Ablaufdatum für Telekom-Chef

Ablaufdatum für Telekom-Chef
Dividende wird erhöht, Mexikaner reduzieren ihren Anteil zugunsten von Streubesitz.

Die Absicht war klar. Aufsichtsrats-Chef Wolfgang Ruttenstorfer und Vize Carlos Moreno wollten am Freitag nach der Aufsichtsratssitzung die Diskussionen über einen vorzeitigen Abgang von Telekom-Chef Alejandro Plater beenden. Das gelang allerdings nur eingeschränkt. Plater steht wie berichtet unternehmensintern sowie bei Aufsichtsräten und der Politik stark unter Druck.

Ex-OMV-Chef Ruttenstorfer, der bei der Telekom auf einem Ticket der Staatsholding Öbib (hält 28,4 Prozent) sitzt, streute Holding-Boss Plater und Finanzvorstand Siegfried Mayrhofer vor kurzfristig zusammengetrommelten Journalisten Rosen. Er suche sich den Vorstand nicht aus, "ich kann aber meine Meinung dazu sagen. Ich glaube, dass dieses Management seinen Job gut macht". Der Vorstand liege "strategisch richtig".

Die Ergebnisse der Telekom hätten sich deutlich verbessert, nicht durch den Abbau von Mitarbeitern, sondern sozial verträglich durch Insourcing. Das Management forme die Telekom-Gruppe zu einem Konzern und bereite diesen auf künftiges Wachstum vor.

Auch Moreno, Finanzchef des Mehrheitseigentümers America Movil (knapp 60 Prozent), sieht für die Telekom den Turnaround, das Management mache gute Fortschritte. Das Unternehmen sei operativ und finanziell mittlerweile stabil aufgestellt. Die großen Akquisitionen stellt Moreno konkret aber noch nicht in Aussicht.

America Movil unterstütze Plater voll, man habe ihn ja auch als CEO nominiert. Der Frage, ob er heute garantieren könne, dass Plater auch in einem halben Jahr noch CEO sein werde, weicht Moreno jedoch aus. Man diskutiere nicht öffentlich über Namen. Und Ruttenstorfer wollte die Frage, ob Plater noch immer das Vertrauen der Republik habe, ebenfalls nicht beantworten.

Nominierungsrecht

Faktum ist, dass es in Regierungskreisen, sowohl bei ÖVP als auch in der SPÖ, sehr kritische Vorbehalte gegen den Telekom-Chef gibt. Man behalte sich das Recht vor, die Österreich-Karte zuziehen. Die Staatsholding hat zugunsten von Plater auf das im Syndikatsvertrag mit den Mexikanern vereinbarte Recht verzichtet, den CEO zu bestellen.

Die Telekom könne allerdings nur von einem Vorstand geführt werden, der auch das Vertrauen des Mehrheitseigentümers habe, argumentierte Ruttenstorfer. Damit hat er recht. Daher wollen America Movil und die Republik gemeinsam auf die Suche nach einem neuen CEO gehen, berichten Aufsichtsräte.

Höhere Dividende

Die Zeiten der mageren Dividende sind vorbei. America Movil und die Staatsholding beschlossen, für das Geschäftsjahr 2016 die Dividende von 5 auf 20 Cent je Aktie zu erhöhen. Mit der Begründung, die Ertragslage der Telekom habe sich entsprechend verbessert. In der Vergangenheit hatte die Telekom Dividenden ausgeschüttet, die sich das Unternehmen gar nicht leisten konnte und die auf Kredit finanziert waren.

Mehr Streubesitz

Laut dem Syndikatsvertrag muss America Movil den Streubesitz an der Telekom wieder auf 20 Prozent aufstocken und den eigenen Anteil auf etwas über 50 Prozent reduzieren. "Wir stehen zu unseren Vereinbarungen", beteuerte Moreno am Freitag. Der Free Float werde ab Juli bis September erhöht. Weitere Details wollte Moreno aber nicht verraten.

Zahlen

Die Telekom Austria musste im 1. Halbjahr 2016 einen Rückgang beim Betriebsergebnis von 9,8 Prozent auf 231,7 Mio. Euro verkraften. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) gab um ein Prozent auf 663,6 Mio. Euro nach. Beim Umsatz gab es ein Minus von 1,2 Prozent auf 2,04 Mrd. Euro.

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