Vom Glück, Menschen eine Chance zu geben

Vom Glück, Menschen eine Chance zu geben
Handeln statt Reden. Heidi Wallisch ist eine Frau, die gerne Hilfe leistet – als freiwillige Betreuerin im Lernhaus Wien.

Die Arbeit mit den Kindern ist für sie „eine sehr große Freude“. Viel Schönes und Lustiges hat sie in den vergangenen zwei Jahren erlebt. Wunderbar ist z. B., wie sich „ihr“ Lernkind Alexia entwickelt hat: „In der 3. Klasse Volksschule war die Schülerin fest davon überzeugt, dass sie nicht lesen kann. Auch deshalb wurde sie mir ,anvertraut‘. “

Doch Heidi Wallisch hat an das Mädchen geglaubt. „Das Schönste war für mich, als Alexia bei einem Lesewettbewerb, den ich organisiert habe, mitgemacht hat. Es war ein unendlich mutiger Schritt von ihr, dass sie teilgenommen und gelesen hat. In ihrer Klasse hat sie so etwas nie gemacht. Das war ein schönes Kompliment für mich.“ Von da an entwickelte sich ein Ritual zwischen den beiden. Zur Begrüßung sagt Alexia: „Ich kann nicht lesen.“ Wallisch erwidert: „Du kannst lesen.“ Und beide grinsen.

Darf ich mit Dir helfen?

Legasthenie: Zwei Jahre ist das her. Jetzt hat es Heidi Wallisch ermöglicht, dass Alexia auf Legasthenie getestet wird. „Bisher dachte jeder, das Mädchen hätte nur Probleme mit der deutschen Sprache und würde nicht genug üben. Jetzt steht fest, dass sie legasthen ist.“ Alexias Kommentar zum Testergebnis: „Siehst du, Heidi, ich hab dir immer gesagt, ich kann nicht lesen.“ Beide nehmen es mit Humor. Das Engagement von Heidi Wallisch und der Fleiß und der Mut von Alexia haben sich jedenfalls ausgezahlt: Alexia schaffte es aufs Gymnasium.

Sehr schmunzeln musste Heidi Wallisch über ein kleines Mädchen im Lernhaus. Es war gerade in die Volksschule gekommen. Eines Tages fragte sie: „Darf ich mit dir lesen?“ Lernhelfer und -kind suchten ein Buch, setzen sich aufs Sofa und lasen. Die Kleine betrachtete die Seiten kritisch, fuhr mit dem Finger die Zeilen entlang und „las“ – besser gesagt „erdichtete“ – etwas. Ein Lernkind beobachtete die Szene und meinte leise: „Heidi, die kann noch nicht lesen.“ Gleichzeitig klappte das Mädchen das Buch zu und verkündete laut: „Alles falsch, was da drin steht.“

Das Beispiel Alexia zeigt: Das Lernhaus ist die große Chance für viele jungen Menschen. Um benachteiligten Kindern diese Chance zu geben, braucht es Freiwillige. Gesucht werden engagierte Helfer für die Lernhaus-Standorte Wien, Neunkirchen, St. Pölten und Gänserndorf. Welche Eigenschaften diese mitbringen sollten? Heidi Wallisch formuliert das so: „Wertschätzung und echtes Wohlwollen für Kinder. Das ist eine Grundvoraussetzung. Die Kinder spüren das und sie brauchen das – so wie das alle Kinder brauchen.“

Und „die Kinder müssen sich auf dich verlassen können. Manche haben schon viel durchgemacht und sind traumatisiert. Deshalb brauchen sie diese Verlässlichkeit unbedingt. “ Nicht nur die Kinder, auch die Leiterin des Lernhauses braucht Verlässlichkeit. Nur so kann das Lernhaus seine Arbeit gut machen. Hilfreich bei der Arbeit mit Kindern sind auch „Humor und Geduld“, sagt Heidi Wallisch. „Konsequentes Verhalten erleichtert die Arbeit mit den Kindern.“

Wer sich im Lernhaus engagieren und Kindern eine Chance geben will, wendet sich an das Rote Kreuz: Mail an personalentwicklung@roteskreuz.at oder telefonisch
unter 01- 589 00 – 314

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