Banken müssen im Osten bremsen

Banken müssen im Osten bremsen
Die Ost-Geschäfte sind eine Gefahr für Österreich. Die Banken müssen ihr Kreditwachstum zügeln und Kapital aufbauen.

Jahrelang haben Österreichs Banken vom wirtschaftlichen Aufschwung in Zentral- und Osteuropa profitiert. Sie sind in den meisten Ländern der Region mit großen Tochtergesellschaften vertreten und haben Kredite in hohem Ausmaß vergeben. Doch mit der Krise im Jahr 2008 hat das Erfolgsmodell tiefe Risse bekommen.

Zahlreiche Kredite gelten als uneinbringlich, hohe Abschreibungen und damit Verluste sind die Folge. Auf dieses Problem hat bereits die Ratingagentur Moody's bei ihrer Bewertung der Republik Österreich hingewiesen. Das Geschäftsvolumen von Bank Austria, Erste Group und Raiffeisen Bank International - die drei größten in der Region vertretenen heimischen Institute - macht 270 Milliarden Euro aus. Zum Vergleich: Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) Österreichs ist mit 280 Milliarden Euro nur unwesentlich größer.

Nun müssen die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) und die Finanzmarktaufsicht (FMA) reagieren. Sie haben ein Maßnahmenpaket zur Absicherung der Geschäfte der heimischen Banken in Osteuropa erarbeitet - gemeinsam mit den Instituten, wie betont wird. "Man darf die Chancen in der Region nicht unterschätzen, muss aber auch die Risiken sehen", sagt OeNB-Gouverneur Ewald Nowotny. Er stellt aber klar: "Es geht nicht um den Rückzug aus der Region, sondern um die Sicherung der Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells."
Das erarbeitete Paket fußt auf drei Säulen und gilt für die drei großen Spieler zum Teil schon ab 2012.

Stärkung des Kernkapitals

Laut Basel III-Regelwerk muss die harte Kernkapitalquote stufenweise bis 2018 auf mindestens sieben Prozent steigen. Die drei genannten Institute müssen dies bereits mit Beginn 2013 erzielen. Das staatliche Partizipationskapital wird dabei allerdings angerechnet. Zudem werden sie verpflichtet, ab 2016 einen zusätzlichen Puffer von bis zu drei Prozent zu halten.

Bis Mitte nächsten Jahres müssen die drei Banken sowie die Österreichische Volksbanken AG (ÖVAG) zwar ohnehin neun Prozent hartes Kernkapital aufweisen. Das verlangt die europäische Bankenaufsicht (EBA). Die heimische Aufsicht will aber sicherstellen, dass unabhängig davon die Kapitalquote nie wieder unter neun Prozent fällt. Das heißt, die Banken brauchen zusätzlich 4,2 Milliarden Euro.

Kreditwachstum

Die Vergabe von neuen Krediten in Osteuropa wird eingeschränkt. Künftig wird das Wachstum vor allem von den lokalen Spareinlagen abhängen. Konkret dürfen im Neugeschäft nicht mehr als 110 Euro Kredit auf 100 Euro Einlagen vergeben werden.

"Das Kreditwachstum wird somit den lokalen Wirtschaftsverhältnissen angepasst", erklärt FMA-Vorstand Kurt Pribil. Derzeit gibt es Tochterbanken, etwa in Ungarn oder der Ukraine, wo das Verhältnis bis zu 200 zu 100 Euro beträgt. Werden viel mehr Kredite vergeben, als die Bank Einlagen hat, muss sie dafür Geld von der Mutterbank erhalten. Diese bekommt damit große Kreditausfälle direkt zu spüren und gefährdet somit die Substanz des Gesamtkonzerns.

"Letzter Wille"

Die Banken müssen schon in guten Zeiten für ihr mögliches Ende vorsorgen und eine Art Testament machen. Dieses soll den Aufsehern schnelleres und leichteres Reagieren im Fall einer Krise ermöglichen. Die Entscheidungen zwischen Aktionären, Managern, Behörden, Zentralbanken und Ministerien sollen so innerhalb weniger Tage getroffen werden. Dabei geht es um behördliche Sanierungsmaßnahmen bis hin zur geordneten Insolvenz.

Die Banken reagierten auf das Maßnahmenpaket der Aufsicht überrascht. Sie haben in den vergangenen Wochen zwar mit den Aufsehern über ihr Ost-Geschäft debattiert. Die neuen Kapitalvorschriften allerdings sorgten für einige Verwirrung - zumal die Berechnungsmethoden zwischen EBA und Basel III durchaus unterschiedlich sind.

Basel III: Strengere Regeln für Banken

Eigenkapital Banken müssen ihre Kredite mit Eigenmitteln unterlegen, um für Ausfälle vorzusorgen. Festgelegt werden die Bestimmungen vom Basler Ausschuss für Bankenaufsicht. Umgesetzt werden die Regeln von nationalen Behörden (in den EU-Staaten von Brüssel). Nach der Finanzkrise wurden die Regeln verschärft. Sie werden die bisher gültigen Basel II-Vorschriften ab 2013 schrittweise ablösen.

Hartes Kernkapital
Es umfasst Stammaktien und Gewinnrücklagen. Zur Berechnung der Quote werden alle ausstehenden Kredite und Risiken der eigenen Wertpapiergeschäfte herangezogen und in Relation zum Kernkapital gesetzt.

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