Aus für bekannten Feinkost-Händler?

Wiener Gasthaus ist zum zweiten Mal pleite
Unternehmen stimmt 77 Jahre nach der Gründung wegen Umsatzrückgängen der Schließung zu. Inhaber will Geschäft aber womölich weiterführen.

In der Wiener Innenstadt wird künftig eine Lücke klaffen. Denn das Traditionsgeschäft Feinkost Böhle muss 77 Jahre nach seiner Gründung die Rollbalken endgültig herunterlassen. Denn: Die Feinkost Böhle GmbH der Familie Ruff hat am Handelsgericht Wien einen Antrag auf Eröffnung eines Konkursverfahrens gestellt. Neun Mitarbeiter sind von der Insolvenz betroffen. Das bestätigt Gerhard Weinhofer vom Gläubigerschutzverband Creditreform. Seit 1939 wird der Standort in der Wiener Wollzeile betrieben, seit 2010 firmiert das Geschäft als GmbH.

Die Insolvenzursachen

„Die Feinkost Böhle GmbH musste zuletzt erhebliche Umsatzeinbußen hinnehmen“, heißt es im Insolvenzantrag. „Die Erlöse sind vor allem in den durch den Verkauf von Weihnachtsgeschenken und Geschenkkartons traditionell umsatzstärksten Monaten November und Dezember sehr stark zurückgegangen. Das ist auf die gesetzliche Situation, die seit einiger Zeit besteht, zurückzuführen, wodurch teure Weihnachtsgeschenke im Geschäftsbereich praktisch nicht mehr gemacht werden.“

Feinkost und Event-Caterer

Das Unternehmen hat mehrere Gewerbescheine: Einen für die Verarbeitung von Kaffee und Tee, und Herstellung von Kaffee-Ersatz, einen weiteren für den Großhandel mit sonstigen Nahrungs- und Genussmitteln; einen für den Einzelhandel mit Waren verschiedener Art, Hauptrichtung Nahrungs- und Genussmittel, Getränke und Tabakwaren; einen weiteren für den Einzelhandel mit Getränken und einen als Event-Caterer.

Böhle spielt damit auf die Compliance-Regelungen an, die heute in Unternehmen sehr ernst genommen werden. Auch die Abwanderung des Handelsgerichts und der Finanzamts für den ersten Wiener Gemeindebezirk aus der Riemergasse vor vielen Jahren soll Böhle in Sachen Kundenfrequenz zugesetzt haben.

„Der Familienbetrieb hat bereits sämtliche mögliche Reorganisationsmaßnahmen, vor allem auch im Personalbereich getroffen“, heißt es weiter. „Dennoch ist es aufgrund der geringeren Erlöse nicht möglich, ein operativ positives Ergebnis zu erzielen.“ Einer Schließung des Unternehmens wird zugestimmt, heißt es im Antrag weiter.

"Das hat mein Anwalt geschrieben, einer möglichen Schließung stimmen wir zu", sagt Böhle-Geschäftsführer Wolfgang Ruff am Freitag in der Früh zum KURIER. "Wir wollen das Geschäft aber trotzdem weiterführen."

Die Geschäftszahlen

Angaben über das Vermögen und die Schulden werden im Konkursantrag nicht gemacht. Laut Bilanz zum 31. Jänner 2015, die Ende Oktober 2015 beim Firmenbuchgericht Wien eingereicht wurde, hat der Betrieb rund 323.700 Euro Verbindlichkeiten und weist einen Bilanzverlust in Höhe von 33.800 Euro aus. Auch die Hälfte des Grund- bzw. Stammkapitals, sprich 17.500 Euro, wurde noch nicht eingezahlt. Der operative Verlust im Geschäftsjahr 2014/2015 betrug rund 30.500 Euro.

Damals wurde noch angeführt, dass keine Überschuldung im Sinne des Insolvenzrechtes besteht, "weil aufgrund der von der Geschäftsführung durchgeführten Planungsrechnung und der aktuell vorliegenden Zahlen für das Wirtschaftsjahr 2016 eine positive Fortbestehungsprognose gestellt werden kann". So schnell kann sich das Blatt wenden. Die Familie Ruff hat noch zwei weitere Gesellschaften, die aber von der Insolvenz nicht betroffen sind.

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