Zu Besuch in der großen Eishockeywelt

Beim 2:1-Sieg der Capitals waren nur 1972 Fans in der Arena
Ex-Capitals-Coach Samuelsson gewährt Einblicke in sein Berufs- und Privatleben in Karlstad.

Wenn in der Fußball-EM-Qualifikation Österreich heute Abend in Wien die Schweden empfängt, dann wird ein Schwede mit etwas Wehmut vor seinem Fernsehapparat sitzen: Tommy Samuelsson, bis zum Sommer drei Jahre lang Trainer der Vienna Capitals, denkt gerne an seine Zeit in Wien zurück.

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Jetzt ist Tommy Samuelsson wieder Coach bei seinem Stammverein Färjestads BK in seiner Heimatstadt Karlstad. Der Klub ist neunfacher schwedischer Meister und eine Fixgröße in Europa, auch wenn es in der Champions League gegen die Vienna Capitals zwei Niederlagen gegeben hat. Nach dem 1:2 nach Penaltyschießen am Samstag zollte er seinem Ex-Team Respekt: "Da sind ein paar gute neue Spieler dabei."
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Vor dem Spiel zeigte Samuelsson nicht ohne Stolz dem KURIER seinen neuen Arbeitsplatz. Ein Blick hinter die Kulissen schürt Neid: Selbst manche Spieler aus der NHL werden erblassen, wenn sie die riesige Kabine von Färjestad in der Löfbergs Lila Arena sehen. "Wir haben uns in der NHL umgesehen", sagt Samuelsson in dem Raum, der größer ist als eine Zweizimmerwohnung. Oberhalb der Garderoben hängen Bilder von legendären Spielern, an den Fenstern steht "Stort Hjärta, hart Arbete" – also "Großes Herz – harte Arbeit".

Erinnerungsfotos

Am Gang hängen die Fotos der neun Meistermannschaften. Samuelsson ist als Spieler und Trainer immer wieder abgebildet. 2001/2002 war er es als Co-Trainer, und ein 27-jähriger Dieter Kalt war als Spieler dabei. Damals war in der 61.685-Einwohner-Stadt die Multifunktionsarena mit 8250 Plätzen errichtet worden. In der Champions Hockey League kamen am Samstagnachmittag gegen die Capitals bei wunderbarem Wetter nur 1972. TV-Rechtepartner Eurosport habe die zuschauerfeindliche Zeit bestimmt.

Die Fahrt in die Halle dauert für Samuelsson eine halbe Stunde. Sein Sommerhaus an einem See baute er zu seinem Hauptwohnsitz um: 2000 Quadratmeter Grund, ein typisch schwedisches Holzhaus und ein traumhafter Blick auf den See. "Die Lebensqualität ist sehr gut hier", sagt er zufrieden.

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Sechs Millionen Euro

In Karlstad, wo der Eishockeyverein ein Aushängeschild der Stadt ist, bleibt Samuelsson auf der Straße nicht lange unerkannt. "Aber die Leute lassen mich in Ruhe. Vor allem, wenn wir verloren haben, dann sprechen sie uns gar nicht an." Das soll in dieser Saison aber nicht oft passieren. Alleine das Mannschaftsbudget beträgt zirka sechs Millionen Euro, zehn Legionäre stehen im Team. "In diesem Klub läuft es am Ende immer auf das eine Ziel hinaus: die Meisterschaft zu gewinnen. Aber die Liga ist extrem ausgeglichen. Waren es früher vier Kandidaten auf den Titel, sind es heuer wahrscheinlich acht oder neun", sagt Samuelsson.

Montagabend gibt es im Wiener Prater für Tommy Samuelsson nur einen Favoriten. Laut aussprechen musste er ihn aber freilich nicht.

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