NHL

Vanek wechselt von Buffalo zu den New York Islanders

Der Österreicher erzielte in 634 Partien für die Sabres 269 Tore.
Vanek wechselt von Buffalo zu den New York Islanders
Thomas Vanek ist neuer Teamkollege von Michael Grabner bei den New York Islanders. Die Buffalo Sabres haben sich am Sonntagabend überraschend von ihrem Kapitän getrennt und den 29-jährigen Steirer an die Islanders abgegeben. Im Gegenzug wechselte Matt Moulson nach Buffalo, zudem erhielten die Sabres ein Erstrunden-Draftrecht 2014 und ein Zweitrunden-Draftrecht 2015. Vanek, der fünftbeste Torschütze in der Geschichte der Sabres, soll am Dienstag im Heim-Derby gegen die New York Rangers sein Debüt für die Islanders geben.

Dass Vanek im Laufe der Saison abgegeben wird, hat sich in den vergangenen Wochen abgezeichnet. Dennoch kam der Wechsel am Sonntag überraschend.

"Angesichts der Situation in Buffalo musste der Transfer früher oder später passieren", sagte Vanek am Montag nach seinem ersten Training mit den Islanders. "Aber wenn es dann wirklich passiert, ist man zu Beginn geschockt."

Der langjährige Top-Torjäger ist im letzten Jahr seines Siebenjahres-Vertrags, den er am 6. Juli 2007 erhalten hatte und insgesamt 50 Millionen Dollar (36,29 Mio. Euro) schwer ist. Die Sabres befinden sich nach enttäuschenden Saisonen mitten im Umbau und Vanek war ihre wertvollste Transfer-Aktie. Nach Saison-Ende hätte Vanek den Klub aus dem Nordwesten des US-Bundesstaates New York als Free Agent ohne Kompensation verlassen können. Daher entschloss sich Buffalo-Manager Darcy Regier, seinen Stürmerstar zu versilbern und für Trümpfe für die Zukunft einzutauschen.

Stanley Cup als Ziel

Vanek hatte in den vergangenen Monaten erklärt, dass sein großes Ziel der Stanley Cup ist. Bei einem schnellen und erfolgreichen Umbau hätte er sich einen Verbleib in Buffalo über das Jahr 2014 hinaus vorstellen können. Allerdings sieht es nicht danach aus. Buffalo ist nach 13 Spielen Schlusslicht der Liga und wird wohl das Play-off zum dritten Mal in Folge verpassen, daher schien eine Vertragsverlängerung sehr fraglich.

Die Islanders befinden sich dagegen im Aufschwung. Der Klub aus Long Island, der im Sommer 2015 in das Barclays Center nach Brooklyn umzieht, hat im vergangenen Frühjahr erstmals seit 2007 das Play-off erreicht und ist gegen die Pittsburgh Penguins um die Superstars Sidney Crosby und Jewgenij Malkin erst nach hartem Kampf in der ersten Runde ausgeschieden. Die Islanders von Trainer Jack Capuano gelten als offensivstarke Mannschaft mit Verbesserungspotenzial in der Defensive. "Das ist ein großartiges, junges Team", lobt Vanek seine neue Kollegen.

Vanek wechselt von Buffalo zu den New York Islanders
Vanek wird bei den Islanders nicht nur Teamkollege des Villachers Grabner, sondern wird erstmals in seiner NHL-Karriere auch mit einem absoluten Top-Center spielen. Österreichs Sportler des Jahres 2007 wird an der Seite von Islanders-Kapitän John Tavares stürmen. Der 23-jährige Spielmacher ist in der vergangenen Saison hinter Alexander Owetschkin und Crosby zum drittbesten Spieler der Liga gewählt worden.

Davon sollte Torjäger Vanek profitieren. Der Steirer, der 2003 von Buffalo als Nummer fünf gedraftet worden ist und seit seinem Debüt am 5. Oktober 2005 (gegen die Islanders) in der NHL nur für die Sabres eingelaufen ist, war sechsmal bester Torschütze seines Clubs und zweimal fünftbester Torjäger der Liga (2006/07 mit 43 Treffern, 2008/09 mit 40 Treffern). Er verlässt die Sabres als fünftbester Torschütze der Clubgeschichte mit 254 Toren im Grunddurchgang.

