Doppel-Pässe bei der WM

85 von 736 Kickern wurden nicht in dem Land geboren, für das sie in Brasilien spielen.

Der Fußball 2014 ist ein Sport mit Migrationshintergrund: Die WM in Brasilien ist das Panorama eines Weltsports mit Wanderarbeitern. Die niederländische Zeitung De Volkskrant hat die Herkunft aller 736 Spieler dieser WM verglichen. 85 von ihnen wurden nicht in dem Land geboren, für das sie spielen. Die meisten WM-Teilnehmer sind in Frankreich geboren (47). Von allen 32 WM-Teilnehmern hat Algerien die wenigsten Spieler, die im eigenen Land geboren wurden (7): Gleich 16 sind in Frankreich zur Welt gekommen.

Acht Prozent der fast 66 Millionen Franzosen haben algerische Wurzeln. Deshalb wurde der Aufstieg ins Achtelfinale auch in der Grande Nation frenetisch gefeiert. Der Großteil der Feiern verlief friedlich, manche liefen aus dem Ruder, 114 Personen wurden festgenommen. Nizza hat deshalb bis auf Weiteres das "demonstrative" Zeigen von Nationalflaggen verboten.

Die Franzosen beobachten die Euphorie der Algerien-Fans im eigenen Land mit gemischten Gefühlen. Die Rechtsextremistin Marine Le Pen sagte, die Fans der Algerier seien durch einen "Geist der Revanche" gegen Frankreich angetrieben: Die damalige Kolonialmacht war 1954 in den Algerienkrieg gezogen, der bis 1962 dauerte.

Gemischte Gefühle

Die meisten Immigrantensöhne und -töchter der zweiten Generation sind Doppelstaatsbürger. Saphir Taïder etwa wurde in Castres geboren, in der Region Midi-Pyrénées. Sein Vater stammt aus Tunesien, die Mutter aus Algerien. Er spielte in Frankreichs U 18, U 19 und U 20. Um ihn hatte sich Tunesien bemüht, zumal sein Bruder Nabil schon im dortigen Nationalteam spielt. "Obwohl ich in Frankreich geboren und aufgewachsen bin, habe ich mich immer als Algerier gefühlt", sagte Taïder, als er sich 2013 für das Trikot der Fennecs (Wüstenfüchse) entschied.

Zumal es schwierig ist, in die französische Auswahl zu kommen. Zinédine Zidane oder Karim Benzema sind zwei, die es geschafft haben.

Algeriens Teamchef Vahid Halilhodzic sagt, dass nur einer seiner Schützlinge in Frankreichs Team spielen würde. Und er meint damit Sofiane Feghouli, den Valencia-Stürmer, der nahe Paris geboren wurde.

Im eigenen Team kann man sich aber recht fremd fühlen, wenn zwei verschieden Kulturen aufeinandertreffen. So wird bei dieser WM in Erinnerung bleiben, dass sich zwei Kameruner in die Haare gerieten: Benoît Assou-Ekotto hatte seinem Teamkollegen Benjamin Moukandjo einen Kopfstoß versetzt. Moukandjo ist in Kamerun aufgewachsen, Assou stammt aus Arras in der Region Nord-Pas-de-Calais nahe der belgischen Grenze. Er fühlt sich als Franzose und spielt für das Land, aus dem sein Vater kommt.

Total international ist Jonathan de Guzman: Der 26-Jährige wurde in Kanada geboren, der Vater kommt von den Philippinen, die Mutter aus Jamaika – Jonathan spielt für die Niederlande, Bruder Julian für Kanada.

Vor allem die Brasilianer hatten kein Glück in fremden Trikots:

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