Grüne Insel gegen graue Gasse

grätzel essbarer Gastgarten
Im essbaren Gastgarten vor Kiri’s Beisl werden Nachbarn zu "Mitgartlern".

Beim Einbiegen in die Leitgebgasse (5. Bezirk) fällt der Blick unweigerlich auf die kleine grüne Insel aus Tomaten-, Melanzani- und Melonenstauden, die vor der Hausnummer 14–16 in die Höhe wächst. Im Gastgarten von Kiri’s Beisl kann man heuer den gemischten Salat nicht nur essen, sondern ihm vorher schon beim Wachsen zusehen.

Die Idee kam Beisl-Besitzer Kiril Danev eines Abends beim Zusammensitzen mit einigen Stammgästen. Mit Gemüse anstatt der üblichen Buxbäumchen wollten sie Leben und Farbe in die ansonsten triste Gasse bringen – und gleichzeitig fremde Nachbarn zu "Mitgartlern" machen.

Gäste als Freunde

Das Lokal des 51-jährigen Bulgaren wird schon lange nicht mehr nur ob seines kulinarischen Angebots aufgesucht: Die Stammgäste in Kiri’s Beisl gehören eigentlich schon fast zur Familie. Und so kommt die Nachbarin von gegenüber jeden Tag einen Sprung vorbei, um den Hunden Alfred und Arissa ihr Leckerli zu geben.

Stammgast und Nachbar Bernhard Forsthuber ergänzt: "Wenn ich etwas brauche, dann weiß ich, dass mir hier geholfen wird." So war es für den gelernten Maler auch selbstverständlich, mitanzupacken, als seiner Nachbarin die Kaffeemaschine explodierte. Und genauso verstand es sich auch für die anderen Stammgäste von selbst, Kiril Danev bei seinem Gartenprojekt zu unterstützen. Auch wenn es anfangs Zweifel gab, ob das Vorhaben denn auch funktionieren würde.

Von der Weitläufigkeit der Unterstützung war der Lokalbesitzer aber doch ein wenig überrascht: Beinahe täglich brachten Stammgäste dieses Frühjahr Salat-, Paprika- oder Chilistecklinge, die sie am Balkon oder auf Fensterbrettern vorgezogen hatten. Ein befreundeter Autobus-Chauffeur brachte sogar in Feuchttücher gewickelte Tomatenpflänzchen aus Bulgarien.Die vorbereiteten Tröge reichten irgendwann nicht mehr aus und so wurden die überschüssigen Pflänzchen kurzerhand in leere Mayonnaisetöpfe gesetzt.

Zahnbürsten

Weil Bienen den Weg in das graue Grätzel noch relativ selten finden, ging Chefin Mariyana Daneva mit der Zahnbürste in den Schanigarten, um die Blüten zu bestäuben. Danevs Schwiegervater wiederum verwendete zum Gießen einen Messbecher, damit die Pflanzen auch die richtige Menge Wasser erhalten. Und so konnte Anfang Juni bereits die erste "Salatwelle" geerntet, mit selbst gezogenen Kräutern gewürzt und als "untadelig ökologisches" Gericht serviert werden.

Das Projekt soll kommendes Jahr jedenfalls fortgesetzt werden – idealerweise inklusive fruchtiger Erweiterung; einem Bogen, an dem sich Uhudler-Trauben in die Höhe ranken.

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