Yves Saint Laurent: Erinnerungen an ein Genie
Das hätte dem Meister aller Modeklassen sicher gefallen: Im Herbst 2017 sollen gleich zwei Museen, die der Kunst und dem Leben Yves Saint Laurents gewidmet sind, eröffnet werden. Als Hommage an den großen Modeschöpfer, dessen Werk bis heute Gültigkeit hat und der morgen, Montag, 80 Jahre geworden wäre.
Um Lichtjahre voraus
Saint Laurent war seiner Zeit um Lichtjahre voraus. Vor allem in der Mode (siehe unten), aber nicht nur. Mit 18 Jahren gewann er einen Modewettbewerb, wurde Assistent von Christian Dior und 1957 nach dessen Tod mit nur 21 Jahren Chefdesigner des Hauses.
1962 eröffnete er sein eigenes. 1971 spielte er Model für sein erstes Männerparfüm – nackt auf Lederpölstern sitzend.
Als erster Couturier engagierte er nicht nur weiße Models. Naomi Campbell in einem Interview: "Ihm verdanke ich mein erstes Vogue-Cover. Als ich Yves erzählte, dass die französische Vogue niemals schwarze Mädchen auf der Titelseite platzieren würde, sagte er: ‚Ich kümmere mich darum.‘ Und er tat es." (Insider erzählten, dass er dem Magazin drohte, ansonsten nicht mehr inserieren zu wollen.)
Als erster und einziger Modeschöpfer outete er sich bei einem Interview mit Le Figaro als homosexuell. Kurz vor seinem Tod – er starb am 1. Juni 2008 an einem Gehirntumor – heiratete er seinen langjährigen Liebhaber und dann nur mehr Geschäftspartner, Pierre Bergé.
Dieser ist nun – mit immerhin auch schon 86 Jahren – damit beschäftigt, die zwei Museen mitzugestalten. Das eine steht in der Pariser Avenue Marceau Nr. 5, wo Saint Laurent von 1974 bis zu seinem Tod werkte. Das andere wird in
5000 Couture-Modelle
Sie zu füllen wird leicht sein. Hat doch Saint Laurent – auch dabei ein Pionier – vom Start weg alles archiviert: 5000 Haute-Couture-Modelle, 15.000 Accessoires, unzählige Skizzen, Fotos... Hier sollen nicht nur Mode-Liebhaber begeistert, sondern mit Ausstellungen, Konzerten, Vorträgen, einer Bibliothek, einem Restaurant und einem Kaffeehaus auch andere Besucher angelockt werden.
Sollte die Übung gelingen, dann wird Yves Saint Laurent der erste Modeschöpfer mit zwei eigenen Museen sein.
Gerade ist es DAS Schlagwort der Mode: genderless. Ob Frau, ob Mann – jeder soll tragen, wonach ihm ist. Weiblich ist männlich ist weiblich ist männlich. Yves Saint Laurent würde darüber wohl schmunzeln. Er steckte seine Models 1966 in den ersten Smoking für Frauen. Unglaubliche 50 Jahre ist das her. Wunderbar feminine Nadelstreifanzüge samt Weste folgten. Jede Saison erfand er zum Thema Smoking Neues, Elegantes, Aufregendes. So sexy, sein Safari-Look für Frauen. Natürlich band der modische Revoluzzer Frauen auch Krawatten um.
Wollte Saint Laurent aus allen Frauen Männer machen? Keine Spur. "Zeigt her eure Brüste", rief er weiblichen Wesen mit Hilfe seiner Models genauso vom Laufsteg zu. Dass er mit transparenten Modellen die Modewelt schockierte, war dem Genie egal. Ganz im Gegenteil: Immer wieder waren zu den schönsten Modellen auch blanke Brüste zu sehen.
Mit unglaublichem Farbfeingefühl kombinierte er als erster Pink mit Rot und Orange (feierte gerade wieder ein Comeback) und Blau mit Grün. Farbkombinationen, die zuvor regelrecht "verboten" waren, weil für das Auge "unerträglich".
Lange vor Jean Paul Gaultier nannte man Yves wegen seiner hemmungslosen Kreativität "Enfant terrible", ein US-Magazin bezeichnete ihn sogar als "Yves St. Debacle". Seine Reaktion darauf: "Ich hätte nicht gedacht, dass man in einem so freien Metier wie der Mode so vielen engstirnigen und reaktionären Menschen begegnet." Kopiert wurde er dann trotzdem – und das bis zum heutigen Tag.
Wie vor ihm Coco Chanel und nach ihm Helmut Lang prägte YSL die Modewelt nachhaltig. 2002 trat er freiwillig zurück. Seither scheiterten bereits vier Kollegen als seine Nachfolger: Alber Elbaz, Tom Ford, Stefano Pilati und
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