AUA streicht 300 Flüge nach Osteuropa

Die AUA muss Gas geben. Ob die Piloten mitziehen – oder in Richtung Emirates abziehen – ist die Frage.
AUA-Chef Kratky verspricht: Urlaubsdestinationen und Langstrecke nicht betroffen.

Die Lufthansa-Tochter AUA bekommt das Problem immer noch nicht in den Griff. Nachdem im Sommer 2015 Hunderte Flüge kurzfristig ausgefallen waren, sagte AUA-Chef Kay Kratky im Frühjahr im KURIER-Interview, er hoffe sehr, dies passiere heuer nicht mehr. Er sollte sich irren.

Bereits im Juni wurden 150 Flüge gecancelt. Ab sofort bis Mitte September muss die Airline 300 weitere Flüge streichen. Betroffen sind nach heutigem Informationsstand nur Strecken nach Osteuropa (z. B. Prag, Bukarest, Sofia, Kosice, Sibiu), die mehrmals täglich angeflogen werden. Es würden lediglich Frequenzen ausgedünnt, aber keine Destinationen aufgegeben.

Charterflüge und Urlaubsflüge sowie alle Langstrecken werden plangemäß durchgeführt, verspricht Kratky. Man wolle auf alle Fälle verhindern, dass Urlauber und Familien ihre Ferienflüge nicht antreten können.

Passagiere, die bereits fix gebucht haben, erhalten Vorschläge für Umbuchungen oder bekommen ihr Geld zurück. Insgesamt führt die AUA im Sommer 23.000 Flüge durch.

Der Grund für die Ausfälle ist nach wie vor der eklatante Engpass an Piloten. Kratky, der seit einem Jahr an Bord ist, gibt indirekt zu, dass seine Vorgänger im Rahmen des rigorosen Sparkurses zu viele Piloten abgebaut haben. Man sei "mit einer extrem kostenbewussten Planung bei der Ausstattung mit Personal sehr hart am Wind gesegelt". Er habe allerdings "ein gewisses Verständnis dafür, dass angesichts des damals drohenden Konkurses andere Prioritäten gesetzt wurden".

Der "Bottleneck" seien die monatelangen Umschulungen. Die AUA ersetzt die alte Fokker-Flotte durch Embraer, dazu kommt die Zusammenlegung des Flugbetriebes der ehemaligen Tochter Tyrolean mit der AUA. Rund 500 von derzeit insgesamt 1000 Piloten müssen geschult werden. Im Vorjahr wurden bereits 100 neue Piloten aufgenommen, 70 werden heuer neu eingeschult. Auch für 2017 werden weitere Cockpit-Mitarbeiter gesucht. Albrecht berichtet von "sehr vielen Bewerbungen". Kratky gibt zu, dass die AUA mit den Piloten-Trainings früher hätte beginnen müssen.

Intern wurde begonnen, das IT-System für die Flugplanung aufzurüsten. Solche Umstellungen sind freilich langwierig. Außerdem wurde das Management für die Flugbetriebs-Adiministration ausgewechselt.

Kratky versuchte den Pilotenmangel über den Sommer auch mit sogenanntem Wetlease auszugleichen, der Anmietung von Flugzeugen samt Crews. Statt geplanter fünf Wetleases konnten nur drei abgeschlossen werden. Und zwar mit Adria Airways, Sun Express (gemeinsame Tochter von Lufthansa und Turkisch Airlines) und Condor. Nicht alle Fremd-Airlines würden die strengen Standards des Lufthansa-Konzerns schaffen, außerdem gebe es im Sommer, der Hochsaison für die Fluggesellschaften, kaum freie Kapazitäten, die vermietet werden.

"Armutszeugnis"

Luftfahrt-Gewerkschafter Johannes Schwarcz (vida) kritisiert die Flugstreichungen als "Armutszeugnis". Die Personalsituation bei den Flight-Crews sei bereits seit 2012 angespannt, die derzeitige Misere vorprogrammiert. Die Gewerkschaft macht vor allem Kratky-Vorgänger Jaan Albrecht dafür verantwortlich.

Keine Auswirkungen auf Gewinn

Den Gewinn für 2016 werden die Flugausfälle nicht schmälern. Kratky will heuer einen leicht höheren Gewinn einfliegen als im Vorjahr. 2015 erwirtschaftete die auf Sanierungskurs befindliche AUA 54 Millionen Euro an operativem Ergebnis. Die Kosten für Wetlease seien niedriger, als die Kosten für den Ausfall von Flügen.

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