Alfred Gusenbauer: Der Ex-Kanzler als Berater und Investor

Alfred Gusenbauer mischt in der Wirtschaft erfolgreich mit.

Als Politiker war er der Bundeskanzler mit der kürzesten Amtszeit der Zweiten Republik. Als privater Unternehmer ist Alfred Gusenbauer, 52, erfolgreicher. Vom Regierungspartner ÖVP mit Spott und Hohn übergossen, in der eigenen Partei gemobbt, startete der Sohn eines niederösterreichischen Bauarbeiters nach seinem Abgang aus dem Kanzleramt 2008 eine bemerkenswerte zweite Karriere. Als Ich-AG, nicht bequem versorgt in einem Staats-Unternehmen.

„Ein wirklicher Intellektueller mit einer wahnsinnig schnellen Auffassungsgabe. Und ein erstklassiger Netzwerker mit unglaublichen Kontakten“, attestieren ihm Geschäftspartner. Die weiß Gusenbauer lukrativ zu nutzen. Zuletzt ging er unter die Textil-Investoren und stieg mit der Hypo NÖ beim insolventen Traditionsunternehmen Backhausen ein. Mit an Bord seine Partner aus der Cudos-Truppe – der SP-nahe Anwalt Leopold Specht, der Investor Alon Shklarek und Andreas Frech.

Mit seiner Gusenbauer Projektentwicklung & Beteiligung GmbH residiert der ehemalige SP-Parteichef in einem unscheinbaren Zimmerchen in der Wiener Innenstadt-Kanzlei von Freund Specht. Vom finanziellen Erfolg der Ein-Mann-Firma können viele Berater nur träumen. Für 2009 bis 2011 weist die Mini-GmbH einen kumulierten Bilanzgewinn von 3,23 Millionen Euro aus.

Alfred Gusenbauer: Der Ex-Kanzler als Berater und Investor

Gusenbauer, der Italienisch, Französisch und Spanisch auf hohem Niveau beherrscht, netzwerkt tatsächlich brillant. Der Investor Martin Schlaff schmiss für ihn eine Party beim Einzug ins Kanzleramt. Strabag-Boss Hans Peter Haselsteiner vertraut Gusenbauer die Verantwortung als Vorstand für seine zwei Privatstiftungen an. Dort ist ein beträchtliches Vermögen gebunkert, der Ex-Liberale Haselsteiner zählt zu den reichsten Männern Österreichs. 2010 installierte ihn Haselsteiner für 50.000 Euro Jahresgage auch an der Spitze des Strabag-Aufsichtsrates. Für den fliegenden Wechsel von der Alpine zum Konkurrenten Strabag musste sich Gusenbauer aber Kritik an der Optik gefallen lassen.Der schwerreiche Tiroler Rene Benko holte Gusenbauer als Aufsichtsratschef in die Signa Prime Selection AG, in der Benko die Luxushäuser seines Immobilien-Imperiums parkt. Aufsichtsratskollege dort: Ex-Porsche-Chef Wendelin Wiedeking. Keine Berührungsängste hat Gusenbauer, mit Casinos-Austria-Chef Karl Stoss befreundet, zur Glücksspielbranche. In Südamerika berät er den Casinos-Konkurrenten Novomatic. Für die im Abfallgeschäft engagierte chilenische Investmentgesellschaft Equitas Capital fungiert er als Chairman der European Funds. Dort sitzen der Finanzmanager Alfred Liebich, Cousin von Novomatic-Gründer Hans Graf, und Novmatic-Partner Rudolf Binder.

Die Berater-Palette ist ebenfalls breit. Gusenbauer war projektbezogen bei der Hypo Alpe-Adria an Bord und assistierte der deutschen WAZ-Gruppe (Miteigentümer des KURIER) in Südosteuropa. Dem kasachischen Präsidenten Nursultan Nasarbayev hilft er, ebenso wie der britische Ex-Premier Tony Blair, in Sachen Demokratie weiter.

Aus seiner Beratungsfirma hat Gusenbauer noch keinen Cent entnommen. Wovon lebt er dann? Von den Stiftungs- und Aufsichtsratsmandaten, die offenbar entsprechend dotiert sind: „So, dass ich damit auskomme.“ Als Kapitalist sieht sich der Mann, der als Jungsozialist in Moskau den Boden küsste, nicht: „Ich bin Unternehmer, das ist ein Unterschied.“

Auch mit der Kirche ist Gusenbauer gut verbunden. Der KURIER erreicht ihn beim Geburtstags-Mittagessen für seinen Freund, den liberalen Linzer Altbischof Maximilian Aichern. Der Ex-Kanzler war in seiner Jugend schließlich auch Ministrant.

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