Baumgartner fordert Nobelpreis für Orbán

Fühlt sich unverstanden: Extremsportler Felix Baumgartner
Sportler reagiert auf den Shitstorm zu seinem "Idioten"-Posting und spricht von "Rache der Schwachen". Der Spruch, mit dem Baumgartner die Community entzweite, stammt von einer rechtslastigen Facebookseite.

Diese Anzahl an Negativpostings hat Felix Baumgartner offenbar selbst nicht erwartet. Mit einem mehrere Bildschirmseiten langen Facebookbrief reagiert der Stratosphärenspringer nun auf die hitzige Diskussion, die sein jüngstes Posting ausgelöst hat. Am Montag hatte er einen als Textbild verpackten Spruch geteilt, der (mit einem falsch gesetzten Beistrich) die aktuelle Flüchtlingsdebatte aufgreift: "Ein Land, in dem Angeln ohne Angelschein rechtlich bestraft wird und Menschen ohne Pass, die Grenze überqueren, können nur Idioten regieren!" Baumgartner postete dazu die zustimmende Bemerkung "Das ist doch mal eine Ansage!!!"

Mehr als 26.000 Likes bekam der österreichische Extremsportler dafür, aber auch viel Kritik. So wies ein User darauf hin, Baumgartner sollte besser als alle anderen wissen, "dass die Welt aus dem All keine Grenzen kennt und Menschen auch ohne Pass noch Menschenrechte und Schutzwürdigkeit haben." Auch die Verlegung seines Wohnsitzes in die Schweiz wurde von vielen Postern angesprochen.

Rechtslastiges Sprücheportal zitiert

Was bisher bei aller Kritik nicht beleuchtet wurde: Das Textbild, das Baumgartner am Montag veröffentlichte (siehe unten), stammt von der Facebookseite "Was nicht passt wird passend geklatscht". Die laut Eigendefinition "just for fun" verfassten Sprüche dieser Seite befassen sich recht monothematisch mit Werten wie Zusammenhalt, Freundschaft und Stärke und rufen unterschwellig zu Gewalt auf. Es sind unter anderem Totenköpfe und blutige Baseballschläger neben den Sprüchen zu sehen. Einer lautet: "Familie, ist nicht immer, mit wem du dein Blut teilst, sondern für wen man auch bereit ist, es zu vergießen!" Der allgemeine Eindruck der Texte in Inhalt, Schriftsetzung und Motivwahl ist martialisch und zum Teil frauenverachtend. Das Wort "Klatschen" wird in rechten Szenen in Zusammenhang mit Gewalt an Ausländern oder ideologischen Gegnern verwendet. Aus welchem Land die Verfasser der Sprüche stammen, wird nicht eindeutig ersichtlich.

Das Management von Baumgartner wurde vom KURIER kontaktiert, war aber bisher nicht für eine Stellungnahme erreichbar. Er selbst nahm keinerlei Bezug auf die Sprüche-Seite. Mit Verweis auf seinen Stratosphärensprung von 2012 schreibt er in seinem Facebookbrief: "Wir haben der Welt gezeigt das Österreich mehr zu bieten hat als Mozart und braune Vergangenheit. Wir haben damit der Menschheit einen unvergesslichen Moment bereitet, die Jugend motiviert und bewiesen das Disziplin, der Glaube an sich selbst und harte Arbeit am Ende belohnt werden" (sic).

"Rache der Schwachen"

In dem Brief vom Dienstagvormittag, der an "Liebe Facebook Freunde, Fans, Hasser, Journalisten, Politiker und Sonstige!" gerichtet ist, bezeichnet Baumgartner Internet-Shitstorms als "Rache der Schwachen". Er fürchte sich "vor KEINEM 'Shit-Storm' dieser Welt".

In seiner langen Einleitung rechtfertigt Baumgartner unter anderem die Verlegung seines Wohnsitzes in die Schweiz: "Auch dort bezahle ich meine Steuern jedoch im einem angemessen Rahmen. Also sprechen wir hier NICHT von Steuerflucht sondern Steueroptimierung." (alle Zitate in Originalschreibung, Anm.)

"Unterwanderung" durch Flüchtlinge

Dann kommt Baumgartner zum Kern der Debatte. "Der STAAT hat die PFLICHT das Volk zu schützen und die Sicherheit im eigenen Land zu gewährleisten", erklärt er. "Wenn hunderttausende Flüchtlinge- auch ohne Waffen unser Land UNTERWANDERN ist das nicht weniger gefährlich. Unsere derzeitige Regierung wusste seit Jahren das dieses Problem existiert, hat dabei tatenlos zugesehen und ist somit vollumfänglich SCHULDIG." Baumgartner verweist allerdings auch auf "unsere moralische PFLICHT den WIRKLICH Schutzbedürftigen zu HELFEN und ihnen ein menschenwürdiges Dasein zu ermöglichen!! (Bitte 2 mal lesen)"

Friedensnobelpreis für Orbán

Indirekt schlägt Baumgartner schließlich den ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán für den Friedensnobelpreis vor. "Denn er hat das einzig Richtige getan. Sein LAND uns sein VOLK das ihn gewählt hat zu SCHÜTZEN!" Orbán ließ wegen der Verschärfung der Flüchtlingskrise einen Grenzzaun zu Serbien und Kroatien bauen und ließ Gesetze verschärfen, was die Illegalität von Grenzübertritten betrifft. Baumgartner, der seine Postings vom kalifornischen Santa Monica aus verfasste, schreibt, dass Orbán die hohe Auszeichnung verdient hätte, "wenn man bedenkt das Barack Obama Friedensnobelpreisträger ist und das obwohl er in seiner Amtszeit mehr Drohnen-Einsätze und damit verbunden das töten vieler unschuldiger Menschen zu verantworten hat als jeder amerikanische Präsident davor."

Schon öfter provoziert

Seit seinem weltweit beachteten Sprung ist der Extremsportler mit mehreren umstrittenen Aussagen ins Gerede gekommen. So sprach er etwa über die Vorzüge einer gemäßigten Diktatur und bezeichnete Ohrfeigen als angemessene Erziehungsmethode. Das bisher größte Missgeschick auf Facebook leistete sich Baumgartner, als er bei einem Treffen Kiss-Star Gene Simmons mit Ozzy Osbourne verwechselte und darüber postete.

Quelle der Originalzitate: Facebook/Felix Baumgartner

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