Die österreichische Kaiserin von Brasilien

Für Leopoldine ging mit der Reise nach Brasilien ein Traum in Erfüllung.
Auf österreichischen Spuren in Brasilien, auf brasilianischen Spuren in Österreich.

In der Millionenshow könnte man mit den richtigen Antworten auf folgende Fragen wohl einige Pluspunkte sammeln: Was hat die brasilianische Flagge mit den Habsburgern zu tun? Warum trägt eine der berühmtesten Samba-Schulen Rios den schönen, alten, deutschen Namen Leopoldine? Und wie, um Himmels Willen, kam es, dass eine Österreicherin Kaiserin von Brasilien werden konnte.

Doch der Reihe nach.

Wir schreiben 1797. Kaiser Franz I. von Österreich wird das fünfte Kind geboren – eine Tochter, Leopoldine Josepha Carolina. 19 Jahre später ist die junge Dame angeblich schon ein wenig verzweifelt, weil sie noch immer nicht unter der Haube ist. Dabei interessierte sich die hochgebildete und sprachgewandte Habsburgerin ohnedies mehr für Naturwissenschaften. Der Kaiser bot ihr sogar einmal scherzhaft an, die Stelle einer "Hofmineralogin" freizuhalten, falls man für sie keinen Ehemann finde.

1816 war das Angebot hinfällig: Prinz Pedro, der portugiesische Kronprinz, suche eine Gattin aus dem Hause Habsburg. Und weil König João VI. von Bragança 1807 seinen Hof auf der Flucht vor Napoleon von Lissabon nach Rio de Janeiro verlegt hatte, ging für Leopoldine ein Traum in Erfüllung – sie würde nach Brasilien reisen.

Expedition in die Tropen

Die österreichische Kaiserin von Brasilien
Nicht allein, wie Christa Dorn Riedl vom Naturhistorischen Museum weiß: Aus Anlass der Vermählung seiner Tochter ließ Kaiser Franz 1817 eine wissenschaftliche Expedition in die neue Heimat Leopoldines entsenden. Zwei österreichische Fregatten begleiteten die Erzherzogin nach Rio de Janeiro. Staaskanzler Metternich holte sich Alexander von Humboldt als Konsulenten für die große Expedition. Bei ihm erkundigte er sich, welche Tiere und Pflanzen man denn aus dem fernen Brasilien mitbringen solle, erzählt Riedl-Dorn. "Die wissenschaftlichen Anstalten sollten versorgt werden, aber auch wirtschaftlich Verwertbares war gefragt – Heilpflanzen, rasch wachsendes Holz etc. Mehr als 30.000 Pflanzen wurden mitgebracht," sagt Dorn-Riedl.

Brasilienmuseum in Wien

Kistenweise packten die Forscher in Rio auch exotische Tiere und Mineralien für die Naturaliensammlungen an Bord. In Wien war in der Hofburg für die zahllosen Objekte bald kein Platz mehr. Kurzerhand errichtete man ein "Brasilianisches Museum". Heute sind die Objekte teils im Weltmuseum, teils im Naturhistorischen Museum Wien, das damit die älteste und eine der größten Sammlungen brasilianischer Tiere und Pflanzen besitzt.

Wer etwa die exotischen Vögel des NHM bewundert, kann fast sicher sein, dass sie von Johann Natterer, dem Expeditionsleiter, der 18 Jahre in Brasilien hängen blieb, präpariert worden sind. Hin und wieder kann man auch Führungen zur Expedition manchen.

Die österreichische Kaiserin von Brasilien
Zurück zur Habsburgerin fern der Heimat: Leopoldines Mädchenträume sind unterdessen unter der brasilianischen Sonne zerplatzt – die Ehe der Habsburgerin ist mehr als unglücklich. Der vermeintliche Märchenprinz mit südländischem Temperament entpuppt sich als ungebildeter Rüpel mit Hang zu Flittchen und Brutalität. Trotzdem gebar sie in sieben Jahren sieben Kinder. Die achte Schwangerschaft endete mit einer Fehlgeburt – und ihrem Tod 1826. Dazwischen verhalf sie mit viel diplomatischem Geschick und dank ihres Status als Habsburgerin und Kaisertochter dem von Revolutionären gebeutelten Brasilien zur Anerkennung als selbstständiges Kaiserreich.

Bis heute gilt das Gelb der Flagge Brasiliens als Huldigung an die Habsburger Prinzessin Leopoldina, und eine der berühmten Samba-Schulen in Rio heißt "Imperatriz Leopoldinense".

Sonntagskind Erzherzogin Leopoldine, genannt "Poldl", wurde am Sonntag, 22. Jänner 1797, geboren. Sie war die Tochter von Kaiser Franz II./ I. und Marie Therese von Neapel-Sizilien. Ihre Lieblingsschwester hieß Marie Louise und wurde nach dem verlorenen Krieg gegen die Franzosen mit dem "Ungeheuer Napoleon" verheiratet, was Leopoldine in eine innere Krise warf.

Kaiserin von Brasilien Sie selbst heiratet auf Bestreben von Fürst Metternich den portugiesischen Kronprinzen Dom Pedro. Da seine Familie vor der französischen Besatzung nach Brasilien geflohen war, reiste "Poldl" 1817 nach Rio de Janeiro zu dem ihr unbekannten Gatten. In ihrer neuen Heimat hatte sie maßgeblichen Anteil an der Gründung eines eigenständigen Kaiserreichs Brasilien. Leopoldina starb 1826 an den Folgen einer Fehlgeburt.

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