Erneut umstrittene Besetzung vor Weihnachten

Erneut umstrittene Besetzung vor Weihnachten
Alexander Wrabetz ernennt Edgar Weinzettl zum Leiter der Innenpolitik. Damit entschied er sich gegen die Redakteure und Chefredakteur Aigelsreiter und folgte dem Vorschlag von Radiodirektor Amon.

Ein Schock, den wir erst verdauen müssen. Aber wir werden professionell mit der Situation umgehen“. So die erste Redaktion von Peter Daser, Ö1-Redakteur und Redakteursratsmitglied, zur Bestellung Edgar Weinzettls, dem die Redakteure der Hörfunk-Information den Job des Innenpolitikchefs nicht zutrauen und bei dem sie Nähe zur Wiener SPÖ orten. Bis zuletzt hatten die Redakteure gehofft, ihre Argumente würden bei Alexander Wrabetz auf fruchtbaren Boden fallen. Sie fürchteten um ihre politische Unabhängigkeit. Die Proteste waren vergebens: Am Freitag bestellte Wrabetz Radio-Wien-Wortchef Weinzettl zum neuen Ressortleiter der Radio-Innenpolitik.

Wrabetz stellt sich damit auf die Seite von Radiodirektor Karl Amon und entschied gegen Radio-Chefredakteur Hannes Aigelsreiter und die Redakteure , die sich für den interimistischen Innenpolitikchef Andreas Jölli und dessen Stellvertreter Stefan Kappacher ausgesprochen hatten. Weinzettl tritt seine Funktion am Montag an.

Redakteure "fassungslos"

In einem Brief an Wrabetz zeigten sich die Redakteurssprecher „fassungslos über die Entscheidung“. Es gehe nicht darum, dass sich eine Redaktion ihre Chefs selbst aussuchen darf, sondern um das Recht auf fachlich unbestrittene, allseits akzeptierte Führungskräfte. Weiters gehe es darum, „im gesamten ORF Entscheidungen zu verhindern, die dem Ansehen und der Unabhängigkeit des öffentlich-rechtlichen Rundfunks schaden. Das beharrliche Ignorieren der den Redaktionen zustehenden Mitwirkungsrechte muss aufhören!“ Im Rahmen einer Redakteursversammlung wird über weitere, auch rechtliche Schritte beraten.

Weinzettls Name tauchte in der Angelegenheit erstmals rund um das Kanzlerfest vor dem Sommer auf. Ihm werden gute Kontakte zur roten Wiener Stadtregierung, insbesondere zum Umfeld von Finanzstadträtin Renate Brauner nachgesagt. Weinzettl wollte sich auf Nachfrage bisher nicht dazu äußern.

Wrabetz kommentiert Entscheidung nicht

ORF-Chef Wrabetz selbst kommentierte die umstrittene Entscheidung rund um die Radio-Innenpolitik in der offiziellen ORF-Aussendung am Freitag nicht. Radiodirektor Amon bezeichnete Weinzettl als "erstklassigen Journalisten" und nannte ihn einen "Garanten für unabhängige Berichterstattung".

Amon hatte Weinzettl Ende Oktober für den Posten vorgeschlagen. Sein Name tauchte in der Angelegenheit erstmals rund um das Kanzlerfest vor dem Sommer auf. Ihm werden gute Kontakte zur roten Wiener Stadtregierung nachgesagt, seine Bestellung sei Wunsch der SPÖ, hieß es in Medienberichten. Amon und der bis dahin unauffällige Weinzettl wiesen diese Darstellung jedoch zurück.

ÖVP: "Putschartige" Übernahme

Heftige Reaktionen löste die umstrittene Personalentscheidung in der Politik aus. ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz und Radiodirektor Karl Amon "zertrümmern die Glaubwürdigkeit des ORF", kritisierte ÖVP-Klubobmann und -Mediensprecher Karlheinz Kopf. Der "eindeutige Wille" der Radioredakteure sowie die Qualifikationen langjähriger Funkhaus-Mitarbeiter seien "eiskalt ignoriert" und mit Weinzettl "putschartig ein Kandidat aus dem Netzwerk der Wiener SPÖ" installiert worden, erklärte Kopf in einer Aussendung.
 

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