Ob Vanek längerfristig für die Islanders spielt oder sich im Sommer 2014 einen neuen Club sucht, ist offen. "Wir schauen uns das Tag für Tag an und fokussieren uns einmal auf die nahe Zukunft. Dann schauen wir, wo wir zu Saisonende stehen", erklärte Vaneks Agent Steve Bartlett. Ebendiese Haltung ist für viele Experten auch Grund genug, die Sabres als "Gewinner" des Trades einzustufen, denn am Ende des Tages - sprich nach der Saison - könnten beide Spieler als Free Agents dastehen und anderswo dem Puck nachjagen, wobei den Sabres wenigstens die Chance auf zwei neue Top-Prospects bleibt.

Geb.: 19. Jänner 1984 in Baden bei Wien, aufgewachsen in Zell/See und Graz
Familienstand: verheiratet mit Ashley, drei Kinder
Position: Stürmer
Club seit 28. Oktober 2013: New York Islanders (bisher: Buffalo Sabres)
Debüt: am 5. Oktober 2005 gegen die New York Islanders
NHL-Bilanz (für Buffalo): 634 Spiele - 269 Tore, 248 Assists, 517 Punkte
Gehalt 2013/14: 6,4 Mio. Dollar
Homepage: www.thomasvanek.at
Stationen als Spieler: Zell/See, Graz, Lacoka Wolves (CAN, 1998/99), Rochester Americans AAA (USA, Herbst 1999), Sioux Falls Stampede (USA/USHL, 1999-2002), University of Minnesota (USA/US-Collegeleague, 2002-2004), Rochester Americans (USA/AHL, 2004/05), Buffalo Sabres (USA/NHL, 2005/06 bis 28. Oktober 2013).

Meilensteine und größte Erfolge

2002/03: College-Meister mit der University of Minnesota, MVP des Finalturniers.
21. Juni 2003: Beim NHL-Draft von den Buffalo Sabres als Nummer fünf gedraftet.
2. September 2004: Vertragsunterzeichnung bei den Buffalo Sabres.
2004/05: 42 Tore für Rochester Americans, zweitbester Torschütze der AHL, Club-Rekord für Tore eines Rookies eingestellt.
5. Oktober 2005: NHL-Debüt gegen die New York Islanders (6:4) und erster Assist.
9. November 2005: Erstes NHL-Tor.

2005/06: mit 25 Toren zweitbester Club-Torschütze im Grunddurchgang, Conference-Finale mit Buffalo.
2006/07: Mit 43 Toren fünftbester Torschütze der NHL, Sieger der Plus/Minus-Wertung (bei Toren der eigenen Mannschaft auf dem Eis/plus bzw. bei Gegentreffern/minus), Conference-Finale mit Buffalo.
6. Juli 2007: Vertragsverlängerung in Buffalo: 50 Millionen Dollar für sieben Jahre, mit 10 Mio. Dollar weltweit Top-Verdiener in der Saison 2007/08

Oktober 2007: Ehrung zu Österreichs Sportler des Jahres 2007.
Jänner 2009: Nominierung für All-Star-Game.
2008/09: Mit 40 Toren neuerlich fünftbester NHL-Torschütze. Sechsmal bester Club-Torschütze (43 Tore 2006/07, 36 Tore 2007/08, 40 Tore 2008/09, 28 Tore 2009/10, 32 Tore 2010/11, 20 Tore 2012/13)
1. Oktober 2013: Vanek wird zum Kapitän der Buffalo Sabres ernannt (für die Heimspiele).

Mit 254 Treffern im Grunddurchgang Platz fünf in der ewigen Torschützenliste der Sabres.
Mit 106 Überzahl-Treffern viertbester Powerplay-Torschütze der Sabres-Geschichte.
Erfolgreichster Overtime- und Penalty-Torschütze der Sabres-Geschichte.

Was haben Alexander Owetschkin, Ilja Kowaltschuk, Jarome Iginla und and Dany Heatley gemeinsam?

