Banken rüsten für den großen Crash

Banken rüsten für den großen Crash
Europas Politiker scheinen die überbordenden Schulden nicht in den Griff zu bekommen. Banken beginnen, sich auf das Schlimmste einzustellen.

Ich glaube, dass wir unter Umständen sehr harte Zeiten vor uns haben - mit Problemen, die wir uns noch gar nicht vorstellen können." Andreas Treichl, Chef der Erste Group, hat kaum noch Hoffnung, dass die europäischen Politiker eine klare Lösung für die Schuldenkrise finden. Die Erste Group setzt daher radikale Schritte, um mit wenig Ballast durch die Krise zu steuern - was die Aktienanleger schockte. Der Erste-Kurs stürzte zeitweise um 17 Prozent ab.

Nicht nur griechische, sondern auch italienische, spanische, portugiesische und irische Staatsanleihen werden massiv wertberichtigt, und die Tochterbanken in Ungarn und Rumänien werden abgeschrieben. Statt 700 Millionen Euro Gewinn wird die Bank dadurch heuer bis zu 800 Millionen Euro Verlust einfahren. Dividende für die Aktionäre gibt es keine. Nur der Staat erhält Zinsen für sein Hilfskapital. Treichl nennt das einen "schmerzhaften, aber richtigen Schritt". Er sei nicht nur notwendig, um die Krise zu überstehen, sondern auch, um für einen späteren Aufschwung gut aufgestellt zu sein.

Solange die Politik keine klaren Worte zur Staatsschuldenkrise in Südeuropa finde, würden private Investoren diesen Ländern kein Geld mehr geben, sagt Treichl. Und wenn nur noch EU-Institutionen die Schuldnerländer finanzierten, sei die Gefahr groß, dass die Gelddruckmaschine angeworfen werde.

Lob für Transparenz

Banken rüsten für den großen Crash

Dass Erste-Chef Treichl jetzt mit dem Stahlbesen Ballast aus der Bilanz kehrt, sieht man bei der Österreichischen Nationalbank sehr positiv. Gouverneur Ewald Nowotny begrüßt, dass "klar Schiff" gemacht wird. Für Nowotny ist das österreichische Bankensystem "eines der gesündesten" in Europa. Dass die Erste hier vorprescht, sei ihr zugute zu halten, meint auch Franz Hahn, Bankenexperte am WIFO. Er geht davon aus, dass andere österreichische wie auch europäische Banken den Schritt nachvollziehen werden, so Hahn im Ö1-Mittagsjournal.

Bei Raiffeisen und der Bank Austria sieht man keinen derart großen Handlungsbedarf. Um 100 Millionen Euro wird die Raiffeisen Bank International (RBI) den Wert ihrer Bank in Ungarn nach unten korrigieren. Auch eine Kapitalerhöhung wird es dort geben. "Ungarn ist sicher das Land, das uns am meisten Kopfzerbrechen macht", so RBI-Sprecher Michael Palzer. Die anderen Märkte würden sich aber noch gut entwickeln. In der Ukraine sei die Kredit-Ausfallsrate jedoch noch immer sehr hoch.

Anpassungen

Bei der Bank Austria läuft gerade routinemäßig der Test, wie viel die Konzernbanken in Osteuropa wert sind und ob eventuell abgewertet werden muss. Momentan sieht man keinen Bedarf, weiter abzuschreiben. Anpassungen habe man bereits in den Vorjahren vorgenommen (bei Kasachstan etwa wurden 776 Millionen Euro abgeschrieben). RBI wie auch Bank Austria gehen davon aus, dass sie am Ende des Jahres einen Gewinn vorweisen werden.

Für den absoluten Notfall: Vom heimischen Bankenpaket über insgesamt 15 Milliarden Euro sind derzeit noch sechs Milliarden abrufbar. Dieser Betrag kann den Kreditinstituten im Rahmen des Finanzmarktstabilitätsgesetzes in Form von Eigenkapital und/oder Haftungen zur Verfügung gestellt werden.

Im Finanzministerium will man die Erste grundsätzlich nicht kommentieren, meint aber zur auf ein Jahr aufgeschobenen Rückzahlung der Staatshilfe: "Wir begrüßen es, wenn Banken vorsichtig sind und angesichts eines schwierigen Umfelds das Eigenkapital nicht überstürzt zurückführen."

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