Vanek und Raffl starten ins Play-off

Auf Thomas Vanek (rechts mit Sturmkollege Desharnais) lastet der Druck beim traditionsreichsten Eishockeyklub der Welt
Thomas Vanek und Michael Raffl starten mit großen Hoffnungen in die finale Phase der NHL.

Es dauerte fast acht Wochen, bis die nächtlichen Eskapaden einiger Teamspieler bei den Olympischen Spielen in Sotschi aufgearbeitet waren. Jetzt konzentrieren sich die Österreicher wieder auf ihre Aufgaben: das verjüngte Nationalteam auf die WM der Division I in Südkorea (ab Sonntag) und die NHL-Spieler Thomas Vanek und Michael Raffl auf ihre Play-off-Spiele. Vanek und die Canadiens sowie Raffl und die Flyers zählen nicht zu den Favoriten, können aber dennoch überraschen. Alle Play-off-Duelle werden in Best-of-seven-Serien ausgetragen, der Stanley-Cup-Sieger muss also 16 Spiele gewinnen.

Michael Grabner, der dritte NHL-Profi aus Österreich, schaffte mit den New York Islanders den Einzug ins Play-off nicht.

Viel turbulenter hätte die Saison für den Österreicher nicht verlaufen können. An einem Oktober-Abend wurde er von seinem Klub Buffalo informiert, dass er transferiert wurde und bereits am kommenden Tag für die New York Islanders spielen sollte. Und als bei den Islanders klar war, dass sie das Play-off nicht erreichen würden, wollten auch sie Vanek mit seinen 6,4 Millionen Dollar (4,6 Millionen Euro) pro Jahr wieder von der Gehaltsliste haben und gaben ihn an Montreal ab.

Dazwischen lagen noch die Olympischen Spiele in Sotschi, bei denen Österreich mit Platz zehn sportlich überraschte, aber wegen der nächtlichen Ausflüge von sieben Spielern dennoch für negative Schlagzeilen sorgte.

Tore und Assists

In Montreal wurde Vanek vorerst glücklich. In den 18 Spielen für den Rekord-Champion erzielte er sechs Tore und sammelte neun Assists. Montreal ist ein Klub, der aufgrund seiner Tradition nicht nur um die Play-off-Teilnahme spielt, sondern um den Gewinn des Stanley-Cups. Allerdings ist der letzte Erfolg schon lange her: Die Canadiens waren 1993 das letzte kanadische Team, das die NHL gewinnen konnte.

Zum Auftakt des Play-offs geht es für Montreal bereits am Mittwoch in Florida bei Tampa Bay Lightning los. Von den vier Saisonduellen gewann Tampa drei, drei Spiele gingen in die Verlängerung oder ins Penaltyschießen. Im Grunddurchgang hat Tampa 101 Punkte geholt, Montreal 100.

Nach dem Training am Dienstag sagte Vanek: „Tampa ist ein sehr starkes Team. Sie sind explosiv, haben einen guten Tormann, eine gute Defensive. Die Spiele werden mit Sicherheit sehr eng.“

Als Vanek das letzte Mal mit großen Hoffnungen ins Play-off startete, war Daniel Brière einer seiner Mitspieler. Buffalo kam 2007 als punktbestes Team des Grunddurchgangs bis ins Semifinale. 2014 sind Vanek und Brière bei den Canadiens wieder in einer Mannschaft. Aber in anderen Rollen: Der einstige Topscorer Brière kam mit 36 Jahren nur noch auf 25 Scorerpunkte in 69 Partien, Vanek ist mit 27 Toren und 41 Assists in 68 Partien der Topscorer im Team. Deshalb bildet der Grazer auch mit Desharnais und Pacioretty die erste Sturmformation. Und die Verantwortung liegt dieses Mal vor allem auf Vaneks Schultern.

Manchmal muss sich Michael Raffl beim Aufstehen in der Früh irgendwo zwicken, damit er sicher sein kann, nicht noch zu träumen. Einen solch kometenhaften Aufstieg in den letzten zwölf Monaten hätten sich nicht die größten Optimisten zu erwarten getraut. Doch es ist wahr geworden. Der 25-jährige Villacher schaffte den Sprung vom schwedischen Zweitligisten Leksand in die National Hockey League und wurde Stammspieler bei den Philadelphia Flyers: Eine Cinderella-Story mit einem Österreicher in der Hauptrolle.

Am Donnerstag startet Raffl mit den Flyers in sein erstes NHL-Play-off. Es geht ausgerechnet gegen den Lokalrivalen New York Rangers. Die Rangers gelten als Favorit und haben in den ersten beiden Spielen Heimvorteil. Doch Play-offs haben oft gezeigt, dass dies nicht ausschlaggebend sein muss, weil härter und intensiver gespielt wird. Und das können die Flyers. "Mit unserem Team ist alles möglich", sagt Raffl. "Diese Mannschaft hat viel Charakter." Die Flyers sind in der Defensive schlechter und in der Offensive besser besetzt als die Rangers.

Lob und Dollar

Der Villacher hat bei den Flyers im Sturm schon alle Rollen eingenommen. Er hat Mittelstürmer gespielt, er war in der ersten Linie, genauso in der dritten und vierten. "Egal wo und mit wem er spielt, er macht seine Mitspieler besser", lobte sein Trainer Craig Berube. Ein größeres Lob kann es für einen Eishockey-Spieler gar nicht geben.

Die Bestätigung, dass die Lobeshymnen nicht nur leere Worte waren, kam in Form eines neuen Vertrages, der Raffl bis 2016 um 2,2 Millionen Dollar (1,6 Millionen Euro) reicher macht. Und von Philadelphia wurde Raffl zu Wochenbeginn mit der Pelle-Lindbergh-Memorial-Trophy ausgezeichnet. Diese bekommt jener Flyers-Spieler, der sich am meisten weiterentwickelt hat.

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