Sie sind die einzigen Eishockey-Spieler, die seit 2006 mehr Tore in der besten Eishockey Liga der Welt haben als Thomas Vanek. Der 29-jährige Grazer ist eine ganz große Nummer in der National Hockey League. Deshalb berichten nordamerikanische Medien auch sehr aufgeregt über den Transfer von Vanek von den Buffalo Sabres zu den New York Islanders. Der Teno: Die Islanders haben mit Vanek ein gutes Los gezogen. Vor allem dann, wenn sie es schaffen in kommenden Sommer Vanek länger zu binden. Denn 2014 läuft Vaneks Siebenjahresvertrag, der mit 50 Millionen Dollar ist, aus. Er ist dann Free-Agent. In der laufenden Saison müssen die Islanders einfach Vaneks Lohn übernehmen. In der laufenden Saison bekommt der Österreicher 6,4 Millionen Dollar (4,65 Millionen Euro).

Neuer Spielpartner Tavares

Der Klub in der schäbigen Halle namens Nassau Veterans Memorial Coliseum in Uniondale auf Long Island. Doch Vanek kann dort auch sportlich wieder glücklich werden. Buffalo hatte bis auf Tormann Ryan Miller alle guten Spielkameraden des Österreichers schon abgegeben. Im Vorjahr musste auch Trainer Lindy Ruff gehen, der aus dem Super-Talent Vanek 2005 einen NHL-Star gemacht hat. In der nahen Zukunft setzen die Sabres auf junge Spieler und versuchen einen langfristigen Neuaufbau. Vanek hätte sein Talent dort nicht mehr richtig entfalten können. Bei den Islanders wird Thomas Vanek mit John Tavares spielen. Der 23-jährige Kanadier ist einer der besten Spielmacher der Liga und wird die Tormaschine Vanek in Gang bringen können. Tavares ist ein genialer Powerplayspieler, die beiden könnten vor allem im Überzahlspiel eine Macht werden.

Dass mit Michael Grabner bei den Islanders ein weiterer Österreicher spielt, ist nur für Österreicher interessant, hat sportlich aber weder für die Islanders noch für das Nationalteam eine Auswirkung. Grabner spielt bei den Islanders ein wichtige Rolle, kommt aber im Powerplay nicht zum Einsatz und soll eher für Torgefahr in den hinteren Sturmlinien sorgen. Da er kaum mit Vanek in einer Sturmlinie spielen wird, können sich die beiden also auch nicht für die Olympischen Spiele in Sotschi im Februar einspielen.

Die seeligen Islanders

Sollte Vanek mit den Islanders tatsächlich erfolgreich sein und es zu einem neuen Vertrag in New York kommen, dann kann man dem Grazer dazu nur gratulieren. Denn die Islanders übersiedeln 2015 ins moderne Barclays Center nach Brooklyn, wo auch die Brooklyn Nets in der NBA spielen. Und die Lebensqualität auf Long Island mit zig Kilometer langen Sandstränden wird auch nicht schlechter sein, als in Vaneks letztem Wohnort Clarence, einem netten Vorort von Buffalo.

Bedenklich stimmt allerdings ein anderer Aspekt. Buffalo-Manager Darcy Regier sagte: „Wie andere Spieler war auch Thomas geschockt. Aber wir haben ihm gedankt für das was er in seiner Zeit bei Buffalo für den Klub getan hat.“ So ein Umgang mit dem Kapitän eines Teams ist gelinde gesagt ein Skandal. Spieler vom Kaliber eine Thomas Vanek werden normalerweise in Transfer-Überlegungen eingebunden. Wie es sich jetzt herausstellt war Vanek für die Sabres viel zu loyal. Er hätte sich schon im Sommer aktiv nach Alternativen umsehen müssen, und nicht bei einem Klub bleiben, der in den nächsten fünf Jahren keine Chance auf einen Spitzenplatz in der NHL hat. Spieler in der NHL werden wie ein „Stück Fleisch“ (© Michael Grabner) gehandelt. Der Villacher war 2010 von Vancouver nach Florida transferiert worden, weil er dort in den Testspielen nicht traf kam er ins Farmteam nach Rochester und wurde von dort von den New York Islanders verpflichtet. In seiner ersten Saison auf Long Island erzielte Grabner 34 Tore und wurde letztlich glücklich.

Wünschen wir Thomas Vanek dasselbe.

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