Der bekiffte RTL-Reporter

Selbstversuch: Jenke von Willmsdorf testet die Wirkung eines Joints vor laufenden Kameras
Das "Jenke-Experiment" auf RTL. Journalist Wilmsdorff spielt Versuchskaninchen.

Die Welt der Fernsehreportagen wird immer körperlicher: In Österreich zieht für ATV Andi Moravec durch die Republik, um im "Großen Österreich Test" auch mit persönlichem Einsatz Missstände aufzudecken.

Ein deutscher Kollege legt die Latte des Körpereinsatzes jetzt noch einmal ein Stück höher: Jenke von Wilmsdorff nimmt für seinen Sender RTL sogar (weiche) Drogen. In "Das Jenke-Experiment" sieht man den Journalisten um 21.15 Uhr beim Marihuana-Selbstversuch in Holland. In einer Wohnung, die an einen Coffeeshop angeschlossen ist, raucht sich der 48-Jährige für sein Publikum fünf Tage lang ins Marihuana-High. Das Ziel: Der Debatte um die Legalisierung von weichen Drogen eine weitere Facette hinzufügen. In Deutschland wie in Österreich ist Marihuana nicht legal, in Holland und seit Neuestem im US-Bundesstaat Colorado aber erlaubt.

Kurzer Flash

Im Fall von Jenke geht das Experiment für ihn persönlich jedoch schief. Schon als Jugendlicher konnte er mit dem High der Cannabis-Pflanze wenig anfangen. So auch diesmal: "Von einem intensiven Lach-Flash mal abgesehen, verbrachte ich die Tage, von einem Nebel umhüllt, als stiller Beobachter. Was bestimmt auch der enormen Menge geschuldet war, die ich täglich konsumierte", lautet ein Fazit des Reporters. Auf Sendung sieht man ihn beim bekifft Grinsen und lethargisch Werden.

Der RTL-Reporter raucht und kichert in seinem Film zum Glück aber nicht nur vor sich hin, sondern spricht auch mit Experten, was dem Ganzen dann doch eine interessante Note hinzufügen kann. Ein Facharzt für Psychiatrie warnt zum Beispiel vor der psychischen Abhängigkeit, die Cannabis-Produkte erzielen. Die körperlichen Folgen seien zwar weniger gravierend, doch der Arzt wendet sich aus medizinischer Sicht strikt gegen eine Freigabe.

Kurze Linderung

Dennoch gibt es nach Aussagen von Ärzten schon sechs oder acht Jahre alte Kinder, die am Joint ihrer Eltern mitziehen dürfen. Interviewt wird auch ein Suchtpatient und ein 43-Jähriger, der auf Cannabis angewiesen ist, weil es seine Tourette- und ADHS-Erkrankung lindert.

Die Drogen-Episode ist die erste von vier neuen Filmen aus der RTL-Reihe. In einem anderen sieht man Jenke im Rollstuhl mit fixierten Beinen, um das Leben eines Menschen mit Geh-Beeinträchtigung zu erleben. Mit einer feinen Spitze: Zum Abschluss seines Selbstversuchs besucht er den Deutschen Fernsehpreis und testet, ob man dort auf Gäste im Rollstuhl eingestellt ist. Für einen anderen Film ist er jeweils fünf Tage im Selbstversuch zuerst blind, dann schwerhörig. Das Experiment bringt ihn an den Rand der Depression, räumt er ein. In einer anderen Folge zieht Jenke in ein Sterbehospiz, um aus erster Hand Lektionen über den Tod zu gewinnen. Schaurig.

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