Bernhard Paul: "Schadenfreude schüren"

Der Roncalli-Boss mit Sohn Adrian, Ehefrau Eliana und seinen Töchtern Lili & Vivi (v. li.)
Roncalli-Mastermind Paul über seinen Zirkus, Angst und Ärger über "Die große Chance".

Berge an Post in seiner Wohnung an der Linken Wienzeile lassen vermuten, wie lange Bernhard Paul (67) nicht hier gewesen ist. Erst am Wochenende reiste der "ewige Clown" mit Ehefrau Eliana Larible (53) und den Kindern Lili (16), Adrian (21) und Vivi (25) aus Mallorca an, um am Wiener Rathausplatz die Zelte seines Circus Roncalli aufzuschlagen. Heute Abend feiert das neue Programm "Time is Honey" Premiere. Der Talk.

Kann man das Publikum noch mit einem Zirkus begeistern? Bernhard Paul: Live-Unterhaltung kann durch nichts ersetzt werden. Alles, was uns heute geboten wird, spielt sich über Bildschirme ab, sogar Erotik. Umso größer ist wieder die Sehnsucht nach Dingen, die man anfassen, riechen, spüren kann.

Sie hatten keinerlei finanzielle Einbußen in letzter Zeit?

Mehr als 20.000 Tickets in so kurzer Zeit kann man nicht verkaufen. Es spielt natürlich vieles mit: Marketing – und dass wir nicht Zirkus von gestern machen. In den letzten 38 Jahren haben wir uns immer weiterentwickelt.

Die Anfänge Ihrer Zirkuskarriere waren schwer – wann haben Sie ans Aufgeben gedacht? Wahrhaftig nie, weil es kein Zurück gab. Hätte ich nicht weitergekämpft, wäre ich schwer abgestürzt, hätte mein Leben lang Schulden bezahlen oder als U-Boot leben müssen. Die Angst vorm Scheitern trieb mich an.

Bernhard Paul: "Schadenfreude schüren"
Eliana Larible-Paul, Bernhard Paul 09.09.2014, Wien, Interview
Ihre Frau stammt aus der Zirkusdynastie Larible. Wäre ein Leben mit jemandem, der nicht Zirkus-affin ist, undenkbar für Sie?

Ich war mit vielen Frauen zusammen, die nichts mit Zirkus zu tun hatten. Der Clown hat nichts anbrennen lassen (lacht). Aber im richtigen Moment kam die richtige Frau.

Ihre Kinder sind im neuen Programm mit einer spektakulären Rollschuh-Nummer zu sehen. Haben Sie keine Angst um sie?

Na klar! Mein Bruder ist mit einem Pferd gestürzt, lag ein Jahr im Koma und starb. Seither habe ich vor diesen Dingen schon Respekt. Aber es gibt einen lieben Gott.

Am Freitag startet die neue Staffel der ORF-Show "Die große Chance". Sie waren Juror. Findet man dort Talente?

Diese Shows sind ein Riesen-Missverständnis. Es geht dort nicht darum, jungen Talenten zu helfen, sondern Leute zu verarschen und Schadenfreude zu schüren. Und: Vier Juroren, die keine Ahnung haben, machen sich wichtig. Ich habe wenigstens zwei Acts gefördert, einer davon arbeitet nun in meiner Clowntruppe.

Als Juror galten Sie aber als "Schweigender".

Dabei stimmt das nicht: Ich habe Vollgas gegeben, auch gegen Sido. Aber es wurde alles rausgeschnitten. Egal – es war eine Erfahrung: Ich sehe nun diese Shows mit anderen Augen. Heute weiß ich etwa, warum die Juroren einen Knopf im Ohr haben: weil ihnen vorgegeben wird, was sie sagen sollen.

Würden Sie noch einmal an so einer Show teilnehmen?

Nie wieder!

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