AUA ersetzt abgeflogene Piloten

Nachwirkung von gekündigten Kollektivverträgen
Der AUA-Aufsichtsrat beschloss den Betriebsübergang auf die billigere Tochter Tyrolean. Die Gewerkschaft will vor Gericht gehen.

Die Anwälte der Lufthansa-Tochter AUA und der Gewerkschaft vida können sich freuen. "Wir werden alle notwendigen rechtlichen Schritte setzen, bis in die letzte Instanz", kündigt vida-Chef Rudolf Kaske an. Nach dem Scheitern der Verhandlungen über einen billigeren Kollektivvertrag (KV) für die AUA-Piloten startete AUA-Chef Jaan Albrecht Plan B. Der Aufsichtsrat segnete am Donnerstag den Betriebsübergang auf die rund 20 bis 25 Prozent kostengünstigere Tochter Tyrolean ab. Möglich ist dies frühestens mit 1. Juli.

Der AUA-Vorstand hatte den AUA-Kollektivvertrag gekündigt, was in Österreich Seltenheitswert hat. Daraufhin kündigte die Gewerkschaft den KV der Regionalflugtochter. Daher sollen die rund 600 AUA-Piloten und 1500 Flugbegleiter, die nun praktisch im KV-freien Raum schweben, Einzelverträge bekommen. Wer nicht will, erhält eine großzügige Abfertigung. AUA und Gewerkschaft haben sich mit arbeitsrechtlichen Gutachten für das juristische Match aufgerüstet. Die Bord-Belegschaft hält kommenden Montag eine Betriebsversammlung ab.

"Überlebenswichtig"

AUA ersetzt abgeflogene Piloten

Albrecht war nach der Aufsichtsratssitzung erleichtert. Diese Maßnahme sei für das Unternehmen "überlebenswichtig". Die Piloten sollen, ist zu hören, zuletzt ein Sparpotenzial von rund 80 Millionen Euro angeboten haben. Einen Rechtsstreit hat die AUA schon verloren. Betriebsrat Wolfgang Hable klagte auf Freistellung als Gewerkschaftsfunktionär, die ihm Ex-AUA-Chef Alfred Ötsch schriftlich zugesichert hatte, und bekam nun Recht.

Die Abfertigungen für jene 40 Piloten, die bereits gekündigt haben, dürfte die AUA mehr als 20 Millionen Euro kosten. Alt-Piloten haben einen Abfertigungsanspruch von bis zu 39 Monatsgehältern. Wie viele Piloten sich insgesamt verabschieden wollen, ist noch nicht verifizierbar.

Die AUA befürchtet trotzdem keinen Piloten-Engpass, auch nicht für die sommerliche Hochsaison, sagte Vorstand Peter Malanik. Die Copiloten der Tyrolean fliegen derzeit aus dem vorigen Sparprogramms noch Teilzeit und werden auf Vollzeit umgestellt. Für die Flottenbereinigung auf Airbus wurden bereits zwei Boeing 737 verkauft, die restlichen neun Boeing folgen bis Jahresende. Die Boeing-Piloten werden schon im Lufthansa Flight Training für die AUA auf Airbus A-320 umgeschult, ab Mai beginnen die Tyrolean-Crews. Die Umschulung kostet pro Mann rund 20.000 Euro.

Keine Gehaltskürzung

Beim Betriebsübergang verlieren die AUA-Piloten nichts von ihren bestehenden Gehältern. Weitere Einkommenssprünge werden allerdings solange eingefroren, bis Tyrolean auf das heutige AUA-Niveau aufgeholt hat. Die Tyrolean-Marke "Austrian Arrows" wird übrigens aufgelassen, der Firmenname bleibt.

Fast alle der insgesamt 60 Partner und Lieferanten – vom Flughafen Wien bis zum Caterer DO&CO – haben bei den Preisen nachgelassen. Die Flugsicherung Austro Control arbeitet an neuen, verkürzten Landerouten, was Sprit- und Kostenersparnis bringt. Albrecht ist nun zuversichtlich, die geplanten Kosteneinsparungen von 223 Millionen Euro für 2012 auf den Boden zu bringen. Das "Happy-End" – schwarze Zahlen und künftiges Wachstum – sei in Sicht. Für die Passagiere werde sich durch das Sparprogramm nichts ändern, versichert Albrecht.

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