in Sicht. Außerdem ist die Waschmaschine eingegangen, das Auto spinnt und der Freund, dem man Geld geborgt hat, kann nicht zahlen. Eine ziemliche Katastrophe, die nur einigermaßen zu überstehen ist, wenn man genügend Geld zurückgelegt hat. Ungefähr so kann man sich einen Stresstest vorstellen, dem sich jetzt 51 europäische Banken unterziehen mussten.

Die Simulation dabei: Die Wirtschaft bricht über Jahre hindurch ein, die Immobilienpreise stürzen ab, Kreditnehmer können zumindest Teile des geborgten Geldes nicht zurückzahlen. Bei den österreichischen Banken – Erste Group und Raiffeisen Zentralbank – wurden zudem Einbrüche in Osteuropa simuliert. Dieser Raum ist für heimische Institute besonders wichtig. Für die Aufseher wichtig dabei ist, mit wie viel Eigenkapital die Risikopositionen abgesichert sind, sprich, wie hoch die Kernkapitalquote ist.

Österreich-Ergebnisse

"Es war der strengste Test, den wir je hatten", sagte Helmut Ettl, Chef der Finanzmarktaufsicht (FMA), am späten Freitagabend nach Veröffentlichung der Testergebnisse. Die Erste Group kam mit dieser Strenge noch ganz gut zurecht. Im simulierten Horrorszenario würde der Kapitalpolster der Bank auf 8,2 Prozent schrumpfen – das bedeutet Durchschnitt. Damit wäre die Erste besser als die Deutsche Bank und die Commerzbank mit 7,8 bzw. 7,4 Prozent. "Wir sind sehr erfreut, dass dieser Stresstest die Stärke der Kapitalbasis und des Geschäftsmodells der Erste Group unterstreicht", so Erste-Group-Chef Andreas Treichl am späten Freitagabend in einer Aussendung.

Die RZB schaffte im simulierten Stress dagegen nur 6,1 Prozent. Das war zwar mehr als der Polster von 5,5 Prozent, den die Aufsicht zuletzt verlangte. Schlechter als die RZB schnitten allerdings nur die Allied Irish Bank (4,3 Prozent) und die italienische Bank Monte dei Paschi (minus 2,44 Prozent) ab.

Dieses Ranking kann allerdings nicht die gesamte Wahrheit abbilden. Im jüngsten Stresstest wurden die Bankdaten vom Jahreswechsel verarbeitet. Institute, die seither ihren Kapitalpolster aufgefüllt haben, können mittlerweile deutlich besser da stehen, als es dieses Ranking zeigt. Die RZB etwa hat ihre Beteiligung an der UNIQA kürzlich reduziert, was Eigenkapital gebracht hat. Und die geplante Fusion mit der RBI soll den Kapitalpolster weiter auffüllen. "Wir sind unserer Kapitalsituation bewusst und setzen bereits sei geraumer Zeit Maßnahmen zur Verbesserung unserer Kapitalbasis", betonte RZB-Boss Walter Rothensteiner in einer Stellungnahme.

Sorgen mit Italien und Irland

Das Bankhaus Monte dei Paschi di Siena (MPS), die drittgrößte Bank Italiens, sowie zwei irische Geldhäuser (Allied Irish, Bank of Ireland) haben beim Stresstest ihren Ruf als Sorgenkinder untermauert. Die MPS hätte einen Schock, wie er simuliert wurde, nicht überlebt. Kurz vor der Veröffentlichung der Testergebnisse am Freitag war die Rettung da: Die EZB gab grünes Licht für den Plan, mit dem die älteste noch existierende Bank der Welt bestehen bleiben kann. Ein Konsortium aus mehreren Banken steht parat, das für eine MPS-Kapitalerhöhung um fünf Milliarden Euro garantiert. Zum anderen soll die MPS faule Kredite im Volumen von 27,7 Milliarden Euro zum Preis von 33 Prozent ihres Buchwertes verkaufen. Das bedeutet: Die Krisenbank wird mit einem Schlag mehr als die Hälfte ihrer faulen Kredite los und nimmt etwa 9,2 Milliarden Euro ein.

Auch UniCredit am unteren Ende

Am unteren Ende der Testergebnisse ist auch die UniCredit zu finden (Platz 46 von 51). Zur UniCredit berichtet der Standard, dass das Institut bis zu zwei Milliarden Euro in die Bank Austria einschießen soll, damit diese nach der Abspaltung des Osteuropa-Geschäfts ausreichend kapitalisiert bleibt. Nur bei einer Kapitalspritze wollen die Aufseher der Abspaltung zustimmen. Eine Milliarde soll es sofort, den Rest in den kommenden zwei Jahren geben.

Der jüngste Bankentest gilt als eine Art Zwischenzeugnis. Die Testergebnisse sollen der europäischen Bankenaufsicht dabei helfen, die individuellen Kapitalpolster festzulegen, die sie künftig von den Geldhäusern verlangen werden. Etwas Positives war zumindest festzustellen: Im Vergleich zu vorangegangenen Tests erwiesen sich die Geldhäuser als vergleichsweise stabil. "Einzelne Banken zeigten allerdings deutliche Schwächen", hieß es von der Bankenaufsicht.

WU-Experte: Erste "gut", RZB "zufriedenstellend"

Stefan Pichler, Bankenexperte an der Wiener Wirtschaftsuniversität (WU), sieht beide heimischen Banken im grünen Bereich. Die Bankenaufsicht habe diesmal besonders streng geprüft und etwa für Osteuropa doppelt so starke Wachstumseinbrüche simuliert als für den europäischen Schnitt. Würden diese Szenarien eintreten, hätten laut Pichler nicht nur die Banken ein Problem, da gäbe es wohl eine politische Krise. Unter Annahme solch extremer Schocks habe für Pichler die Erste Group „gut“ und auch die RZB noch „zufriedenstellend“ abgeschnitten.

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