Wo die Immobilienmaklerin mit Obdachlosen plaudert

Das Team der Volkshochschule Hietzing und des Hauses RIGA vor der verschönerten Fassade.
An der VHS Hietzing wurde gemeinsam die Fassade neu gestaltet.

ICH WEISS", das steht auf der neuen Fassade der Volkshochschule (VHS) Hietzing. Die Farbe "weiß" steht hier für ein Projekt und einen Neubeginn. Insgesamt zwei Wochen haben Obdachlose des Hauses "Wohnenplus RIGA" und junge Flüchtlinge des Hauses "Sidra" die Fassade neu gestaltet. Das Projekt fand im Rahmen des Bezirksfests Hietzing statt und endete mit einer großen Feier. Auch die Jalousien strahlen nach dem Anstrich in vielen unterschiedlichen Farben. Künstler Markus Tripolt leitete das Projekt zur Verschönerung des Grätzels.

Gemeinsam Renovieren

"Die Kooperation zwischen Obdachlosen und VHS begann vor rund einem Jahr mit einem Kochkurs", erzählt Sandra Keinberger vom Haus Wohnenplus RIGA. Hilfe kam auch von jungen Flüchtlingen. Diese besuchten an der VHS einen Deutschkurs, der aus einem Spendenprojekt der eigenen Bücherei finanziert wurde.

"Als wir sie fragten, ob sie Lust hätten, an der Fassade mitzuarbeiten, waren sie gleich begeistert", erzählt Leiter Robert Streibel. Die gemeinsame Arbeit an der Fassade ermöglichte ein Zusammentreffen im Grätzel.

"Hier in der Volkshochschule trifft die Immobilienmaklerin auf den Obdachlosen. Unterschiedliche Zielgruppen treten miteinander in einen Dialog", sagt Streibel. Die Bewohner des Grätzels nehmen die Arbeit der Volkshochschule sehr positiv wahr. Dadurch ist in der eher ruhigen Gegend immer etwas los.

Neben den Helfern sind auch Bewohner des Geriatriezentrums und lokale Geschäftsinhaber gekommen, um bei einem Kaffee von gemeinsamen Projekten zu erzählen. Abseits des normalen Kursbetriebs gibt es eine Vielzahl an Vorhaben. So haben beispielsweise zwei Bewohner des Geriatriezentrums Kunstwerke gestaltet, die Vorlage für Geschenkpapier werden sollen.

Im ersten Stock des Gebäudes ist eine Ausstellung von gehörlosen Grätzel-Bewohnern zu sehen. Ein weiteres Projekt, das im Gange ist, ist die Produktion des Buches "Mei wüdes Leben". Robert Streibel interviewt darin Obdachlose und gibt ihnen damit Gelegenheit, ihre Geschichten zu erzählen. Im Oktober ist eine dreitägige Marathonlesung von Karl Kraus’ Werk "Die letzten Tage der Menschheit" geplant. Jeder kann mitlesen.

Mitmachen

Geben auch Sie Ihre Stimme auf www.kurier.at/graetzel für Ihr Lieblingsgrätzel ab. Ihre eigene Initiative ist noch nicht angemeldet? Dann senden Sie eine eMail an graetzel@ kurier.at Das Voting läuft noch bis 6. August.

Der Preis für Wiens beliebtesten Verein ist ein großes Bezirksfest.

Kommentare