Andreas Vitásek: Brüllend komisch

Andreas Vitásek: Brüllend komisch
Große Kunst ist ja – auch in der Kleinkunst – meist ein Kind des Wahnsinns. Wie Andreas Vitáseks zwölftes Solo "Sekundenschlaf".

In der Sphäre des Ungefähren, zwischen Gestern und Morgen, Himmel und Hölle, Wachsein und Schlaf, Traum und Wirklichkeit spielt sich oft Interessantes ab. In "Sekundenschlaf" kondensiert Andreas Vitásek das Absonderliche aus dem scheinbar Normalen, das Abstruse aus der permanenten Überforderung des Menschen heute. Destilliert das Tragikomische aus den Zumutungen, die manche Leben nennen.

Vitásek ist Vitásek wie eh und je, ein verspielter Erzähler mit dem richtigen Gefühl fürs Timing. Trockenhumorig, selbstironisch, spitzbübisch, eloquent, witzig.

Entschleunigt

Andreas Vitásek: Brüllend komisch
Geschichten und Anekdoten vom Schutzengerl bis zum Mops, Erlebtes und Erdachtes von der "Bank meines Vertrauens" – Nachsatz: "Das war eigentlich schon die Pointe." – bis zu Sisyphus, den man sich als glücklichen Menschen vorstellen müsse: Sie sind satirisch und bissig, poetisch und sentimental, gespickt mit politik-, wirtschafts- und gesellschaftskritischen Seitenhieben.

Ein Thema: die Zeit. Ihre subjektive Wahrnehmung: Wo sind eigentlich die letzten zehn Jahre hingekommen? Wie ist das mit dem chinesischen Fluch "Mögest du in interessanten Zeiten leben"? Warum wird alles immer schneller? "Kaum hat man sich mit seinem neuen iPhone angefreundet, gibt’s schon wieder ein neues Modell." Auf seiner Tour de Farce durch die seelische Provinz trifft er Cerberus, den Höllenhund, versucht einen WLAN-Verstärker zu kaufen, besucht seine Ahnen und Namensvettern, pflanzt Wunderbäume, erklärt die richtige Art, Harakiri zu verüben und verliert sein Herz.

Verlässlich

Was mit "Time Is On My Side" der Rolling Stones begann, führt über einen etwas anderen Blick auf Haustiere ("stumme Zeugen unseres alt Werdens") zum in sich ruhenden Hedonisten, der suggeriert: Mich kann nichts erschüttern. Nicht der Packerldienst der Post, nicht die flächendeckend servicefreie Zone des "Saturn", nicht der Verlust mit Immofinanz- und Libro-Aktien. Auch wenn das von Woody Allen vermittelte Männerbild nervt.

"Ob du ihn verwendest oder nicht: Die Zeit des Schwanzes geht vorüber." – Ein Solo wie eine sanfte Tai-Chi-Übung. Was ist anders nach "My Generation" und "39,2° – Ein Fiebermonolog"? Nichts, und das zeugt von einer Qualität der Verlässlichkeit.

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