A1-Chef schließt weitere Tarif-Erhöhungen nicht aus

"Wir liegen bei den Tarifen 40 Prozent unter dem Europa-Durchschnitt", so A1-Chef Hannes Ametsreiter.
Die umstrittene Frequenzauktion im Vorjahr ist schuld an den steigenden Preisen, so A1-CEO Ametsreiter.

Die Mobilfunkpreise sind in den vergangenen 15 Monaten um bis zu 101 Prozent gestiegen, A1 war dabei Vorreiter. "Wir liegen in Österreich nach wie vor 40 Prozent unter dem Europa-Durchschnitt", sagt A1-Generaldirektor Hannes Ametsreiter. Grund für die Tarifanpassungen sei die Frequenzauktion im Oktober 2013 gewesen, bei der die höchsten Preise in Europa erzielt worden seien. "Eine Milliarde Euro sind für uns eine massive Belastung, und damit haben wir erst die Lizenz und noch nicht einmal gebaut." Um Investitionen tätigen zu können, habe man Schritte setzen müssen. Weitere Tariferhöhungen könne er nicht ausschließen, da er auch in Zukunft ein hervorragendes Netz bieten wolle.

Neuer Wettbewerb?

Allerdings hält Ametsreiter es auch für möglich, dass die Tarife im Laufe 2014 wieder sinken könnten, wenn die ersten Mobile Virtual Network Operator (MVNO) am Markt auftreten werden. 2014 werden nämlich neue Betreiber wie Mass Response, UPC oder auch Ventocom auf den Markt kommen. Hinter Ventocom steht Ex-Orange-CEO Michael Krammer, dem in der Branche einiges zugetraut wird. "Es wird wieder mehr Wettbewerb geben", ist Ametsreiter überzeugt. "Es kann sein, dass wir wieder mit den Preisen runtergehen. Alles ist möglich." Dass sich Kunden gepflanzt fühlen und der Eindruck einer zwischenzeitlichen Abzocke entsteht, wenn Preise zuerst rauf- und dann wieder runtergehen, glaubt Ametsreiter nicht. "In einem funktionierenden Markt ist eben alles möglich, da gibt es Tarifanpassungen." Er warte die Angebote ab, die im zweiten Halbjahr 2014 bekannt werden. Ametsreiter rechnet mit etwa einem halben Dutzend neuer Betreiber.

Geld für den Netzausbau

Die Frequenzauktion hat der Regierung mehr als zwei Milliarden Euro in die Kasse gespült und es gibt eine Zusage, wonach eine Milliarde zweckgewidmet wieder in den Netzausbau zurückfließe. Dass durch den Hypo-Skandal das Geld aus der Auktion zur Schuldentilgung verwendet würde, hofft Ametsreiter nicht. "Es gibt eine Zusage des Ministeriums. Da es die Verantwortlichen noch gibt, gehe ich davon aus, dass das hält. Wir fragen ständig nach." Vermutlich werden die Ergebnisse der Klagen abgewartet – T-Mobile und Drei haben gegen die Frequenzauktion berufen. Mit der Milliarde könne man den ländlichen Raum und strukturschwächere Regionen fördern.

Eines der großen Themen 2014 werde der Ausbau des LTE-Netzes sein – die notwendigen Mittel seien aufgestellt. 212 LTE-Stationen habe man im Spektrum LTE 800 MHz bereits aufgebaut, bis Ende 2014 werde man 50 bis 60 Prozent der Bevölkerung mit LTE versorgt haben.

Am Mobile World Congress in Barcelona, der heute begonnen hat, werde zwar bereits die LTE-Nachfolge-Technologie 5G präsentiert, die noch schneller als LTE ist, aber das sei derzeit noch kein Thema. Schneller könnten die heimischen Netze in jedem Fall werden. "Wir könnten im Festnetz aufs Bandbreiten-Gas steigen, wenn der Regulator das genehmigen würde", kritisiert Ametsreiter. "Wir reden da von einer Datenrate von bis zu 30 Mbit pro Sekunde."

Schnellere Netze

A1 setzt auf eine Methode, die Vectoring genannt wird. Dabei wird das Kupfernetz beschleunigt und das Tempo verdoppelt oder gar verdreifacht. "Wir haben es bereits aufgedreht, dürfen das aber nicht in den Gebieten, wo Entbündler verbreitet sind." Diese Entbündler – u. a. Tele 2 oder UPC – seien gegen eine Bandbreitensteigerung, weil sie mehr Miete an A1 zahlen müssten. Würde der Regulator Vectoring genehmigen und die Entbündler umsteigen, dann hätten alle Kunden höhere Bandbreiten.

Um in Zukunft zusätzliche Einnahmen zu lukrieren, setzt A1 seit geraumer Zeit auf M2M (Machine-to-Machine-Kommuni- kation), also Lösungen für das Internet der Dinge, bei dem Maschinen mit Maschinen kommunizieren. "Bei M2M wach- sen wir zweistellig, das wird ein lukratives Geschäftsfeld, ein Massenmarkt", so Ametsreiter. A1 biete bereits Produkte im Industrie-Bereich an, etwa Smart Meter, Hochwasser-Sensoren, Schneepflüge, die via Mobilfunk mitteilen, wo der Schnee wegge- schaufelt wurde etc. Ein Produkt wird demnächst vorgestellt – ein Fahrrad- Lokalisierungssystem, mit der Diebstähle verhindert bzw. Räder gefunden werden können.

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