Lausbub Lavezzi soll es richten

Nach der Verletzung von Di Maria hofft Argentinien auf "Ersatzmann" Ezequiel Lavezzi.

Nach Angel Di Marias Ausfall liegt es nun unter anderem an Ezequiel Lavezzi, Superstar Lionel Messi im Halbfinale gegen die Niederlande ein wenig zu entlasten und für Gefahr zu sorgen. Der 29-jährige Angreifer von Paris St. Germain rückte nach der Verletzung von Sergio Agüero im Achtel- sowie im Viertelfinale in die Startelf und wusste in beiden Partien durchaus zu überzeugen.

Lavezzi hatte es in früheren Tagen nicht leicht. Nachdem der Vater die Familie früh verlassen hatte, schaute es finanziell nicht rosig aus. "Zu Hause gab es nicht immer etwas zu essen", sagte der aus Rosario stammende Stürmer einst in einem Interview. Mit 16 Jahren hing die Profikarriere schlussendlich an einem seidenen Faden. Er galt bei Boca Juniors als entbehrlich, man sagte ihm keine große Karriere voraus und er begann als Elektriker sein Geld zu verdienen, um die Familie finanziell unterstützen zu können. Der letzte Versuch Profi zu werden sollte mit dem Wechsel zu Estudiantes im Jahre 2004 der Startschuss in eine glorreiche Zukunft sein.

Sprung nach Europa

Lavezzi wusste in der dritten Liga zu überzeugen und wurde vom CFC Genua gekauft. Allerdings wurde er prompt an CA San Lorenzo verliehen, um in der höchsten argentinischen Liga weiter Spielpraxis zu sammeln. Da Genua aufgrund von Spielmanipulationen zum Zwangsabstieg verdammt war, nahm ihn Napoli 2007 für eine Ablösesumme von rund 5,6 Millionen Euro unter Vertrag. In diesem Jahr debütierte der Angreifer unter Alfio Basile auch im argentinischen Nationalteam.

„Pocho“, wie der quirlige Argentinier genannt wird, wechselte nach fünf erfolgreichen Jahren im Sommer 2012 für rund 29 Millionen Euro von Napoli zu Paris St. Germain und spielt seitdem neben Zlatan Ibrahimovic und Edinson Cavani eine gewichtige Rolle im Angriffsspiel der Franzosen. Lavezzi macht aber nicht nur auf dem Feld eine gute Figur - abseits davon ist der 29-Jährige ein richtiger Spaßvogel, der bei Fans und Mitspielern überaus beliebt ist und immer wieder für gute Stimmung sorgt.

Sabella und der Papst

Auch Argentiniens Coach Alejandro Sabella weiß davon ein Lied zu singen. Im dritten Gruppenspiel gegen Nigeria gab der Trainer seinem Spieler während einer Trinkpause wild gestikulierend Anweisungen. Lavezzi reagierte darauf auf seine eigene Art und Weise und spritzte ihm mit der Wasserflasche ins Gesicht. „Der Trainer war zu nervös und musste abgekühlt werden“, gab der Angreifer im Interview nach Spielende grinsend bekannt.

Eine weitere Anekdote lieferte der 29-Jährige im Sommer 2013, als die argentinische Nationalmannschaft bei Papst Franziskus im Vatikan zu Gast war. Als sich alle Spieler artig und schüchtern um den Papst-Thron für ein Foto positionierten, entschloss sich Lavezzi kurzerhand dazu, lässig darauf Platz zu nehmen. Die argentinische Sportzeitung Olè titelte in Anspielung auf das Gruppenfoto rund um Lavezzi: "Papa Pocho?" Andere Medien gingen nicht ganz so freundlich mit dem Stürmer um und berichteten etwa vom "Thron-Diebstahl Lavezzis".

Auch in Paris sorgt Lavezzi mitunter für den einen oder anderen Lacher. Mal zieht er seinen Teamkollegen Zlatan Ibrahimovic beim Torjubel an der Nase, fasst Blaise Matuidi wie wild ans Gesäß oder stellt einem Kameramann nach Spielende einfach mal das Bein. Auf den argentinischen WM-Selfies braucht man nach dem 29-Jährigen ebenfalls nicht lange zu suchen – es scheint, als hätte er das breiteste Grinsen für sich reserviert.

Zabaleta unter der Dusche

Vor dem Achtelfinale gegen die Schweiz hatte Lavezzi die "glorreiche" Idee, sich in der Kabine von Ersatztormann Augustin Orion fotografieren zu lassen - im Hintergrund war allerdings Teamkollege Pablo Zabaleta nackt unter der Dusche zu sehen. Das Foto lud "Pocho" natürlich prompt auf Twitter, wo es sich in Windeseile verbreitete. Das Bild wurde zwar bald wieder von der Seite genommen, der Schaden war jedoch - für Zabaleta zumindest - längst angerichtet.

Auch im Privatleben dürfte Lavezzi stets den einen oder anderen Streich parat haben. Ehefrau Yanina erzählte einst dem Sportblatt Olè: "Seine Art, Liebe zu zeigen ist, dich zu ärgern." Bei all den Flausen im Kopf des argentinischen Angreifers, muss sich also niemand kränken. Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass Teamchef Sabella nach der "Trinkflaschen-Attacke" beschwichtigte und meinte, dass er nun mal ein "spezieller Typ" sei. Er scheint seinen Stürmer zu kennen.

"Pocho" Lavezzi ist also wahrlich kein Kind von Traurigkeit. Ein Kerl, den man beinahe gern haben muss. Im Halbfinale gegen die Holländer steht der 29-jährige Stürmerstar vor dem bis dato wichtigsten Spiel seiner Karriere. Sollte es ihm gelingen, dem Spiel seinen Stempel aufzudrücken und mit den Argentiniern ins WM-Finale einzuziehen, wird sein verschmitztes Grinsen wohl noch breiter werden.

Video: Ezequiel Lavezzi in seinem Element

Kommentare