Antrag auf Konkurs gegen NIKI eingebracht

NIKI wurde von Air Berlin ausgeräumt.
Reiseveranstalter will Geld für stornierte Charterkette. Laut Antrag mindestens 46 Millionen Euro Überschuldung.

Knalleffekt im Poker um den Verkauf der insolventen Air Berlin. Gegen die Österreich-Tochter NIKI, das Filetstück der Airline-Gruppe, wurde am Dienstag um 8:27 Uhr am Landesgericht Korneuburg der Antrag auf Konkurseröffnung eingebracht. Wegen Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung.

Wie man aus Justizkreisen hört, soll der vom Insolvenzexperten Michael Lentsch (Kanzlei Kosch & Partner) für einen österreichischen Reiseveranstalter eingebrachte Antrag gut argumentiert sein.

Die Vorgeschichte: Am 5. Juli 2017 schlug NIKI-Geschäftsführer Oliver Lackmann "vor dem Hintergrund des anstehenden Restrukturierungsprozesses" dem Reiseveranstalter die einvernehmliche Aufhebung eines Charterrahmenvertrages mit sofortiger Wirkung vor. Gegen einen Gesamtbetrag von 116.391 Euro, zahlbar binnen sechs Wochen. 86.391 Euro für die direkten Zusatzkosten für die Alternativbeförderung der Passagiere durch andere Airlines sowie einen Marketingbeitrag von 30.000 Euro. Der Veranstalter stimmte zu.

Der Betrag wäre somit am 17. August fällig geworden, soll aber bis heute nicht bezahlt und auch nicht bestritten worden sein.

Als Nachweis für die Überschuldung der Österreich-Tochter wird die Zwischenbilanz zum 31. 7. 2017 angeführt, die im Rahmen der Restrukturierung erstellt wurde. Dort ist eine Forderung von NIKI an die Mutter Air Berlin von rund 69 Millionen Euro ausgewiesen – der KURIER berichtete bereits. Es handelt sich um Geld aus Ticketverkäufen, das die Mutter einbehält. Air Berlin wickelt den gesamten Ticketverkauf für NIKI ab. Infolge der Insolvenzeröffnung gegen die Air Berlin müssten davon mindestens 80 Prozent wertberichtigt werden, weshalb sich bei einem Eigenkapital von 9,005 Millionen Euro eine rechnerische Überschuldung von NIKI von zumindest 46,448 Millionen Euro ergebe.

Außerdem würden weitere fällige Verbindlichkeiten von NIKI nicht bedient. Als Beispiel dafür wird im Konkursantrag eine fällige Forderung von knapp 589.000 Euro von der internationalen Wartungsfirma SR Technics Switzerland zitiert, die teilweise bis in den August 2016 zurückgeht.

Am 30. September 2017 werde eine weitere Forderung von SR Technics über 5,8 Millionen Dollar (Rechnung M90308913) fällig. Für die Reparatur eines Triebwerkes, das die Schweizer sicherheitshalber am Flughafen Zürich lagern und nicht an NIKI ausgeliefert haben.

NIKI-Chef Lackmann wusste am Dienstag noch nichts vom Konkursantrag und erklärte gegenüber dem KURIER: "Wir kommentieren die aktuelle Situation prinzipiell nicht".

Konsequenzen

Was bedeuten die Vorkommnisse in Österreich für das Insolvenzverfahren in Deutschland? Derzeit ist NIKI ein Spielball in der Interessens-Gemengelage von Lufthansa, deutscher Regierung und den Insolvenzverwaltern. Das wertvolle Asset der österreichischen Billigairline mit 21 Leasing-Flugzeugen und 800 Mitarbeitern sind die attraktiven Slots (Start- und Landezeiten) in Deutschland, Spanien und Wien.

Jetzt kommt es darauf an, ob der Konkursrichter die Forderung für plausibel hält. In diesem Fall müsste er eine Tagsatzung anberaumen und Lackmann müsste sich zur Lage der Airline erklären. Das kann Wochen dauern.

Ein Konkursverfahren der Eigentümergesellschaft NIKI Luftfahrt GmbH bedeutet nicht automatisch das Aus für den Flugbetrieb. Die Airline könnte vorläufig weiter fliegen, bräuchte dann aber eine neue Lizenz.

In Deutschland jedoch drängt die Zeit. Am Donnerstag tagt der Gläubigerausschuss in Berlin, am Montag das Board von Air Berlin. Am 25. September soll entschieden werden, welcher Bieter Air Berlin (oder Teile davon) sowie die Tochter NIKI erhält. Spätestens ab 1. Oktober ist der 150-Millionen-Notkredit des deutschen Staates aufgebraucht, mit dem Air Berlin und NIKI in der Luft gehalten werden.

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