AUA-Krimi: Justiz weitet Ermittlungen aus

Gegen Ex-AUA-Boss Ötsch wird seit viereinhalb Jahren ermittelt - nun soll ein neues Gutachten Licht in die Affäre bringen.

Seit viereinhalb Jahren wird gegen den früheren AUA-Chef Alfred Ötsch wegen Krida-Verdachts ermittelt. „Grob fahrlässige Beeinträchtigung von Gläubigerinteressen“ heißt der entsprechende Paragraf im Strafgesetzbuch. Ursprünglich hatte die Staatsanwaltschaft Wien Gutachter Martin Geyer damit beauftragt, zu klären, ob die AUA im März 2009 pleite gewesen wäre, wenn nicht die Republik mit 200 Millionen Euro Rettungshilfe eingesprungen wäre. In seiner Expertise heißt es sinngemäß: Das Insolvenzrisiko wäre „Ende 2008“ massiv gewesen, wenn nicht der Übernahmevertrag mit der Lufthansa samt staatlicher Stützung umgesetzt worden wäre.

Größerer Kreis

Vor wenigen Tagen hat Staatsanwältin Veronika Hennrich den Prüfungsauftrag ausgedehnt. Laut Elmar Kresbach, Verteidiger von Ötsch, hat sie ein Ergänzungsgutachten in Auftrag gegeben. Der Sachverständige muss nun prüfen, welche „verantwortlichen Personen der Austrian Airlines AG bzw. der Austrian Airlines Group bis zum 31. Dezember 2009 mutmaßliche kridaträchtige Handlungen gesetzt haben“.

Zur Erinnerung: AUA-Boss Ötsch, der im Krisenjahr 2008 die marode Fluglinie unverständlicherweise als „erfolgreich saniert“ gepriesen hatte, musste bereits Ende Jänner 2009 von Bord gehen. Auf der Brücke blieben die Vorstände Peter Malanik und Andreas Bierwirth.

„Mein Mandant ist sicherlich aus der Schusslinie. Da im Gutachterauftrag die Formulierung ,verantwortliche Personen der AUA‘ verwendet wird, können wohl auch andere gemeint sein“, sagt Kresbach zum KURIER. „Man hat sich offenbar bei der Staatsanwaltschaft Gedanken gemacht, Überlegungen in eine andere Ermittlungsrichtung anzustellen.“ Nachsatz: „Diese lächerliche Geschichte mit dem Scheich Al Jaber dürfte somit an Schärfe verloren haben.“

Denn: Der Hotelbetreiber Mohamed Bin Issa Al Jaber hatte das Strafverfahren mit einer Betrugsanzeige ins Rollen gebracht. Al Jaber wollte im April 2008 mit 156 Millionen Euro Eigenkapital bei der AUA an Bord gehen. Nach Bekanntwerden des wirtschaftlichen Debakels bei der AUA fühlte er sich über den Tisch gezogen und ließ den Deal platzen. Die Hauptfront spielt sich seitdem am Handelsgericht Wien ab: Die AUA prozessiert mit Al Jaber um jene 156 Millionen Euro, die er im Zuge einer Kapitalerhöhung hätte einbringen sollen.

Indes ortet die AUA keine Verantwortung bei den Ex-Managern, da die Bilanz ordentlich geprüft gewesen sei.

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