Vor der Revolution auf den Weltcup-Pisten

Hannes Reichelt vertraut bei Abfahrten künftig auf einen Airbag
Wie ÖSV-Präsident Schröcksnadel die Abwertung des Skirennlaufs verhindern will.

Acht Tage vor dem Weltcup-Auftakt in Sölden, wo traditionsgemäß mit zwei Riesentorläufen begonnen wird:

Selbst die FIS-Inspektoren schwärmen am Ötztaler Gletscher über den Schnee von heute.

Der Konflikt zwischen ÖSV und Anna Fenninger, der der Skiverband nach der Trennung von ihrem deutschen Manager eine eigene deutsche PR-Dame zur Seite gestellt hat, ist indes Schnee von gestern.

Vor der Revolution auf den Weltcup-Pisten
ABD0122_20151009 - SALZBURG - ÖSTERREICH: v.l. Anna Fenninger, ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel während Einkleidungs-Präsentation des Austria Ski Teams, am Freitag, 9. Oktober 2015, im Europark in Salzburg. - FOTO: APA/EXPA/JOHANN GRODER
Und ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel beschäftigt bereits Schnee von morgen.

Das Internationale Olympische Comité beabsichtigt, Abfahrt und Super-G aus dem olympischen Programm zu streichen, weil der Aufwand dafür zu groß und der Kreis der Länder mit Medaillenchancen zu klein sei. Diesen Kniefall vor asiatischen Olympia-Veranstaltern (Südkorea 2018, China 2022) versucht Schröcksnadel bereits mit Reformvorschlägen zu verhindern.

Zwei Durchgänge in der Abfahrt

Klassiker wie Kitzbühel müssen und werden dem Skisport erhalten bleiben, sagt der energische Tiroler. Aber in alpinem Neuland könne er sich auf kürzeren Strecken Abfahrtsrennen in zwei Durchgängen vorstellen.

"In China ist die verlangte Höhendifferenz nicht gegeben. Und was 2018 in Pyeongchang betrifft, so ist die Abfahrt auch noch nicht fix. Das is’ a blöde G’schicht."

Um die (in Österreich nach wie vor hohen ) TV-Quoten bei Abfahrten auch jenseits von Tirol und Umgebung zu steigern und den Ski-Konsumenten zu einem längeren Verbleib im Patschenkino zu animieren, plädiert Schröcksnadel ("Die Athleten wollen noch nicht glauben, dass das Interesse am Abfahrtssport nachgelassen hat.") für eine Änderung der Startreihenfolge. "Denn wenn man weiß, dass ab 16 die Besten starten, schaltet man erst bei 12 ein und bei 25 wieder ab."

Der 74-Jährige plädiert beim Weltverband FIS dafür, im letzten Training eine Qualifikation zu fahren und danach nur den Top Sieben der Weltrangliste gemäß der Trainingsresultate ein Wählen der Nummer zu erlauben. So könne es passieren, dass ein Favorit in Gröden die Nummer 45 wählt, weil dort höhere Nummern sehr oft Vorteile bringen.

Mit Airbag

Im Gegensatz zu Startreihenfolge oder Abfahrtsdoppel so gut wie fix ist: Das (Ab-)Fahren mit Airbag. Bereits bei den ersten Speedrennen in Lake Louise (Ende November) werden Hannes Reichelt und Matthias Mayer damit starten. Der Super-G-Weltmeister und der Abfahrtsolympiasieger haben den Airbag wochenlang im Training erprobt, andere zögern noch.

Aerodynamisch brächte der Airbag keine Nachteile, versichert Toni Giger. Der früherer Erfolgscoach der Maier-Ära leitet die ÖSV-Forschungsabteilung, der mittlerweile u.a. zwanzig Serviceleute (anfänglich zwei) angehören, weil sich Skifirmen die aufwendige Ski-Präparierung kaum noch leisten können. Insgesamt beschäftigt der ÖSV 200 Betreuer für 400 Athleten. Wobei jeder Sportler, so der Präsident, dem ÖSV im Jahr "von 80.000 bis 250.000 Euro" kostet.

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